Murmelchen
Sollte ich hier pro Nasenfalte oder so klingen. Nein, keineswegs.
Mir geht hauptsächlich darum, dass Standardauslegung immer Raum für Subjektivtät gibt (und noch ne Menge mehr mit rein spielt)
Ich mein, ja, da gibt es also Standards. Und trotzdem wird auch innerhalb ganz anderer Rassen heftig drum gestritten, welcher Hund richtiger ist und wie der Standard auszulegen sei. Oder ob das standardführende Land dazu überhaupt berechtigt sei. Oderoder.
Das müsste ja total einfach sein. Warum ist es das dann nicht?
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Wie erwähnt, bei uns gibt es einen Kommentar zum Standard, der führt plötzlich Fehler an, die nicht im Standard stehen. Ein Teil sieht das nun als den wahreren Standard. Ein Teil nicht. Die Hunde, die Basis für den Ursprungsstandard waren, sehen teils deutlich anders aus, als die Hunde heute. Standard Nr 5 oder 6, glaub ich.
Ein großer Teil der Hunde, die dem momentanen Standard so im Großen und Ganzen wahrscheinlich entsprechen, je nach dem, wen man fragt, hätten dem verbindlichen Kommentar zufolge, Fehler bis schwere Fehler. Auch wieder: zu bestrafen. In Relation zur Schwere und dem Rest. Aber wie genau das aussehen soll?
Wenn nämlich der Rest so toll ist, kann ich Fehler auch wegargumentieren.
(Und manche Fehler sind letztlich wirklich Käse. Als wäre der Ohrenwinkel bei Aufmerksamkeit wirklich das Allentscheidendste am Hund. Das ist doch eigentlich absurd.)
Den ersten Standard geschrieben hat jemand, der nie mit der Rasse zu tun hatte, nur Briefkontakt zur Rasseneugründerin. Überarbeitet haben den Standard Menschen, die nicht in allen Rassebereichen anerkannt sind, weil die wieder sagen: sorry, aber ihr beschreibt überhaupt nicht unsere Hunde.
Es gibt 3 Rassespezialrichter weltweit. Das sind die, die auch an Standard und Kommentar zum Standard rumschreiben.
Witzigerweise ging das vorher angebliche 3000 Jahre auch ganz ohne.
Nun sind es 90 Jahre mit und außer, dass sich Leut angiften, dass die Hunde von X nicht dem Standard entsprechen, wohingegen die eigenen es selbstverständlich tun. Oder in Richterberichten bei ein und dem selben Hund ein Punkt einmal ein schwerer Fehler ist und einmal ein ganz vorzüglicher Punkt und jeder Richter, der den eigenen Hund nicht so gut bewertet, halt keine Ahnung vom Standard hat (allerdings nur der Richter derjenige ist, der befugt ist, zu beurteilen, ob Hund dem Standard entspricht oder nicht) oder der Richter natürlich super ist und den Standard perfekt beherrscht, weil er den eigene Hund vorgereiht hat.
Also das ist ja in sich auch alles irgendwie bizzar.
Nix dagegen einzuwenden, grob zu beschreiben, wie man sich eine Hunderasse vorstellt und n paar Eckdaten, Ungefährgröße, Fellfarben usw zu definieren, aber sooooo super funktionieren Standards und das System drumrum doch nirgendwo, oder gibt es doch Ausnahmen? Also Rassen, wo sich alle einig sind, dass die Hunde, die man so antrifft, alle dem Standard entsprechen?
Bzw nicht nur Standards, sondern deren Auslegung und das, was daraus im Showgeschäft wird.
Reine Leistungszucht is auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Der tät manchmal ganz gut, auch mal drauf zu schauen, dass Hunde grad stehen oder so, aber die Fokussierung auf Standard und Aussehen und die Prämierung desselben. Da seh ich mehr das Problem.
Der Belohnungseffekt, den es fürn Menschen hat. Das Brimborium drumrum. Dass es oft gar nimmer um Hunde geht, sondern der Hund das Zubehör ist, mit dem man sich präsentiert. Und dass der Standard bzw die Art und Weise wie mit diesem gearbeitet wird, eine wahnsinnig subjektive Gschichte ist.
Es gibt auch die Grundsatzerklärung für FCI Richter https://www.fci.be/de/Ausstellungsrichter-44.html
die besser klingt, als die Realität.
Das gesamte Richtersystem wär vermutlich zu überdenken. Übrigens müssen Richterberichte wertschätzend verfasst sein, da darf auch nicht drin stehen; dieser Kretin von Hund ist dermaßen verbaut, der sollte niemals in die Zucht. Da steht dann eher: Nasenrücken könnte idealer sein.
Ganz eigentlich müssten etwa Richter bei Auffälligkeiten teils den Veterinär informieren. (Hatte ich mal. Deutlich hinkender Hund. Richter meint sinngemäß. "Eigentlich müsste ich den Tierarzt hinzu ziehen und den Hund rausnehmen. Aber das hält zu sehr auf. Reinschreiben in den Bericht darf ich es auch nicht. Schreib: "Gangbild nicht ideal beurteilbar. Also optisch wär das mein Favorit. Machma V2"
Und warum? Weil nur 2 min pro Hund anberaumt sind. Weil der Ring sonst nicht fertig wird bis zum Ehrenring. Weil alle Aussteller die noch warten, genervt sind. Weil ich danach 500 Formulare ausfüllen muss.
Weil bei zu strengen Richtern keiner mehr melden will. Will keiner mehr melden, werd ich nimmer engagiert. Weil ich die Rasse selber züchte und mit Züchter Sowieso dann im Clinch liege, wenn ich seine Hunde raus schicke - oder meine Hunde nimmer melden brauche, wenn Züchter sowieso dann mal mein Richter ist. Weil ...
Ich denk, es ist alles so unfassbar viel komplexer, als nur "Das entspricht ja nicht dem Standard" aka einer fiktiven Beschreibung des idealen Rassevertreters.