"Rückzüchtungen" und Einkreuzungen sind nicht per se verkehrt. Überhaupt nicht. Sie können Vitalität, genetische Vielfalt und Gesundheit wieder verbessern. Theoretisch.
Praktisch ist das gar nicht so einfach. Ohne strategisches Zuchtmanagement, Nachzuchtkontrollen, Gesundheitsscreenings und eine breite Basis Ausgangstiere geht da eher nix, ohne zu riskieren, es schlimmer zu machen.
Wenn der XY-Mopsfidele Doodlebulldog aus wenigen Tieren zweier selber relativ stark ingezüchteten Rassen rausgezüchtet wird, mit viel zu kleiner Zuchtbasis, steht der nach ein paar Generationen noch ingezüchteter da.
Einkreuzung bringt immer das potentielle Problem mit sich, den Gendefekt, den nur die eine Rasse hat, in die andere rein zu bringen, zu den Dispositionen, die die zweite Rasse eh schon hat. Macht dann noch mehr Möglichkeiten für die Nachkommen, was man alles abkriegen könnt.
Auch wenn man schon ne ganze Menge testen kann, sehr viel geht auch nicht oder ist so unklar oder vielschichtig in Erbgang und Entstehung, dass man es auch nie testen wird können.
Welche neuen Probleme man sich geschaffen hat, sieht man ein paar Generationen später.
Spaßhalber grad nachgelesen: Cavalier King Charles Spaniel - wahrscheinlich etwa 95% der Population - haben Veränderungen des Hirnschädels und oder des Liquorraums im Rückenmark, die von fällt niemals auf bis massive neurologische Probleme und Nervenschmerzen gehen
Da kann man nun nicht sagen, dass das Zufall ist. Bei der Häufung und der Tatsache, dass andere Rassen das nicht oder nur selten haben, muss das wohl oder übel irgendwie vererbt werden können.
Kurzköpfigen Rassen scheinen diese Veränderungen signifikant häufiger aufzuweisen, als andere. Beim CKCS ist es halt extrem.
Jetzt stelle man sich mal vor, man züchte sich nun fluffige Cavalier Bulldogs, nicht zwingend wegen Nase, hat ja da keiner eine, sondern zb wegen Mix ist gesünder und neue Rasse schaffenoder so.
Ohhh und auf einmal haben die das auch. Vielleicht hatte sogar der Bulldoggenelternteil seinerseits da ne Disposition. Mit Pech und vielleicht auch erst ein paar Generationen später, hast wömöglich richtig kranke Hunde, mit richtig großen neurologischen Problemen zu denen, die sich atemwegetechnisch auch durchsetzen können und 100% haben die Veränderungen und das Missverhältnis Platz im Schädel zu Hirngröße nebst keinen Platz mehr in den Atemwegen wegen wuchernder Schleimhautfalten, die wachsen, als würden sie in eine andere Nase gehören, wo auch zb der beim Hund sehr stark entwickelte, stark durchblutete und nervenreiche Riechbereich noch normal reinpassen würde und noch nebenbei ne Neigung zum Trachealkollaps, stenotische Nasenlöcher und zwar jetzt niedliches lockige Langhaar, dafür jetzt noch schlechtere Thermoregulation und ne Wirbelsäulenmissbildung als Rutenrest.
Einkreuzungs- und Neuzüchtungs"projekte" als 1, 2 Personen Unterfangen sind relativ witzlos. Die können die dafür sinnvollerweise nötige Menge an Hunden gar nicht halten, nicht genug Linien aufbauen, nicht genug im Blick haben.
Und dazwischen werden eine Menge Hunde geboren mit unterschiedlich heftigen Problemen.
Man müsste alle Ausgangstiere und deren Vorfahren und alle Nachzuchten über mehrere Generationen und alle Hunde die mit diesen Nachzuchten verpaart werden ihrerseits zb echt ins CT stecken um sicher sagen zu können "Nö, da is nix. Bei diesem Hund und im Moment" und gleichzeitig verhindern, dass die Nachzuchten bei Besitzern, die man ja auch braucht, dann doch wieder Würfe haben, wo keiner schaut und die dann in der gesamten Gensuppe der Hunde mit denen planvoll oder mehr planlos weiter rumgezüchtet wird. Hat ja sonst keiner einen Überblick mehr.
Manchmal wäre es sinnvoll Träger von Xy aus der Zucht auszuschließen, manchmal nicht, weil es den Genpool verkleinert und anderen Defekten wieder mehr Raum gäbe (jedes Lebewesen hat irgendeinen Defekt, irgendein "ungünstiges" Gen, das beim Individuum völlig egal ist, aber ein Thema wird, wenn Nachkommen es erben, weiter geben und diese Gene immer häufiger in der Population auftreten, bis mal 2 Träger aufeinander treffen und man dann die volle Auswirkung hat.
Könnt ja eine tolle Eigenschaft auch sein.
Zucht strebt ja insbesondere an, Merkmale reinerbig zu machen. Man will eine gewisse Optik, Größe, Gewicht, ein gewisses Verhalten, gewisse Fähigkeiten. Am Schnellsten geht das natürlich wenn man rabiat inzüchtet. Damit macht man aber auch schnell was kaputt.
Blöd aber, wenn keine so tolle Sache dabei raus kommt. Dann hams plötzlich quasi alle .
Was machst, bei sehr problembehafteten Rassen mit den Nachkommen, die unweigerlich auch zur Welt kommen werden, die volle Breitseite abgekriegt haben?
Rechtfertigen "Verbesserungsversuche" auch mögliche Verschlechterungen?
Manche Probleme innerhalb von Rassen könnten mit Zuchtmanagement systematisch wieder verringert bis ausgemerzt werden. Überall und alles ist eher unrealistisch. Ohne Plan und Kontrolle ist "Rassen verbessern oder gesünder züchten" halt ne komplette Lachnummer.
So wie es als Züchter sagen "Meine französischen Bulldoggen sind alle freiatmend" ist.
Ohne komplette und vorallem mehrfach wiederholte Diagnostik, grad der BOAS Symptomkomplex ist ja auch ein fortschreitender Prozess, und ohne das Gesamtbild, das auch die Vorgänger und Nachfolgegenerationen beeinhaltet, ist das doch Unsinn zu sagen, dafür sind die Probleme doch viel zu sehr verankert in der gesamten Population, einerseits grundsätzlich anatomisch bedingt, eben weil nicht alle Körperteile sich proportional von der "Urform" weg entwickeln, siehe eben auch bei Verzwergung, aber in einem bestimmten Maße sicherlich auch über andere Faktoren, die aber wie die Körperform vererbar sind.