Beiträge von WorkingDogs

    Eigentlich sind doch genau da die Züchter in der Verantwortung.

    Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass das leichter gesagt als getan ist.

    Manche Charakterzüge zeigen sich erst nach der 8. Woche und besagte 8 Wochen sind auch super schnell rum.

    Nein, ich plädiere nicht für eine spätere Abgabe nach der 8 Woche merkt man nämlich schnell dass die Welpen Einzelbetreuung brauchen.

    Und dann kann man den Leuten nur vorn Kopf gucken, man steckt nicht drin und ein Käufer ist auch nicht dazu verpflichtet jegliche Züchterratschläge anzunehmen und umzusetzen.

    Es ist super spannend wie unterschiedlich sich Wurfgeschwister entwickeln, auch davon abhängig wie die neuen Besitzer so drauf sind und wie es um deren Nervenkostüm besteht, wo die Prioritäten liegen, usw.

    Und dann gibt es auch innerhalb der Rasse gerne mal ziemliche Unterschiede zwischen den Linien.

    Irgendwo sind es halt auch Lebewesen und der Käufer hat auch sowas wie Eigenverantwortung.

    Ich finde es nicht unnormal, das ein erwachsener Mensch mit der Ankunft eines Welpen überfordert sein kann. Ich denke so geht es auch ganz vielen frische gebackenen Eltern, einfach weil man etwas ganz anderes gewohnt ist und einen niemand darauf vorbereitet kann, außer man hat vorher schon massig Berührungspunkte gehabt.

    Schwierig finde ich eher, die Schuld bei anderen zu suchen. Vor allem als Hundeanfänger kann man doch gar nichts vernünftig beurteilen und einordnen.

    Sensible Rassen Halte ich da übrigens nicht für geeigneter, weil diese sich von dieser Unsicherheit viel zu sehr beeinflussen lassen, ein robuster, nervenstarker aber freundlicher Charakter macht Startschwierigkeiten viel besser mit als so Sensibelchen, wobei es natürlich auch total coole Ersthundehalter gibt die sich eh nicht erschüttern lassen. Und bei vielen Dingen ist es einfach auch Glück, super viele Hunde bringen sowas wie eine Leinenführigkeit, Stubenreinheit oder Alleinebleiben einfach mit, ganz rasseunabhängig. Denen muss man das nicht beibringen, da geht es eher darum es nicht zu versauen (Kleiner, aber feiner Unterschied!).

    Einen bestimmten und robusten Umgang braucht man schon bei bestimmten Charakteren von kernigeren Rassen, das lässt sich nicht vergleichen. Terrier, Gebrauchshunde - da können schon ziemliche Charakterköpfe dabei sein die durchaus rabiater lernen müssen ihre Zähne bei sich zu behalten, auch wenn der Schlüppi mal schief sitzt. Das heißt aber nicht das man dauerhaft mit denen so Umgehen muss und auch nicht prinzipiell. Und das ist auch gewollt bei solchen Rassen, das muss einem auch immer bewusst sein, dass man das momentan alles direkt pathologisch findet ist modern.

    Unter Umständen eben schon. Genau danach habe ich ja gefragt. Natürlich kann es sein, dass man das pauschalisieren kann. Es ist möglich, dass es ausreichend Studien gibt, die zeigen, dass ein hoher COI im absoluten Großteil der Fälle schlecht ist. Dann wäre das wissenschaftlicher Konsens und dann wäre (erstmal) egal, warum genau das nun so ist, es wäre sinnvoll, das so zu akzeptieren und nicht als Mode abzutun.

    Naja, das ist doch alles im Wandel. Ein Beispiel wäre die Merle-Forschung, da ist man auch nicht mehr auf dem Wissensstand von vor 20 Jahren. Und COI ist einfach ein komplexes Thema und nicht so pauschal zu behandeln wie einfache Erbgänge. Dazu kommte dann ja auch noch die relativ neue Epigenetik.

    Fängt ja schon damit an, auf wie viele Generationen berechnet wird.

    Ich denke wenn dich das Thema Zucht interessiert, dann kann ich dir das Buch „Rassehundezucht“ von Irene Sommerfeld-Stur ans Herz legen. Das beleuchtet unabhängig viele Hintergründe und erläutert die Theorie.

    Und du meinst, dieses Konzept ist bei den Alaskans kein Problem, weil die Musher bestimmt all ihre ungeeigneten Hunde "verschwinden lassen"? Oder wo ist da der Unterschied?

    Ist es nicht eher so, dass bei einer Rasse, die optisch variabler ist, ein Hund, der keine passende Leistung bringt im Grunde letztendlich kein "richtiger" Alaskaner mehr ist und sich damit auch dessen Nachwuchs schnell in der Bedeutungslosigkeit verlieren würde? Weil ja schnell bekannt ist, wenn die Hunde nicht tauglich sind.


    Oder wo liegt der große Unterschied zwischen dieser Art von Leistungsselektion und der Selektion bei Gebrauchshunden/Jagdhunden?

    Ernst gemeinte Fragen.

    Ich kenne mich bei den Alaskanern nicht aus und kann dir nicht sagen, ob ein Blick hinter die Kulissen bestätigen würde was geschildert wird.

    Gebrauchshunde oder auch Jagdhunde haben einen Rassestandard, der auch die Optik betrifft. Was ja nun mal in diesem Land auch wichtig ist, grade bei der Größe und dem Gewicht haben die Leute ja doch sehr konkrete Vorstellungen. Das diese Standard falsch ausgelegt, überinterpretiert werden oder es halt diverse SG für die ZZL braucht liegt nicht daran dass es einen Standard gibt.

    Ist das nun Mode oder aktueller wissenschaftlicher Konsens? Auch hier, ehrliche Frage, ich weiß es nicht. Dazu sollte es doch eigentlich Fakten fernab von Meinung geben.

    Was heißt denn wissenschaftlicher Konsens? Du hast den COI, die Heterozygotie und sowas wie DLA Gene, dazu auch noch die Epigenetik, Komplexe Erbgänge, Penetranz, usw. Das ist halt Grundlagenforschung, da macht Dir keiner irgendwelche Vorgaben, man kann das Wissen nur anwenden in der Praxis und berücksichtigen.

    Warum sollte ein hoher COI denn prinzipiell problematisch sein? Dafür müssen erstmal entsprechende Schadgene in der Population sein, zu wenig DLA Gene, usw. Das kann man einfach nicht pauschalieren. Es gibt genug Beispiele für enge Linien innerhalb einzelner Rassen bei denen es keine Probleme gibt. Wieder andere haben sie. Letztens steht und fällt es damit welche Hunde in der Zucht landen.

    Wildes Verpaaren ist sicherlich auch nicht wissenschaftlicher Konsens.

    Sinnvoll ist das ganze halt auch nur bei Problemen. Schäferhundkeratitis ist so ein Beispiel, da stelle ein gewisses DLA einen Risikofaktor da. Ein wieder anderes DLA soll ein Schutzgen im Bereich Magen-Darm sein. Nun macht es natürlich Sinn ein entsprechendes Schadgen rauszuziehen, logisch. Ggf. Über andere Rassen neue Gene reinzuholen, die müssen aber auch erstmal anders sein, oft ist das gar nicht unbedingt der Fall.

    Frisches Blut kann immer mal Sinn machen, beim Geflügel ist man da beispielsweise lockerer, ähnlich der Alaskaner, aber da ist auch nicht alles Gold was glänzt, es gibt viel richtigen Mist und es ist als Käufer ohne Wissen unfassbar schwierig, dagegen ist der VDH echt Luxus.

    Was hat das eine mit dem anderen zutun? Ich dachte, Zucht bedeutet bewusste Selektion und nicht "ah, der hier lebt noch, der braucht Nachwuchs"

    Es züchten die Leute die züchten wollen, nicht die die einen geeigneten Hund haben.

    Der COI einer Population interessiert mich als Züchter nur nebenbei, wichtig ist die Werte der eigenen Zuchthunde zu wissen. Ob Handlungsbedarf besteht leitet sich von der eigenen Linie ab und ob es konkrete Probleme gibt. Ein hoher COI führt halt nicht zwangsläufig zu Problemen, auch wenn diese Deutung momentan modern ist.

    Viel sinnnvoller wurde ich es finden, wenn man zB die niederläufigen Bracken/Laufhunde, die meinem Verständnis nach ja fast identische Aufgaben haben, zusammen fasst, statt sie immer weiter in Insel Populationen zu züchten.

    Dann gibt es keine Schweizer Niederlaufhunde, Tiroler Bracken, Bayrische Gebirgsschweißhunde mehr, sondern eben niederläufige Bracken.

    Als Beispiel.

    Das wäre auch mein Ideal. Grade getrennte Farbzucht oder überhaupt Farbzucht kann ich nicht verstehen.

    Mit "wie vor 150-200 Jahren" meine ich, daß das Rasse Verständnis eben das ist, was vor Einführung von Crufts und äußeren Rasse Merkmalen praktiziert wurde.

    Ich meine damit nicht die Haltung, wie sie vor 150 Jahren normal war.

    Damit geht ja aber noch mehr einher. Beispielsweise führt auch eine Verbesserung der Ausbildungsmethoden zu einer Verschlechterung der Hunde. Weil man dadurch mehr Hunde in die Zucht bekam, die da eigentlich nicht reingehörten. Dem war man sich in den 90igern schon bewusst.

    Ich sehe auch das wir da handelsbedarf haben, aber in der Realität leider häufig nicht so einfach. Wie gesagt, bei meinen Rassen gibt es die Möglichkeit, es werden auch DSH und Mali gekreuzt.

    Bei Mali ist es mAn etwas schwieriger, durch die vielen Linien und Selektionen wird das Bild da mit Sicherheit verzerrt werden, dort ist enge Linienzucht eigentlich Satz, deutlich enger als ich sie beim homogeneren DSH erlebe, wo es das zweifelsohne aber auch gibt, aber bei 3/3 ist Schluss, nach ZO.

    Das ist dann irgendwie sinnlos, ja. Aber eben auch ein ganz anderes Vorgehen, als es die AH Züchter überwiegend betreiben.

    Ich vermute, der Fokus auf Leistung ist hier ein Faktor, der den Hunden zugute kommt.

    Ja, der Leistungsfokus fehlt. Auch bedingt durchs Tierschutzgesetz und die Mentalität. Belastungen sind strafbar, die Mentalität fehlt einfach. Die Hunde werden ja schon bemitleidet weil sie zur AD 20km Rad fahren sollen. Früher gab es auch im IGP die Palisade noch, heute will man 80cm Hürden. Wenn eine im Winter baden kriege ich Stress mit den Mitmenschen. Die armen Hunde. Wie soll man da noch selektieren?

    Weist du woran das liegt? Sehr kleine Zuchtbasis?

    Zu kleine Zuchtbasis, der Arbeitsbereich ist so gut wie obsolet. Aber auch etwas was ich ungünstig finde, wir haben so viele Rassen mit Kleinstpopulationen, da sind Probleme doch vorprogrammiert. Im Geflügelbereich hol ich mir solche Rassen gar nicht erst ins Haus, das wird nichts, zu wenige Züchter, alles zu eng, die sind nicht robust.