Alles anzeigenDanke Ariodante!
Genau so sehe ich das auch.
Ich hab so viele Videos gesehen, Artikel und Bücher gelesen - an keiner Stelle hab ich sowas gefunden - überall ist alles positiv und aufbauend und halt viel ignorieren. Und auch die ganze Zusammenführungsgeschichte - einmal googeln und dann sieht man überall "warte ein Jahr lang, dann erst zusammenführen" (übertrieben natürlich). Dann fragt man hier - mit der Hoffnung auf Verständnis und wird gefühlt zu 80% attackiert, dass man ja keine Ahnung hat.
Wenn ihr wüsstet, wie oft und wie viel ich mich mit dem Thema befasst habe... nur leider halt OHNE Praxis! Wie auch, mein erster Hund - seit 2 Wochen.
Was ich gelernt habe - und diese Lernphase, die du jetzt durchlebst, hatte ich mit meinem Hund auch -, war, intuitiv deinem ersten Impuls folgen. Dauert, aber was ein Hund braucht, gerade in einer No-Go-Situation, ist eine authentische Handlung - und Katzen jagen ist absolutes No-Go.
Wie, ich glaube, Lockenwolf schon geschrieben hat: Was machst du mit einem Kind, das auf die Straße rennen möchte? Erstmal erklären, warum das ne doofe Idee ist? Nö, du reißt (oder schubst) es zurück und es kriegt den Anschiss seines Lebens. Was machst du mit einem Kind (oder einem Erwachsenen), das eine Katze treten möchte? Du hinderst es erstmal körperlich (schubsen, davor stellen) daran, bevor du mit Erziehungsmaßnahmen beginnst.
Und nicht anders machst du es mit dem Hund. An der Tat hindern und entsprechendes Feedback geben. Es muss aber eben ohne groß Nachdenken passieren (Schubs ich, stell ich mich davor, wie schimpfe ich etc.). Dass kann ein Zurückschubsen und ein scharfes "Ey" sein, dass kann ein körperliches Zurückdrängen sein etc. Du musst wissen, was a) zu dir passt und b) zum Hund passt. Nur, wichtig, keine Ausnahmen. Jagen ist nicht. Der Hund darf gar nicht erst die Möglichkeit bekommen zu jagen, und die Reaktion auf den Versuch muss entsprechend angepasst werden.
Mit „sei mal intuitiv“ ist es wie mit „sei doch mal spontan“ - das klappt so nicht. Bauchgefühl ist eben nicht angeboren, sondern speist sich aus eigener Erfahrung, Erleben von anderen, Beispielen und erlerntem Wissen. Daher passt das Kinderbeispiel nicht wirklich: Ich weiß, wie meine Eltern mit mir umgegangen sind, ich weiß, wie andere Eltern das geregelt haben, habe eine Idee, ob Kinder ein Stopp!! verstehen, weiss, wie Straßenverkehr funktioniert usw. So eignet man sich ein Bauchgefühl an, auf das man zurückgreifen kann, wenn das Kind zur Strasse rennt. Und eine grundsätzliche Idee, wie man reagieren kann, braucht man auch, um mit dem Hund zu interagieren. Ich habe noch nie gesehen, wie jemand seinem Hund eine Ansage macht. Mein Bauchgefühl hätte mir am Anfang vorgeschlagen „Hund, lass das bitte.“ Nicht so zielführend, das war schon klar. Dank der raren Beispiele (danke flying-paws !) hier (auch deine genannten sind hilfreich!), konnte ich aber eine Vorstellung gewinnen, was gemeint ist und konnte dann das nächste Mal auch intuitiv und offenbar authentisch reagieren. Ergebnis: Hund geht nicht mehr über Couchtische und lagert nicht mehr direkt hinter den Rollen des Schreibtischstuhls. Wir sind weit weg von einem sauberen Abbruch (dazu brauche ich doch eher mal die Trainerin), aber Zusammenleben und Bauchgefühl haben sich verbessert. Will heißen: Intuition will geübt sein und braucht auch Beispiele und Anstösse von von aussen.