Rauchervitamine als ein Beispiel:
Raucher haben bei bestimmten Vitaminen (A, C, E) niedrige Blutwerte - aka vermeintliche Mängel.
Diese vermeintlichen Mängel sollten durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden. Klingt ja auch erstmal sinnvoll. Es besteht ein "Mangel" (niedriger Blutwert), also sollte man da gezielt gegenwirken.
Resultat waren deutlich mehr Krebs- und Todesfälle - AUFGRUND der Vitamine.
Gleicher Versuch mit B-Vitaminen. Nahezu gleiches Ergebnis.
Vitamine A und E in Form erhöhter Zufuhr stehen auch für sich und außerhalb von Rauchern in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Krebs.
Aktuelle These ist: Es handelt sich um Antioxidantien, die Zellen vor Schäden schützen. Klingt nett. Sie schützen aber auch Krebszellen. Normalerweise werden die vom Körper erkannt, da entartet, und deswegen ausgesiebt und getötet. Funktioniert aber nicht mehr, wenn man sich so voller Antioxidantien pumpt, dass der Mikrotumor dadurch einen Schutzschild bekommt und fröhlich vor sich hinwachsen kann. Das teils über Jahre hinweg unbemerkt.
Was auch sehr gerne verwechselt wird, sind natürliche Mikronährstoffzufuhr und Nahrungsergänzungsmittel. Esse ich Gemüse und Obst, hab ich da ein komplexes Zusammenspiel aus Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen usw., die Bioverfügbarkeit gestaltet sich vollkommen anders und der Organismus kann sich ganz anders und bedarfsgerechter "bedienen" als bei einem hochkonzentrierten Mittel. Es gibt in Lebensmitteln bzw. bei der Aufnahme davon Wechselwirkungen, die größtenteils Überdosierungen verhindern, weil die Ausscheidung begünstigt wird, die Verdauung erschwert ist usw. Bei einer Nahrungsergänzungsmittel funktionieren diese wichtigen und schützenden Mechanismen nicht mehr, weil die Gegenspieler fehlen.
Deswegen ist die Aussage: "Überdosierung ist (teilweise) gar nicht möglich" mit sehr viel Vorsicht zu genießen.
Denn vor nicht allzu langer Zeit hielt man Rauchervitamine für eine gute Idee.
Vitamine konnte man ganz generell nicht überdosieren.
Und noch heute ist es (trotz bekannter Verbindung zwischen den Vitalstoffen und Krebs u.a.) nicht üblich zu fragen: Wie viele Nahrungsergänzungsmittel nehmen Sie?
Im Gegenteil, und das hab ich im letzten Jahr erst mit meinem an Krebs erkranktem Partner erlebt, da wird sogar noch zu erhöhter künstlicher Zufuhr geraten! Zeigt man dann die Studien vor, warum das eine ganz dumme Idee ist, kommt "Oh..."
Nur, weil man nach den ersten Tagen oder auch Monaten Überdosierung keine spürbare Anzeichen hat, heißt das nicht, dass Überdosierung keine Folgen hat.
Und nur, weil man einen niedrigen Blutwert bei Vitamin x hat, heißt es eben auch nicht, dass die künstliche und gesteigerte Zufuhr langfristig eine gute Idee ist.
Komplexes Thema, das Ganze.