*Waldi*
Reden wir von 10 Jahren oder wie vorher zb von 6? Das sind nämlich auch zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Auch wenn jeder mindestens 3 Hunde kennt, die kettenrauchend gesund 90 wurden, ist die Lebenserwartung von Hunden quer durch betrachtet eben nicht so hoch, wie mensch sie wahr nimmt, oder gerne hätte.
Schaut man sich Statistiken auch kleinerer Rassen an, wie sie etwa die Finnen anlegen, wenngleich freiwillig und nicht allumfassend, schaut man doch erst mal blöd. Da kommt nämlich round about 10 Jahre bei sehr vielen Rassen raus. Hochalte 15, 16, 18 jährige und sehr jung zb verunfallte Hunde miteingerechnet. Also ja, Hunde können deutlich älter werden als 10, bei manchen Rassen und Größenbereichen ist es wahrscheinlicher als bei anderen.
Zieht man ne Schnitt aus Sterbealter vieler Rassevertreter, ist der aber erstaunlich oft, bei erstaunlich vielen Rassen bei 10, 11.
Statistik sagt nichts über den Einzelfall aus, aber über die Masse. Und da werden sehr viele Hunde aller Rassen gar nicht so alt, wie man denkt. Im idealsten Idealfall gibt es ein ungefähres Maximalalter, das Hunde erreichen können.
Und da kosten Größe und Gewicht statistisch Monate bis Jahre. Aber das wurde ja schon reichlich erwähnt.
Das ist auch der besondere Kritikpunkt an "Qualzuchtmerkmal lebenszeitverkürzende Größe".
Welche Größe soll das sein? Völlig ungeachtet irgendwelcher Krankheitsneigungen ist statistisch alles über "Klein bis sehr klein" bei Hunde lebenszeitverkürzend. Also sind nur kleine bis sehr kleine Hunde frei vom diffusen Qualzuchtmerkmal "lebensverkürzende Größe"? Nun ist es aber so, dass Hunde geringer Größe ihrerseits wieder häufig in irgendeinen Qualzuchtdefinitionsbereich fallen, wegen Verzwergungsmerkmalen zb. Wenn man das also alles einfach so stehen lässt, sind streng genommen irgendwie alle Hunde Qualzucht. Ups
Das Drama großer Rassen is weniger, dass diese Hunde durchschnittlich eben nicht 16 werden, und 10 insgesamt gar nicht so n absurder Ausreißerwert ist, sondern wenn vermehrt Hunde einer bestimmten Rasse noch deutlich davor versterben.
Für Menschen mag die Differenz zwischen 6, 7 und 10 oder 10 und 13 sehr gering sein. Für Hunde ist das eine ganze Menge. Das sind mehrere theoretische Reproduktionszyklen. Oder eine ganze Adolszenz etwa.
"3 Jahre junger Hund, 3 Jahre guter Hund, 3 Jahre alter Hund" ist aber auch kein alter Sinnspruch aus dem Bereich der besonders großen Rassen, sondern kommt der Realität gar nicht so wenig nahe.
Es muss einem zudem klar sein, dass auch Hunde, die ein deutlich höheres Alter erreichen, dies nicht immer zb ohne medizinische Intervention tun.
Etwa 25% aller intakten Hündinnen zum Beispiel entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Pyometra - und die endet ohne operativen Eingriff mit dem Tod. So ab cirka 7 steigt das Risiko deutlich an.
Ein Viertel aller weiblichen Hunde, bei einigen Rassen etwas mehr, bei einigen etwas weniger, hat spätestens ab 7 das Risiko an einer Pyometra zu versterben und würde niemals 10, 12, 15 Jahre alt werden, wenn Mensch nicht eingreift.
Rüden haben dafür andere Risiken. Zum Beispiel sterben sie häufiger an DCM oder erleiden ne Magendrehung (ob es daran liegt, dass Rüden meist etwas größer sind oder an was anderem, wie Geschlechtshormonen. Weiß man nicht.)
Ist dann Geschlecht vielleicht auch ein Qualzuchtfaktor?
Also man muss echt aufpassen, was und wie man Qualzucht definiert. Das ist nicht gleichbedeutend mit ponygroße 100kg Hunde sind üüüberhaupt kein Problem und haben auch keine. Oder mit "Is mir doch wurscht, wenn etliche Doggen keine 6 werden" - im Gegenteil, da wäre sehr wichtig, hinzuschauen, warum in Relation gesehen, so viele Hunde nur 6 werden. Das ist ja wirklich arg früh. Woran sterben die? An Größe? Oder zb eben an rassespezifischen Themen, die nicht unbedingt immer mit Größe zu tun haben, die Größe also nicht weiter lebenszeitverkürzend ist. Die Annahme: "Es liegt an der Größe" ist fatal, wenn es gar nicht an der Größe läge.
Zb nochmal zum IW. Da waren laut einer Dissertation in den frühen 2000ern rund 30% aller beteiligten IWs von DCM betroffen. Teils schon recht jung. Herzerkrankung mit der Gefahr des plötzlichen Herztodes schon recht früh und dann so in der Population verbreitet und so genau weiß keiner, wie sich das verbreitet: Klar senkt das die Lebenserwartung.
(Und genauso klar ist das ein enormes Problem. Gerne kann man es auch undamenhaft "Richtig scheiße" nennen.
Nur - ein reines Größenthema ist es nicht. Von "kleiner züchten" geht das auch nicht einfach weg. Zwar gilt DCM eher als Großhundproblem. Nur ist das so nicht allgemeingültig und längst nicht alle größeren Hunderassen sind so stark betroffen- oder sie sind, wie der Dobermann, quasi DIE DCM Rasse schlechthin, gar nicht so groß, wie andere Rassen, wo DCM nicht signifikant gehäuft auftritt).
Es ist einfach alles komplizierter, als es nur auf "Groß ist Qualzucht" runterzubrechen. Und geht teilweise auch meilenweit an den Themen vorbei, die etliche Rassen ja wirklich haben.