Meine Hetzhunde hier, die werden immer die größten Glücksgefühle haben, die meisten Hirndrogen verkauft kriegen, wenn sie ans körperliche Maximum laufen, in einer trieblich motivierten Situation, einem Bewegungsreiz hinterher, wo Schmerzempfinden und Co stark reduziert sind, der Stoffwechsel sich verändert, die Umwelt ausgeblendet wird, der Hund wie im Tunnel ist.
Gut. Irgendwann braucht er ne Pause, weil Sauerstoffsättigung, Muskulatur, Laktat pipapo dem einen körperlichen Riegel vorschieben. Aber beim nächsten Kaninchen 3 Minuten später würde Hund wieder ans Limit gehen. Und beim nächsten. Und beim nächsten.
Ob das gesund ist, ist dem Hund egal. Aber er hat sein Wohlfühlen.
Es ist der Mensch, der da regulieren muss, wie weit der Hund gehen darf. Mit Wohlfühlen kann man den Hund nämlich auch binnen sehr kurzer Zeit körperlich sehr kaputt machen. Will ich, dass der länger hält, als ein paar Monate oder Jahre, muss ich als Mensch eingreifen. Mensch wollte, das Hund so ist, muss aber auch steuern wo und wie oft Hund so sein darf.
Und das wird jetzt eher nicht nur auf Windhunde und allsowas zutreffen. Wir wollen zb "Will to please", Tiere, die sich uns anschließen und alles mitmachen. Bestimmte Triebausfomungen. Tiere, deren Eigenschaften wir nutzen können, damit wir uns nicht kaputt machen, sondern wenn, dann lieber doch der Hund. Tiere, die ihre Grenzen auch außerhalb realer Bedrohungssituationen und Notwendigkeiten zu überschreiten bereit sind. Tiere, denen wir den Jagdtrieb in viele verschiedene Richtungen manipulieren können, um Sequenzen daraus zu nutzen, aber Hund betreibt die nichtjagdliche, oder aus sozialterritorrialsexuellodersonstwiesehreexistenziellwichtigen arteigenen Zügen umgeformte "Ersatzsituation" mit dem selben "Trieb", Hormonauschüttung, Ernsthaftigkeit, "Begeisterung" als wär es das echte Ding.
Sprich, der Hund als solcher würde sich oft auch für Dinge aufreiben, die uns womöglich gar nicht auffallen, und trotzdem haben sie für den Hund bereits eine trieblich (auch wenn das Triebkonzept mittlereile bissl umstritten ist, glaub ich) ganz andere Bedeutung. Für n komischen kleinen Beutel mit Reißverschluss und Stinkekäse drin, ein Stück Holz, drei Menschen, die herum stehen, für weiß der Geier geht Hund schon weiter, als wenn er sagen könnte "Ist mir egal", was er, je nach typeigenem Interessensgebiet nicht immer kann.
Witzigerweise beschreibst Du ja selbst, dass Hund Dir immer folgen würde und Du ihm die Pausen verordnen musst. Dass Hund eben nicht grundlos und rein einfach wegen so halt läuft, auch oder gerade höheres Tempo nicht.
Mit weniger Tempo reduziert sich der körperliche Pausenbedarf übrigens. (Schnôdes Spazieren gehen braucht zb auch nicht bis zu 10 Tage körperliche Regeneration, Ab- und Aufbauprozesse und Neuanpassung von Körperstrukturen an den starken Reiz wie zb mehrere kurze Episoden echtes Hetztempo rennen und Hochleistung bringen)
Das soll keine Plädoyer dafür werden, Hunde nicht zu bewegen. Ganz im Gegenteil. (Ja, ich bin auch mit Windhund bis 15 oder 20km gelaufen, halte 10km Spaziergänge für etwas, das so ungefähr jeder Hund mindestens aushalten können sollte, lass Hunde auch mal einige Km am Tretroller nebenher traben und auch Junghunde sich mal das Hirn weg schießen und rennenrennenrennen und alle meine starten in ihrer jagdlichen Paradedisziplin Sehr schnell laufen bis ans körperliche Limit.)
Aber idealerweise mit Verstand. Es ist zb schon praktisch, wenn sie danach platt und ruhig sind, keine Frage. Das macht zn schon einen Reiz bei längeren Distanzen in höherem Tempo aus. Oder das Gefühl, den Hund jetzt richtig ausgelastet zu haben.
Hunde machen sehr viel mit, auch (zu) oft und (zu) weit und (zu) schnell laufen und tun das nicht aus realer Notwendigkeit, sondern weil wir sie so haben wollen.
Den Hund, der ohne Motivation vorallem aus dem jagdlichen Verhaltenskreis, ohne externen Anreiz, ohne Grund einfach so aus purem "Ich fühl mich grad so wohl" 10, 20km rennt und das regelmäßig tut, würd ich zb gern mal sehen.
Ich hab weiterhin nix gegen Fahrrad fahren mit Hund. Auch hier im Gegenteil. Ist ein tolles Trainingsinstrument und ab und zu auch einfach so ganz spaßig. Aber nicht zwingend erfüllend für den Hund. Genausowenig wie joggen usw.
Einen recht neu angeschafften, tendentiell eher hitzeempfindlichen Hund in sehr kurzer Zeit mit rascher Steigerung in relativ hohem bis sehr hohem Tempo auf längere Strecken zu bringen und zu erklären man habe durch den Schlittenhundebereich und die Beschreibung vom Rennleistungstraining (auf Langstreckendistanzen) jetzt verstanden worum es ginge, wirkt fast ein bisschen skuril.
Völlig anderer Hundetyp zudem.
Klingt halt nach ja, dann rennen halt zwei miteinander und nem Rad hinterher. Je nach Typ und Situation fährt man mit so fahren vermutlich einfach in Action anlernen.
Wär halt null mein Ding, seh ich recht wenig Sinn darin.
Machen kann man es offensichtlich. "Wozu?" fragen aber auch.