Beiträge von SophiaF

    Ich hab mir deine anderen Beiträge gerade nochmal durchgelesen. Du hattest ja schon mal einen Thread zum Thema ruhige Spaziergänge, wo das Thema Auslauf aufkam. Habt ihr da schon was verändern können? Unsere Jacky ist ja auch ein (Klein)pudel und von der Beschreibung her ähnlich wie euer Pudel. Wenn wir Jacky nicht zB. im Wald richtig rennen lassen könnten, würde die uns auch die Wände hochgehen.

    Gerade nach dem Spaziergang dreht sie oft auf und kann sich nicht selbst regulieren. Würden wir sie hier nicht zur Ruhe zwingen, würde die hier ebenfalls komplett am Rad drehen.

    Wie sieht es mit anderen Hundekumpels aus? Hat er da welche, mit denen er mal richtig rennen kann?

    Barry ist in den letzten 2 Monaten deutlich ruhiger geworden und schafft es viel besser auch während Spaziergängen runterzukommen. Ich habe den Eindruck, er hat sich bei vielen Dingen mittlerweile gut eingependelt.


    Früher hat ein Reiz den ganzen Spaziergang gekillt, mittlerweile klappt das viel besser. Wir haben aber auch wirklich viel an allen möglichen Punkten gearbeitet. Kurze ruhige Sequenzen haben wir immer wieder belohnt und auch gezielt trainiert, dass er neben uns mit lockerer Leine läuft. Das klappt noch nicht gut (er zieht noch sehr viel und rennt auch mal mit voller Kraft in die Leine), aber hat insgesamt mehr Ruhe in den Spaziergang gebracht. Wir arbeiten also noch daran.


    Komplett frei läuft er selten, aber wir haben ihn öfters an der Schleppleine. Hundekumpels hat er keine. Wir haben ihm die Option mehrmals gegeben, aber andere Hunde interessieren ihn wenig. Da wird sich beschnuppert und dann dreht sich Barry weg als ob er es nicht nötig hätte, mit anderen zu spielen. :beaming_face_with_smiling_eyes:

    Was sind denn die Themen, an denen Ihr arbeiten möchtet?

    Naja, Barry ist ja ein Junghund und dementsprechend gibt es noch diverse Themen, an denen wir arbeiten.


    Das größte Thema ist das Laufen an der lockeren Leine, aber dabei bin ich mir sicher, dass Druck nicht hilft. Andere Themen sind Bewegungsreize oder das Anspringen von (teilweise sogar fremden) Menschen. Bei letzterem kann ich mir deutlich mehr vorstellen, dass ein aversiver Ansatz hilft. Ihn dauerhaft bei jedem Fußgänger abzulenken ist jedenfalls keine Lösung für uns.


    Irgendwie kann ich mir den Lerneffekt davon schwer vorstellen. Wenn der Hund zurückgezogen wird und sich nicht selbstständig abwendet oder Abstand zum Reiz herstellt, lernt er dann wirklich, dass das aktuelle Verhalten unerwünscht ist? Oder lernt er eher, Zug nachzugeben?

    Ja, er lernt, nicht mehr dem Reiz hinterherzugehen. Er darf sich nicht nach vorne lehnen bzw. Zug aufbauen. Man muss dabei schon den richtigen Moment treffen, aber man sieht bei Barry einen sehr deutlichen Lerneffekt. Wir haben allerdings auch vorher schon viel Impulskontrolle geübt, vielleicht verknüpft er das.

    Wo ist das Problem alle Trainingsansätze die man zur Verfügung hat zu nutzen? (Auch) aversiv trainieren ist an sich nichts Schlechtes.

    Das Problem liegt darin, dass mir die Erfahrung fehlt um zu beurteilen, was wann angemessen ist. Viele Dinge sind ja Lernprozesse und man kann nicht sofort erkennen, ob etwas funktioniert.


    Natürlich erkenne ich, wenn Barry Angst hat bzw. der Schwanz eingeklemmt ist. Aber ist das der Punkt, an dem es zu viel war?


    Unsere Hundetrainerin benutzt für viele Situationen das Umorientierungssignal, in denen ich intuitiv "Nein" gesagt und den Hund weggezogen hätte. Das "Nein" sagen hat z.B. beim Jagen nach Blättern nichts gebracht. Die Umorientierung holt ihn aber zumindest aus der Situation raus, allerdings einfach nur weil er weiß dass er ein Leckerli bekommt. Das körperliche Stoppen bzw. Zurückhalten bringt ihn ziemlich aus der Fassung. Er duckt sich dann oft weg, legt die Ohren an und klemmt die Rute ein, hört aber auch sofort auf Interesse an den Blättern zu haben. Ist dann das körperliche Stoppen das richtige, weil sofort ein Erfolg zu sehen ist?

    Hi,


    wir waren mit unserem Pudel mittlerweile in 3 Hundeschulen und haben zusätzlich noch ein paar Stunden bei einer Trainerin gehabt.


    Die ersten beiden Hundeschulen waren mehr oder weniger nutzlos und wir haben die Kurse schnell wieder abgebrochen. Unsere jetzige Hundeschule ist super, die Gruppe ist klein und auf jeden einzelnen Hund wird eingegangen. Vorher hatten wir wie erwähnt noch einige Einzelstunden bei einer anderen Trainerin, die uns bei einigen Themen geholfen hat (z.B. Autofahren).


    In den Einzelstunden haben wir sehr viel mit Leckerli gearbeitet. Wir haben ein Umorientierungssignal gelernt, das für vieles eingesetzt wurde, z.B. auch für das Jagen von Blättern. Sobald unser Hund die Blätter im Fokus hatte, sollten wir das Signal sagen und ihn davon abbringen. Das funktioniert auch gut, hat allerdings keinen Lerneffekt bei unserem Hund. Beim nächsten Blatt rennt er wieder hinterher. In der Hundeschule haben wir jetzt daran gearbeitet, den Hund aktiv von Bewegungsreizen abzuhalten indem man ihn an der Schulter zurückzieht (nicht grob, aber bestimmt).


    Wir haben jetzt also zwei Ansätze für ein Problem. Der eine funktioniert in der Situation gut, der andere ist deutlich direkter, aber scheint eine Verhaltensänderung zu ermöglichen. Da unser Barry gut darauf reagiert, werde ich den Griff an die Schulter weiter verfolgen.


    Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob das unsere Linie wird. Ich kenne die Diskussionen über aversives Training und möchte meinen Hund auf jeden Fall nicht so trainieren. Die Grenze von dem, was als "aversiv" bezeichnet wird, ist aber schwierig und vermutlich muss das jeder für sich selbst definieren. Mögt ihr was dazu sagen, wie ihr euren Weg gefunden habt? Wie kann ich einschätzen, ob ein Trainingsansatz schon "zu viel" ist? Pudel sind ja als sensibel bekannt.

    Mich würde deshalb mal interessieren, woher ihr den Hund denn habt SophiaF ?


    Grundsätzlich würde ich aber auch sagen: Waldspaziergänge sind für einen pubertierenden Jagdhund nun nicht unbedingt reizarm, ganz im Gegenteil. Meiner kann das heute noch nicht gut ab.

    Was bei uns viiiiel besser funktioniert hat: Gassi im Industriegebiet oder auf dem offenen Feld in wildarmer Gegend. "Reizarm" heißt ja nicht zwangsläufig "keine Menschen", sondern viel eher "weniger der Reize, die den Hund interessieren"

    Barry ist vom Züchter und ist aus unserer Sicht gut sozialisiert worden. Er ist in der Wohnung aufgewachsen, kannte mit 12 Wochen schon sehr viel. Rückblickend aber vielleicht auch zu viel?


    Danke für den Tipp bzgl. Wald. Ja, den Eindruck hatte ich auch schon öfters. Wir haben hier noch einen riesigen Parkplatz, der am Wochenende leer ist. Da laufen wir auch gerne herum, besonders weil Wald und Wiese am Wochenende sowieso immer zu voll sind. Leider liegt auf dem Parkplatz aktuell sehr viel grobes Salz und Rollsplit. Aber sobald das wieder weg ist, machen wir wieder da weiter. Vielleicht auch etwas mehr als früher. :relieved_face:

    Um das noch mal klar zu machen: er rennt nicht von vorne herein im Wald gegen Bäume. Er wird immer überdrehter und landet dann am Ende im einem Zustand der Zoomies sehr nahe ist. Das heißt er ist unkonzentriert, stolpert eher mal über Äste, dreht sich bei Geräuschen um und merkt dann nicht dass neben ihm ein Baum auftaucht.


    Was ich damit ursprünglich sagen wollte: es sind nicht diese "oh, er ist wuselig und überdreht, wie süß"-Zustände, sondern er ist so drüber, dass wir ihm helfen müssen damit nichts schlimmeres passiert.


    Habt ihr ihn denn Mal gesundheitlich auf den Kopf stellen lassen? Blutbild und so, Schmerzen ausschließen?

    Bevor du jetzt sagst "ich würde ja wohl merken, wenn er Schmerzen hat..." Nicht jeder Hund zeigt Schmerzen gleich.

    Ist er beim Gassi, gerade bei den Leinengassi, warm genug eingepackt? Also wirklich, mit bedeckten Oberschenkeln und allem?Übermäßiges Rennen wollen ist gerade in dieser Jahreszeit gern Mal ein Zeichen dafür, das dem Hund zu kalt ist.


    Beim Tierarzt waren wir. Der erste hat uns ausgelacht, nach dem Motto "Haha, das ist ein Junghund, natürlich ist der stürmisch und will rennen! Kommen Sie mal in einem Jahr wieder, wenn das immer noch so ist.". Wir haben dann auf Empfehlungen einen anderen TA gefunden, der deutlich offener für unsere Sorgen war und auch Blut abgenommen hat. Der Cortisol-Spiegel war deutlich zu hoch, alles andere war OK. Cushing Syndrom hat er ausgeschlossen.


    Seine Empfehlung war ALLES herunterzufahren und vor allem statt körperliche Auslastung mehr auf mentale Auslastung zu setzen. Suchspiele, Apportieren, usw. Das haben wir dann auch gemacht und die Cortisolwerte waren nach einem Monat wieder in einem normaleren Bereich. Immer noch erhöht, aber nicht mehr auf diesem extrem hohen Level. Seitdem tasten wir uns langsam an das Aktivitätslevel heran, das passt, aber so einfach ist das leider nicht.


    Hundephysio waren wir auch. Erst zur allgemeinen Diagnose und dann noch auf dem Wasser-Laufband, um den Gang genauer anschauen zu können. Er hatte einige Verspannungen, aber nichts was bei einem Hund im Wachstum unnormal wäre. Wir haben "live" ein paar Griffe gezeigt bekommen, wie man ihn aktiv beruhigen kann, was wirklich super hilfreich war.


    Einen Mantel hat er auch, ja. tragen wir momentan immer wenn wir länger als beim Abend-Pipi draußen sind.

    Wenn du ihn an der Leine hast, kannst du auch ma einen Futterbeutel oder ein tolles Spiele fallen lassen auf dem Weg, und ihn dann frei zurück schicken um es zu holen. Dann tauschen gegen Fleischwurst oder Käse etc. Damit er sofort lernt, bei dir gibt es den leckeren Superjakpot.

    Dann wird rennen verbunden mit Zisammenspiel.

    So haben wir das auch eigentlich immer gemacht. Zwischendurch mal etwas suchen, auf einen Baumstamm klettern oder zusammen darüber balancieren.

    Ich muss jetzt auch noch mal nachfragen bevor ich das komplett falsch verstehe.

    Der 9 Monate alte Hund bekommt jeden Tag nur etwa eine Stunde Bewegung? Und das über den kompletten Tag verteilt?

    Und maximal zweimal die Woche etwas mehr?

    Wenn ja, das finde ich, ehrlich gesagt, arg wenig. Da läuft mein Sheltie ja mehr, und der ist noch nicht ganz ein halbes Jahr alt.

    Geht die Frage an mich?


    Falls ja, verstehe ich nicht, woher du die Informationen nimmst. Zum einen ist er 6 Monate alt, zum anderen geht es hier um unseren "Haupt"-Spaziergang, die "große Runde". Natürlich gehen wir mehrmals am Tag raus.

    Da viele Themen mehrfach angesprochen wurden, will ich nicht einzelne Zitate herauspicken. Ich fasse es einfach mal zusammen.


    Zum Thema "Mehr Auslastung": wir waren testweise mit ihm viel an der Schleppleine unterwegs und haben ihn nur noch zum kurzen Lösen an der kurzen Leine gehabt. Er ist auch auf diesen Spaziergängen schnell "drüber" und rennt dann wie irre herum, stolpert über Äste und prallt gegen Bäume. Das hat sich nicht mit der Zeit verändert. Ganz im Gegenteil ist er auch daheim oft überdreht gewesen und ist gar nicht mehr zur Ruhe gekommen. Nach 5 Tagen im Wald an der Schleppleine hatte er abends 30 Minuten lang Zoomies und war gar nicht mehr ansprechbar. Wir waren kurz davor ihn in die Tierklinik zu bringen.


    Einfach jeden Tag auspowern lassen ist eine nette Vorstellung, funktioniert aber einfach nicht. Wie BieBoss schon erwähnt hat, gerät er in einen Stresszyklus, der sich nur durch Ruhe wieder abbauen lässt. Wenn er aber durch jeden Waldspaziergang noch schneller "drüber" ist und nicht mehr runter kommt, ist das wohl ein Beweis, dass das Programm zu viel ist. Das ändern leider auch traurige Smilies nicht. Wir würden liebend gerne jeden Tag mit ihm im Wald herumtollen, aber er macht das nicht mit. Mit 2 Ruhetagen dazwischen funktioniert es aber einigermaßen ausgeglichen. Er ist nicht schon nach 5 Minuten im Wald "drüber" und kommt auch danach wieder runter.


    Generell habe ich auch den Eindruck, dass ein falsches Verständnis von unseren aktuellen Spaziergängen entstanden ist. Er muss nicht 20 Minuten an der kurzen Leine neben mir laufen. Wir haben eine 3m Leine, die ich locker halte, so dass er etwa 2.5 Meter Radius hat. Er kann überall schnüffeln, wir bleiben stehen, machen auch kurze Pausen auf einer Bank oder stehen einfach nur herum. Aber das alles geht nicht mehr wenn er "drüber" ist, weil er dann nur noch rennen will und sich mit voller Kraft in die Leine hängt. Er darf auch ansonsten spielen, wir toben mit ihm und machen eine Menge Unsinn. Allerdings immer auch mit einem Auge darauf, dass er nicht in dieses Dauer-Überdrehen gerät ("nach müde kommt doof").


    Wobei er ja gottseidank noch viel schläft, wie Du berichtest, also noch ist da kein heftiger Schaden eingetreten. Aber es ist klasse, daß Du drauf achtest, und die Situation so wahrnimmst, und was dagegen tun möchtest! Weil dauerhaft so ein Streß richtet auch Schäden im Körper an.

    Es ist nicht "noch", sondern "wieder". Gerade in den ersten 4-5 Wochen bei uns hat er VIEL zu wenig geschlafen. Abends haben wir ihn jeden Tag 1-2 Stunden im Arm halten müssen, damit er nicht noch die ganze Nacht durch die Wohnung tobt. Wir haben ihn nur durch ganz viel Ruhetraining wieder an den Punkt gebracht, dass er zuverlässig zur Ruhe kommt.


    Ansonsten, BieBoss vielen Dank für den langen Text mit vielen Ideen. Das Herumsitzen haben wir immer wieder mal angefangen, haben aber keine Erfolge gehabt. Er schaukelt sich auch dabei selbst immer wieder hoch und fängt dann an zu buddeln. Im Wald darf er buddeln, aber bei Sitzbänken bzw. nahe Gehwegen ist das nicht so toll. Selbst wenn man danach die Löcher wieder zuschiebt und festtritt, klebt überall die lose Erde und so ein Schlachtfeld will ich eigentlich nicht hinterlassen. :see_no_evil_monkey:

    Ich würde empfehlen, dass ihr unterscheidet zwischen Halsband - dann wird ordentlich Leineführigkeit trainiert unddas nur wenige Minuten am Stück und Geschirr - dann darf auch mal leichter Zug drauf sein. Euer Hund hat einfach noch nicht die Konzentration für dauerhafte Leinenführigkeit. Meinen 3 jährigen muss ich daran noch erinnern und auch für meine 10 jährigen ist das nicht gerade die Paradedisziplin.

    Leine am Halsband ist leider fast unmöglich. Er zieht so sehr, dass er würgen muss, bleibt kurz stehen und macht dann weiter. Wir haben noch die Möglichkeit ihn vorne am Geschirr anzuleinen. Das haben wir schon für das gezielte Training versucht, aber leider auch ohne Erfolg. Vor allem hängt er dann sehr schief im Geschirr, weil er sich beim Ziehen zur Seite beugt. Das ist vermutlich für die Wirbelsäule richtig ungesund.


    Uns geht es auch eigentlich gar nicht so sehr um Leinenführigkeit. Das ist sowieso eine Definitionsfrage, aber wir wären schon sehr glücklich damit, wenn er nicht so schnell so stark ziehen würde.