Terri-Lis-07
Bzgl Größe.
Hui, gibt aber kaum was, wo so gestritten wird und gestritten werden kann wie Größenmessungen.
Der Whippet zb ist eine der Rassen, die auch für den Sport gemessen werden muss. Mit einem Jahr und mit zwei.
Nicht nur kann der Hund wachstumsbedingt jünger etwas größer sein, bis die Breite kommt und die Schulter wieder etwas absinkt, nein, es gibt noch 300 andere Faktoren und dazu muss ich den Hund noch nicht mal trainieren, dass er etwas geduckter steht um kleiner zu sein.
Ich hab von einer Hündin 18 Messwerte. 6x elektronisch, 6mal mit Körmaß, 6x Knochenlängenmethode. Insgesamt 6 Formwert- und Leistungsrichter haben den Hund an 3 verschiedenen Tagen gemessen.
Bei der Ausstellung am Tag der ersten Renngrößenmessung war sie einer von 2 Whippets im Ring, die nicht vom Richter gemessen wurden, weil "Die ist klar im Maß" (Also unter 47cm).
Zwei Stunden später sagt die Lasermessung was anderes. Allerdings jedes Mal aufs Neue.
Der Hund ist zwischen 48 und 52cm groß. Am wahrscheinlichsten bzw als Mittelwert aller Messwerte ist sie 50,5cm.
Also 3,5cm übern Standardmaß, in dem das Augenmaß sie aber sah.
Wie groß der Hund wirklich ist? Naja, wohl irgendwas zwischen 48 und 52cm.
Hündin 2, 12x gemessen - also auch öfter, als bei einer Körung, aber nach dem gleichen Modus, ist 45-47cm. Am wahrscheinlichsten 46,6cm.
Da sind die Eltern wahrscheinlich im Maß (seit einigen Jahren nur noch Idealmaß. Größer ist kein Zuchtausschlussgrund mehr), die Wurfschwestern sind, bis auf meine Hündin, alle etwas drüber, der Rüde liegt auch im Maß.
Hündin 3 hat zwei sehr bis zu große Elternteile, ist aber im Maß, also selbst wenn man 500x misst, ist sie irgendwo im erlaubten Bereich (Da gäbe es Zuchtausschluss bei Übergröße, nachdem man die erlaubte Standardgröße schon deutlich nach oben gesetzt hat. Allerdings...misst die keiner. Bei uns auch nicht zur Zuchtzulassung ).
Hündin 4 hat eine zu große Mutter und einen kleinen Vater, ist jedoch riesig für die Rasse. Bei den Vollschwestern ist von klein bis viel zu groß alles dabei.
Kenn ich auch bei anderen Würfen, dieser beiden Rassen, die sehr inhomogen ausfallen. Wo bei ner mittelgroßen Rasse ungefähr 8, 10, vielleicht sogar 12cm zwischen kleinstem und größtem Wurfgeschwister liegen.
Wie das dann vererbungsmäßig bei denen allen weiter ginge? Tja, wenn man das immer so genau wüsste, wie das läuft bei der Größenvererbung. Klein plus Klein ergibt Klein stimmt nicht immer. Groß plus Groß ist immer groß, stimmt auch nicht immer.
Und man kriegt ja schon bei der Größenbeurteilung keine 100% exakten Werte hin, nur ungefähr.
Also selbst "Hund ist im Maß oder ist es nicht" ist mit etwas Vorsicht zu genießen.
Jetzt mal unabhängig davon gesehen, dass es die Tendenz zu geben scheint, dass bei vielen Rassen in allen Größenbereichen immer mehr Hunde eher groß bis zu groß werden. (Andererseits gibt es das Jammerthema Übergröße gefühlt seit es die jeweiligen Standards gibt. Und die gibt es seit Zeiten, wo Messmethoden höchstwahrscheinlich noch ungenauer waren.
Aber so insgesamt...wie viele Menschen scheinbar durchschnittlich größer werden, als "früher", macht es bei Hunden auch den Anschein.)
Moment, um den Dreh zur Qualzucht wieder zu kriegen. Einzelne sehr große (was sehr groß auch immer ist, das kann ja je nach Rasse 30cm Stockmaß sein oder 50 oder 90) Vertreter wird es immer gegeben haben und geben.
Inhomogene Würfe, auch was Größe betrifft, mögen lästig sein wegen der Unberechenbarkeit, sind aber in Sachen Diversität vielleicht gar nicht mal so schlecht. Grad wenn man eben wieder mehr Vielfalt in Rassen braucht, muss man auch aushalten, dass mehr Vielfalt auch mehr Vielfalt bringt.
Bei Hunden, die eher nach Arbeitskriterien gezogen werden, ist die optische Erscheinung mitunter ja auch breiter aufgestellt und nicht immer zb ein "Kenneltyp" sichtbar. Obwohl im Leistungsbereich teilweise auch ingezüchtet wird, dass einem die Augen sausen, stehen die Hunde zumindest genetisch trotzdem oft besser da, als hauptsächliche UniformeOptikZüchtungen. Es wird sozusagen weniger wegselektiert, wenn Größe, Farbe, Ohrenstellung, wasweißich, weniger relevant ist.
Sehr großer Vertreter einer Rasse ist zumindest für den Genpool einer Rasse nicht automatisch schlecht. Zu groß oder zu klein rigoros und immer ausschließen macht Dinge nicht sicher und auf jeden Fall besser.
So für mich denk ich schon, dass man Größe nicht völlig aus den Augen lassen darf und dass es - nicht ganz klar greifbare - Größen- und Gewichtsbereiche nach unten und oben gibt, wo mehr Hunde Probleme entwickeln, die direkt mit Größe und Gewicht zu tun haben.
"Extreme vermeiden" ist und bleibt ein vernünftiger Grundsatz. Und dennoch denk ich, dass man aufpassen muss, "Extreme" nicht völlig auszuschließen und immer zu pathologisieren, wenn es eben etwa um Größe geht. Sehr groß/zu groß (wofür auch immer) kann auch unerwartet passieren.
Ist man etwa Qualzüchter, sollten etwa in einem Wurf einer großen Rasse Welpen fallen, die über ein noch zu definierendes Maß hinaus wachsen, obwohl etwa die Elterntiere sich an "Bis dahin isses noch okay" Regeln hielten?
Ganz, ganz schwierige Sache.