Es ging mir ja auch nur darum, dass Linienzucht nicht perse der Teufel ist.
Eh nicht. Ganz nüchtern betrachtet, ist sie eine von mehreren möglichen Zuchtpraktiken. Und man mache sich nichts vor, klar braucht es zu Rasseentstehung und "Typ" erst mal Inzucht. Je nach Anzahl der Gründertiere und Gene die im Spiel sind und je nach einfach Zufall kann man das auch länger betreiben, ohne dass es automatisch schief geht. Und für das, was Züchter oft wollen, ist Inzucht natürlich ein Erfolgsrezept. Reinerbig machen. Zumindest (meistens) optisch weniger Überraschung und mehr Uniformität is hin zu Hypertyp.
Aber wenn Hundezucht nur durch enge Verpaarungen bestehen kann und "Qualität" bringt und alle anderen der möglichen Zuchtstrategien bringen nur "Fehler", dann is irgendwas auch seltsam. Das wär so entgegen jedweder biologischen und populationsgenetischen Erkenntnisse, das man sich fragen muss, ob Hunde vielleicht Aliens sind, die anders funktionieren.
Aber eben genau das, dass es nur so geht, wird teilweise immer noch propagiert. Auch bei Rassen mit minimaler Zuchtbasis.
Ich zitier mal eine Reaktion auf Jakkel, wissend, wie der Kennel verpaart und was von Züchtern gehalten wird, die Linienzucht ablehnen.
ZitatI cannot quite understand on what grounds. Perhaps it is simply to play with puppies, or for some laughable notion of prestige to be called a ‘breeder.’ It is clear that I find this tendency very displeasing. With such breeding practices, there can be no true selective partnership, no distinct breed identity, and this is a significant drawback for the breed.
Und eben das Grundsatzproblem. Maßvolle Inzucht ab und an mag nicht das Drama sein.
Nur bedienen sich viele gleichzeitig der "Maßvollen Inzucht" (wobei es kein Maß für maßvoll gibt. Bei meiner Rasse wird man mittlereweile zumindest bei COI 50% ein bisschen skeptisch angesehen, außer man hat seine eigenen Gedenkveranstaltungen wegen besondere Verdienste um die Rasse) und sind total ethical breeders und dann rechnest Du es auf die Population runter und es wird gruselig (Ich hab ne Rasse, wo man das grob noch nachverfolgen kann. Auch, wie stark sich die effektive Population nach und nach verengt, weil jemand im Alleingang was verbessert. Die Zahl der Pedigrees mit generationenweise Geschwister und Großvater-Enkelin Verpaarung ist exorbitant hoch. Wird im Ursprungsland auch aktuell noch immer gemacht.
Ganz super, wenn man dann versucht, manche Erbdefekte, die es doch gar nicht gibt, nachzuvollziehen.
Weil ich an sowas grad sitz: Spannend. Da kann ich die gesammelten Proben gleich für zwei verschiedene Krankheiten gleichzeitig nach Bern schicken, bei einer oder beiden ist bestimmt fast jeder Träger, so wie der Erbgang am Papier wirkt. Irgendwann ist man immer bei den selben Hunden. Bei den Verdopplungen und Vervierfachung von Ahnen ein paar Generationen weiter hinten. Bei den üblichen Verdächtigen aka Popular Sires. Bei den Zuchten, die ausschließlich Linienzucht betrieben.
Ja, mein einer "Outcross" oder eher "Anfängerzüchter. Kennt die Linie nicht. Verpaar einfach schlechte Qualität" hat mehrere Standardfehler oder um es mit Showzüchterworten zu sagen "Diese Linie sollte aussterben". Ist dafür aber kein Träger der aktuell bekannten und testbaren Defekte und hat, wenn die angenommenen Erbgänge für die anderen Erkrankungen stimmen, Chancen, da auch nix zu haben. Und hat zb die selteneren Immungenkombinationen und die nicht homozygot, wie bei einem auffällig hohen Anteil der enger oder "showiger" gezogenen Hunde. Genomischer COI übrigens trotzdem relativ hoch.