Und ansonsten.
Galgo ist nicht gleich Galgo.
Zuerst mal ist das einfach spanisch für "Windhund".
Galgo Espanol ist der spanische Windhund und eine eigene Rasse. Allerdings: sehr viele Tierschutzgalgos sind keine Galgo Espanoles, sondern Mixe oder Mixmixe. Oft mit Greyhoundeinschlag. Manchmal was anderes. Jagdgebrauchskreuzungen. Landschläge. Jeder Jäger glaubt, er mischt sich seinen Tophund selber zusammen. "Upswürfe" und in weiterem Sinne Vermehrerhunde.
Registrierte FCI Galgo Espanol gibt es wesentlich weniger, als "Dünne, schnelle Hunde, die gerne jagen" an allen Ecken.
Ein Galgo mit Stehohren zb war vermutlich auch so ein Mixmix. (Was nicht negativ zu lesen ist. Persönlich find ich Fokus auf Reinrassigkeit nicht unproblematisch)
Die Bandbreite dessen, wie sie aufgewachsen sind, ist größer als beim Tierschutzgreyhound. Renngreyhounds leben und arbeiten unter relativ standardisierten Bedingungen. Papiere haben sie auch. Man weiß, wann sie geboren sind, kann ihre Züchter ausfindig machen. Theoretisch findet man hinterher sogar Trainer, weiß, womöglich, was sie wann gefressen haben, auf welcher Trainingsfarm sie zum breaking in waren und wer der Tierarzt war, der den Hund nach der einen Verletzung bei dem Rennen, das man auf Youtube gesehen hat, behandelt hat. Oder so.
Beim "Galgo" weiß man oft: nichts.
Alter geschätzt, Vorgeschichte geschätzt, und letzlich auch Rasse geschätzt.
Aufzucht: von total okay, nur eben als Nutztier gehalten bis komplette Isolation im Bretterverschlag.
Es gibt total offene Charaktäre, entweder ohne schlechte Erfahrungen oder mit hoher Resilienz und schwerst traumatisierte Hunde, wegen Misshandlung und, ich wage zu behaupten, manchmal auch einfach wegen scheiß Genetik. Kann auch schief gehen, wenn man Hunde wild vermehrt.
Und es gibt alles dazwischen. Wesentlich häufiger, als beim Tierschutzgreyhound allerdings Hunde ohne Umwelt- und Handlingerfahrung.
Grundsätzlich sind Galgos und "Galgos" häufig schon bei den "einfacheren" Windhundrassen dabei. Keine Aggression ist aber lächerlich. Aggression gehört zu Lebewesen dazu. Manche Formen von Aggression sind halt unüblich, wenn ein Hundetyp eher nicht wachsam ist, kaum bis nicht territorial, keinen Schutztrieb hat. Ein futterneidiger Galgo kann einem trotzdem genauso in die Hand hacken. Sleep startle- Schlafaggression (eher beim Grey) oder andere Hunde bei Jagdspielen tackern oder so kann auch der netteste Galgo zeigen. Ist nicht zwingend aggressiv, aber halt auch nicht immer schön.
Ich mag Galgos und "Galgos", aber die RosaZuckerwattengeschichten dahinter nicht. In meiner Welt haben Tierschutzgalgohalter durchaus auch mal Probleme. Angsthunde, die das Leben sehr einschränken. Hunde, die keine anderen Hundetypen außer andere Galgos kennen und deshalb erst mal alle doof oder sehr gruselig finden. Fehlgeleitetes Jagdverhalten aka zu starkes Interesse an rennenden kleinen Hunden. Leinenpöbeln. Undundund.
Manches davon hat nicht zwingend damit zu tun, dass es Windhunde sind, sondern einfach damit, dass es Zweit-Dritt-Vierthandhunde mit womöglich wenig Sozialisierung und Prägung außerhalb eines kleinen Zwingers im Nirgendwo.
Manche Probleme hat man mit Galgos nicht oder selten. Eben zb weil sie tendentiell kein sonderliches Schutzverhalten zeigen o.ä. und abseits des knallharter Jäger seins, oft recht weiche Hunde sind. Zumindest erwachsen. Galgowelpe nach älterem Tierschutzgalgo ist für manche Adoptanten erst mal Kulturschock.
Wenn Du ein Umfeld hast, in dem ein potentiell unableinbarer Hund auch mal sicher frei laufen kann (ich bin kein Verfechter der Theorie, dass Galgos nie frei laufen können und kenne auch etliche, die diese Theorie ad absurdum führen. Aber es gibt klar einfachere Rassen für Freilauf und Galgoindividuen wo besser immer ein Zaun drum rum bleibt) - warum nicht wieder Galgo? Grad in D gibt es eh so viele auf Pflegestellen und mindestens eine "Galgoauffangstation".
Dass man beim nächsten Hund genauso Glück hat wie beim ersten - weiß man auch bei Nichttierschutzhunden nie. Und jeder ist immer anders als der Vorgänger, neu einstellen muss man sich immer.
Warum ich keine Galgos mehr habe und aktuell auch nicht will, auch nicht als Pflegehund, liegt nicht daran, dass sie so kompliziert wären, sondern mir andere Dinge grad wichtiger sind. Persönlich hab ich grad keine Lust auf Mittelmeerkrankheiten, orthopädische Baustellen, Jagdhunde die man nicht sportlich auslasten kann, weil man ihre Vorgeschichte und Aufzucht nicht kennt, ihre Vorschäden; oder weil einen der Tierschutz sonst lyncht.