Naja, aber genau das passiert auch, wenn die halbe Mischlingspopulation im Dorf eh verwandt ist.
Ja, sag ich doch, wenn man genauso weitermacht wie in der Rassezucht (mit einer begrenzten und kleinen Population) ist das nicht besser.
Das ganze Problem der Rassezucht ist, dass alle Hunde einer Rasse eng - zu eng - verwandt sind. Das ist bekannt.
Der Kontrast dazu wäre mit Hunden zu züchten (oder eben Mischlinge zu "produzieren", die nicht nah verwandt sind. Ist doch logisch.
Das müsste ja - theoretisch - nicht unkontrolliert und ohne Abstammungsnachweis passieren. Man könnte ja theoretisch auch von Mischlingswürfen die Eltern dokumentieren und so die Abstammung dokumentieren.
Heutzutage (Chip, Gentest) wäre das ja recht problemlos machbar, wenn es z.B. einen Verein gäbe, der sowohl die Einhaltung der Zuchtbedingungen (Gesundheitschecks der Eltern, Wurfzahle etc) kontrollieren und die Abstammung dokumentieren würde (hat Limetti ja schon mal so erwähnt, weiter oben)
Ob man jetzt alle Labrador-Großeltern dokumentiert, oder den Labbi-Opa, den Pudel-Opa, die Labbi-Oma, und die Cocker-Oma -möglich wäre das. Und dann kann man gucken, dass man eben nicht mit Abkömmlingen derselben Großeltern nochmal kreuzt.
Klar, dass müsste erst mal jemand tun und wollen etc. pp. Aber es wäre problemlos möglich, Mischlingshunde unter kontrollierten Bedingungen zu vermehren, ohne Inzucht zu betreiben.
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So einfach ist es eben nicht. Jeder Hund trägt Defektgene in sich. Immer.
Wenn ich systematisch Mischlinge züchte, trägt die erste Generation die angesammelten Defektgene aus 2 Rassen, in unterschiedlichem Ausmaß.
Die, wenn rezessiv, überhaupt kein Problem machen. Viele Defektgene sind rassespezifisch und bei allem, wo Träger nicht erkrankt, ist völlig egal, ob der Mix selber Träger ist, immerhin hat er theoretisch 25% Chance, es zu sein, und ist trotzdem gesund - Zumindest in genau dieser Generation.
Alles unter Vorbehalt zu sehen, ich bin wahrlich nicht der genetische Supertotaloberchecker - Aber wie mache ich dann weiter?
Womit mixe ich den Mix in der zweiten Generation?
Nehme ich einen Mix aus den selben beiden Rassen, auch wenn die 4 Elterntiere in ihren 2 Rassen möglichst wenig verwandt sind, habe ich ja wieder das Problem: Kann alles, was in beiden Ausgangsrassen so schlummert, theoretisch auch geerbt haben, ohne dass man es sieht.
Die zwei auf allen Seiten möglichst unverwandten F1 Mixe könnten ganz theoretisch aber beide Träger von irgendwas aus den Ausgangsrassen sein und in der F2 hab ich plötzlich affected Tiere dabei.
Oder wieder Träger. Mit einer gewissen Restwahrscheinlichkeit schwappt das dann in die F3, selbst wenn ich ne ganz andere Rasse dazu
nehme. Undsoweiter.
Das bezieht sich jetzt mal nur auf die rezessiven Defektgene. Also die, die hauptsächlich in Gentests erfasst werden können - sofern man sie schon kennt.
Alle anderen Erbfehler können sowieso in jeder Generation bunt vorkommen. Wir kennen bei vielen Dingen den Erbweg gar nicht oder welche Umweltfaktoren mit rein spielen usw.
OutcrossOutcrossOutcross und immer neue Rassen dazu kann man sicher machen. Aber dann weiß man irgendwannngar nimmer, was man kriegt und ob die Nachkommen 5 oder 50 Kilo haben werden usw.
Und 100% gesund müssen die auch nicht sein. 100% gibt das Leben grundsätzlich nicht her.
Und wer steuert systematische Mischlingszucht? Ohne populationsgenetische Überwachung und Auswertung weiß ich ja auch nicht, was ich langfristig mache.
Und Selektionsmechanismen die wahrscheinlich dazu beitrügen, dass halt überlebt, wer es kann, sind heutzutage entweder nimmer legal oder ziemlich geächtet.
Bei Rassehundezucht, mit oder ohne Einkreuzung, hätt ich, in einer idealen Welt, immerhin noch etwas mehr Steuerungsmöglichkeiten, die zumindest mit dem Tierschutzgesetz in Einklang zu bringen sind und außer persönliche Eitelkeiten zu treffen, niemandem weh täten, inklusive eines Netzwerkes, Datenbanken etc.
Ganz eventuell: würden Züchter keine eigenen Entscheidungen treffen, sondern Rassehundezucht als eine Art Kollektiv agieren, in dem man sich zb Verpaarungen nicht nach Titel aussuchen kann, sondern zugewiesen bekommt, was der Genpool bräuchte, wär vielleicht mehr rauszuholen.
Ohne genug Zuchtbasis und später dann Abnehmer und Leute, die weiter züchten, kommt halt auch Mischlingszucht nicht weit.
Zumal: Wer braucht einen Hund "ohne Eigenschaften", wenn ich mischemischemische ohne ein anderes Ziel als "Gesundheit"? Oder ich mische, bis ich wieder bei Rasse bin, und dann vor den selben Problemen stehe wie vorher.
Womöglich ist nicht so sehr Rassehundezucht selbst oder allein das Problem. Meinem Verständnis nach sehen das auch die gängigeren Genetiker und Autoren in dem Bereich nicht so, dass Rassehundezucht grundsätzlich verkehrt ist. Eher werden die Zuchtstrategien und Kriterien warum und wie ein Hund in die Zucht kommt, angeprangert.
Natürlich auch komplett geschlossene Zuchtbücher. Aber selbst wenn die geöffnet wären, geschehen keine Wunder, wenn Zuchtstrategien und Kriterien warum und wie ein Hund in die Zucht kommt, gleich bleiben.
(Ich hab übrigens Hunde einer Rasse mit offenem Zuchtbuch - und Hunde einer Rasse wo in "meine" Linie inoffiziell eingekreuzt wurde oder wird. Nun, das macht jetzt auch nicht alles super. Dafür haben zb meine Whippets ein höheres Risiko für Knochenkrebs und Corns als die ohne Einkreuzung. Und bei denen mit offenem Zuchtbuch will kaum wer, dass die aussehen, wie Registerhunde, sondern den momentan gefragtesten Showtyp. Also hmpf.)