Beiträge von WorkingDogs

    Da immer nur auf einheimisch zu pochen, kommt mir irgendwie pauschal als auf "damals war alles besser" zu pochen.

    Darum geht es gar nicht, alleine im Nutzpflanzenbereich haben wir viele wichtige Pflanzen die gebietsfremd sind (Tomaten, Kartoffeln, usw.) und auch im Zierbereich gibt es unzählige Arten die zwar nicht nützlich sind, aber zumindest nichts verdrängen.

    Es geht darum, ob sich eine Art invasiv verhält, sprich heimische Arten aktiv verdrängt. Das geht anderen Kontinenten mit unseren Pflanzen nicht anders. Die Mageritte ist mWn in Teilen von Nordamerika ein riesiges Problem.

    Das ist auch kein "früher war alles besser", sondern ein gehen mit der Forschung, einzusehen, dass es invasive Arten gibt ist der modernste Ansatz, daran festzuhalten dass man alles pflanzen kann, das ist doch eher veraltet.

    Wo liegt das Problem bei Robinien? Sie sind theoretisch nicht einheimisch ja aber bei uns (Brandenburg) ein Baum der mit der extremen Trockenheit und den sehr kargen Böden gut klar kommt. Die üblichen "heimischen" Bäume schaffen es hier oft gar nicht mehr, da sich die Bedingungen einfach auch in den letzten 100Jahren klimatisch sehr verschärft haben. Da immer nur auf einheimisch zu pochen, kommt mir irgendwie pauschal als auf "damals war alles besser" zu pochen.

    Ich denke man muss da ein bisschen differenzieren. Und die Robinienblüte ist zb gut erreichbar für Insekten. Wo man etwas gucken muss, sind Heideflächen, da breitet sie sich schnell aus aber das Problem liegt eher im nicht mehr beweiden- und das Problem liegt beim Schäfersterben, was andere Ursachen hat..

    Die Robinie ist ein Stickstoffsammler und reichert die Mageren Böden an. Magerstandorte zählen zu den artenreichsten Standorten die es gibt mit einem enormen Ökologischen Wert. Diese werden durch Robinien zerstört.

    Nur weil eine Pflanze Blüten hat, ist sie nicht gleich wertvoll. Wie schon geschrieben ist der Nektar- und Pollenwert entscheidend sowie die Frage ob Spezialisten geholfen wird. Invasive Arten versorgen nur Generalisten.

    Bei der Heide hingegen stehen viele Arten mittlerweile auf der Vorwarnliste, eine Pflanze mit gutem Nektarwert, Niedrigem Pollenwert und es gibt diverse Spezialisten die diese Pflanze brauchen.

    Es gibt unheimlich viele heimische Bäume die kaum noch gesetzt werden durch die Forstwirschaft. Viele davon kommen gut mit Trockenheit klar.

    Heideflächen verbuschen ohne Beweidung/Pflege. Beispielsweise mit Buchen oder Wacholder.

    Es fällt oft gar nicht auf, dass sich die Pflanzen verbreiten. In meinem Garten habe ich dieses Jahr diverse Setzlinge der Späten Traubenkirsche. Hier steht nirgends ersichtlich eine späte Traubenkirsche, ich selbst habe vor 3 Jahren eine gewöhnliche Gepflanzt (heimisch). Trotzdem ist sie da.

    Die späte Traubenkirsche kenne ich sehr viel aus SH, wenn man hier die Hecken im Außenbereich mal genauer bestimmt steht diese dort zu Massen und verdrängt die heimischen Arten. Aber es interessiert niemanden.

    Beim Flieder reden wir aber nicht von dem Flieder der voll mit Schmetterlingen hängt wenn er blüht? Was soll an dem für Insekten Mist sein?

    Doch, genau der ist gemeint. Mist ist daran, dass er heimische Arten verdrängt und dass er Insekten anlockt, aber nur für wenige Arten überhaupt erreichbar ist, durch die Form der Blüten. Die Tiere mühen sich also ab, kommen aber gar nicht an genug Nektar. Wichtig bei der Bewertung darüber wie Insektenfreundlich Pflanzen sind, ist der Nektar- und Pollenwert sowie die Frage von Raupenfutterwert und ob es Spezialisten für die Pflanze gibt und nicht bloß Generalisten. Also nicht wie viele Insekten an der Pflanze zu finden sind, sondern wie effizient diese überhaupt sammeln können bei der jeweiligen Pflanze. Hier schneiden Sorten häufig sehr schlecht ab, vor allem wenn die Sorten gefüllte Blüten aufweisen oder sowieso "kastriert" sind.

    Auch Insektenhotels sind nicht nur gut, wenn diese zu kurz sind, sind sie zwar gut besucht, aber die Tiere legen weibliche Puppen erst in 4 oder 5 Reihe, sprich: sind die Röhren zu kurz werden nur Männchen gelegt, die der Population nicht helfen.

    Und dann brauchen die Raupen auch Futter. Hier sei der Zitronenfalter genannt, dieser braucht Zwingen den Faulbaum, ohne Faulbaum kein Zitronenfalter. Die Raupe ist nämlich spezialisiert.

    Finde ich auch - man kann es auch übertreiben mit dem Verteufeln von Ziergärten. Auch habe ich draussen in der Natur noch nie verwilderte Wucherungen von Flieder gesehen, im Gegensatz zu Kirschlorbeer (der wohl leichter verschleppt wird).

    Kommt einfach drauf an, wie euer Boden beschaffen ist. Oft trifft man diese auf Bahndämmen an oder in sandigen Regionen. Nur weil man es nicht sieht, ist es ja nicht gelogen.

    Es geht nicht ums verteufeln, sondern um den Verzicht auf relativ wenige Pflanzen. Man hat doch immer noch die Option auf Tausende andere Pflanzen sowie entsprechende Sorten. Sie sollten lediglich im eigenen Garten bleiben.

    Bei uns in Norddeutschland gibt es Gegenden, da steht der Flieder wirklich in Massen in den Außenbereichen. Im Landkreis Peine beispielsweise, da fällt das Vorkommen massiv auf.

    Kann man solche Vorlieben von Menschen nicht mit dem Nützlichen verbinden?

    Nein, eben nicht. Weil der Flieder nicht im eigenen Garten bleibt, sondern sich auf wertvollen Magerstandorten ansiedelt. EIn Garten ist leider nicht von der Außenwelt abgeschlossen.

    Das ist ja das Ding an invasiven Pflanzen, sie verdrängen heimische Arten, auch, wenn man das im eigenen Garten nicht wahrnimmt.

    Etwas anderes sind gebietfremde arten die sich nicht vermehren. Die sind für unsere Insekten auch nicht nützlich, aber zumindest verbreiten sie sich nicht auch noch dabei.

    Da gibt es keinen Kompromiss, diese Pflanzen schaden unserer heimischen Tier und Pflanzenwelt massiv und gehören deshalb verboten. Und so wirklich verstehe ich auch nicht, wo das riesige Problem liegt einfach etwas anderes zu pflanzen. Es ist nur eine Pflanze und wir sprechen von erwachsenen Menschen die diese Entscheidungen treffen, da sollte Verzicht und Verständnis funktionieren.

    Es geht nicht um insektenfreundlich, sondern darum unserem Ökosystem nicht zu schaden. Das ist eher auf einer Stufe damit, dass die Industrie keine Abwässer in unsere Flüsse leiten darf.

    Grad beim Flieder weiß das sicher kaum wer.

    Schlimm finde ich immer, welche Filme die Menschen fahren, weil man ihnen diese oder auch weitere pflanzen "verbieten" möchte. Soziale Medien meide ich da mittlerweile komplett, die Kommentare darf man sich echt nicht geben. Privat erlebe ich das leider ganz ähnlich, man klärt auf wo man kann und trotzdem wird Flieder, Kirschlorbeere und co angeschafft. Es bringt nichts. Und das liegt auch nicht am Bildungsstand, ich kenne genug hochgebildete Akademiker die das nicht verstehen (wollen?) oder für Humbug abtun. Mein Liebslingsbeispiel ist ein Verwandter der sich im Außenbereich in Brandenburg seinen eigenen Robinienwald züchtet, weil die ja so schön schnell wächst und er seinen eigenen Wald noch erleben möchte. Was diese Pflanze dort anrichtet ist total egal. Hauptsache ich, ich, ich.

    (Ich fühle mich da ja immer so wie in der Qualzuchtdebatte, wo die Liebhaber ja auch bereit sind einen sehr hohen Preis dafür zu zahlen, dass ihnen die Hunde optisch zusagen. Und so ist es ganz ähnlich, noch niemand konnte mir sinnhaft erklären was diese invasiven Pflanzen denn nun können sollen, wofür sich kein heimisches äquivalent finden soll. Geht halt um Optik, schätze ich. Oder um Ego, keine Ahnung. Aber sehr anstrengend.)