Die Frage ist, was ihr mit dem Hund vorhabt und so, wie ihr die ersten vier Tage verbracht habt, scheint ihr ja wahrscheinlich auch später mit dem Hund leben zu wollen. Das ist völlig legitim, aber dann würde ich mir überlegen, ob genau dieser Hund wirklich der richtige für Euch ist und ihn - so schwierig das wahrscheinlich für Euch ist - zeitnah zurückbringen. Seid ihr allerdings bereit, Euch auf einen Hund einzustellen, bei dem es nicht unwahrscheinlich ist, dass er sein Leben lang auf alles Fremde mit grosser Skepsis und Furcht reagiert, kann man sich überlegen, ihn doch zu behalten. Sein Leben die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre so einzuschränken, muss man allerdings wollen. Da hat die Trainerin wahrscheinlich schon nicht ganz unrecht.
Ich finde tatsächlich, dass das die zentrale Frage ist. Man schiebt diesen Gedanken immer so schnell weg. Weil man ja den Hund wollte und jetzt ist er da und nun hat man auch die Verantwortung. Allerdings hat man diese Verantwortung im besten Fall 16 Jahre lang. Und nicht jeder hat die Möglichkeiten , das Leben um einen unsicheren Hund herum zu planen und darauf auszurichten. Gewisse Dinge, die für einen zum Leben dazu gehören, gehen mit so einem Hund vielleicht niemals.
Und nein, ich finde auch nicht, dass das ein normales Verhalten ist. Wenn man jetzt einen Tierschutzhund oder ein Vermehrer-Überraschungsei bekommt und sich ein bisschen mit den Entwicklungsphasen von Hunden auskennt, kann man sich so ein Verhalten durchaus erklären. Wenn sich aber ein Hundeanfänger einen Hund bei einem (vermeintlich seriösen) Züchter holt, dann erwartet man vermutlich etwas anderes. Jetzt könnte man wieder sagen, dass man sich besser informieren muss. Die Frage ist nur, wann erkennt ein Laie denn, wann er gut genug informiert ist. Der Laie kann ja gar nicht einschätzen, welche Informationen richtig oder falsch sind. Man geht davon aus, dass man einen guten Züchter gefunden hat und daher auch einen wesensfesten Hund bekommt. Nun ist das schief gegangen und man ist an dem Punkt, wo man sich überlegen muss, ob man diesem Hund sein Leben lang gerecht werden kann. Vermutlich wird das Leben mit diesem Hund anders aussehen, als man sich das vorgestellt hat.
Möglicherweise bekommt man mit viel Geduld und Training auch noch einiges hin. Ich glaube aber ehrlich gesagt, ein Hund, der mit 5 Monaten derart unsicher ist, wird wahrscheinlich keine gelassene coole Socke mehr, die man überall mit hin nehmen kann und die alles wegsteckt.