Mein Ziel ist es, den (Super-)RR eigentlich nie zu benötigen.
Ich habe faktisch die Leine erst dann ganz abgemacht, als ich wusste, dass er gut orientiert ist, sich an Radius und Regeln hält und bei mir bleibt.
Natürlich gibt es bei uns dennoch einen (Super-)RR, den ich aber glaube ich noch nie so wirklich in einer echten "Notsituation" angewendet habe, weil es die so noch nie gab.
Ich trainiere ihn aber noch regelmäßig, wenngleich relativ selten (s.u.).
Was bedeutet für mich "Super-RR"?
-> Ein sehr gut aufgebautes, prägnantes Signal (Doppelpfiff), dem immer eine wirklich supertolle Belohnung folgt (faktisch ist das bei uns Party plus etwas Essbares, was mein Hund liebt und er sonst nicht bekommt).
-> Ich persönlich grenze ihn von larifari-Kommandos wie "kleines-Puschelchen-komm-jetzt-doch-mal" ab. Letztere verwende ich schon auch, aber nicht in wirklich wichtigen und schwierigen Situationen.
-> Der Super-RR wird von mir ausschließlich positiv genutzt, ohne "Strafe" bei Nichtbefolgen, und er soll vom Hund überall, sofort und freudig befolgt werden, indem er auf direktem Weg zu mir kommt und bei mir bleibt, bis ich auflöse. Das ist mein Trainingsziel.
Neben diesem Super-RR habe ich noch mehrere Kommandos, die einem RR entsprechen. Also z.B. gibt es unser "Zuuuuurück!", um ihn aus der Bewegung wieder zu mir zu rufen (das ist spontan aus einer Spaßsituation entstanden und ich habe das dann weiter trainiert).
Oder halt sein Name, wenn er beim Spaziergang zu mir kommen soll, weil z.B. ein Radfahrer kommt.
In diesen Fällen gibt es auch eine Belohnung, mal was Besseres, mal was Normales.
Diese eher soften RR sind aber schon ein wenig "stumpf", deswegen würde ich es damit in einer wirklich schwierigen Situation nicht probieren.
Den Super-RR (Doppelpfiff) habe ich erst positiv verknüpft, indem ich mehrmals diesen Pfiff gemacht habe (Hund stand neben mir) und danach sofort die Party mit der Superbelohnung gemacht habe.
Wenn man das Timing einhält (Pfiff und danach sofort die Belohnung, die nicht aus Versehen mit irgendeinem anderen Reiz zusammenfallen sollte), dann braucht das das nur so 5-6x, damit der Hund es verknüpft.
Dann habe ich den Pfiff mit der Belohnung auch auf dem Spaziergang eingesetzt, zunächst, wenn keine ablenkenden Reize vorhanden waren. Ich habe da dann nur den Abstand variiert oder mal gepfiffen, wenn er vor mir und mal, wenn er hinter mir war. Letztendlich habe ich es wie ein lustiges Spiel gestaltet, immer mit Party und leckerem Futter.
Ob ich dann später irgendwann die Schwierigkeit / Ablenkung steigern konnte, habe ich mir immer daraus abgeleitet, wie zügig und freudig er kommt und dann beim nächsten Mal eine kleine Schippe drauf gelegt.
(Wider allen Trainerratschlägen war ich aber auch mal mutig und habe einfach mal zur Probe gepfiffen, als er mit einer Junghündin gespielt hat. Soll man ja nicht machen, wenn man nicht sicher ist, aber ich wollte es wissen und - naja - er kam sofort. Ich war dann froh es probiert zu haben, weil ich mir dann die 100 weiteren kleinen Schritte gespart habe.)
Ab dem Zeitpunkt habe ich es eigentlich nur noch so alle 1-2 Wochen 1-2x trainiert und dafür eher schwierige Situationen genutzt, in denen er sehr abgelenkt war (also z.B. gerade etwas Spannendes gewittert / geschnüffelt hat, losgeprescht ist, weil er irgendwas gesehen hat, mit dem Ersthund gespielt hat, usw). Also schon echte Situationen, in denen ein Nichtbefolgen aber keine Katastrophe wäre.
Letztendlich habe ich beim Super-RR aber schon darauf geachtet, dass es immer Situationen sind, in denen ich davon ausgehe, dass er wirklich kommt (außer diesem einen Experiment mit der Junghündin).
Druck baue ich nur bei meinen soften Kommandos auf. Also wenn ich "zurück!" rufe und er nur stehen bleibt und weiter in die falsche Richtung glotzt, dann schiebe ich ein strenges "JETZT!" hinterher, was ihn zu 99% aus seiner Starre reißt. Dann kommt er, worauf ich sofort wieder freundlich bin.
Beim Super-RR versuche ich Druck zu vermeiden, da ich keinerlei negative Überschattung möchte. Aber bislang hat er den halt noch nicht überhört, insofern ist es nur Theorie.
Faktisch würde ich einen wirklichen (Super-)RR, der immer und auch in sehr schwierigen Situationen sofort funktionieren soll, sauber aufbauen und so prägnant und klar wie möglich wählen. Und immer wirklich toll belohnen. Und ich würde ihn nicht in anderen Kontexten wie dem Hundesport nutzen. Außer er haut im Training ab und jagt einen Hasen ;-)
Ein Wort als Signal scheidet für mich aus, weil das einfach nicht immer konstant betont und ggf. auch mal zu leichtfertig genutzt wird (nur meine Meinung und Erfahrung).
Ein Hund ist und bleibt aber ein Lebewesen, und man darf sich nicht verrückt machen, wenn mal etwas nicht funktioniert. Für mich hieße das dann allerdings, dass die Schleppleine wieder dran kommt, denn ich habe auch eine Verantwortung ggü. anderen Menschen und Tieren. Und ich würde, wenn es zweimal hintereinander nicht funktioniert, meinen Trainingsplan hinterfragen und ein paar Schritte zurück gehen.
(Noch eine Anmerkung: Meinen Hund sichere ich beim Training des Super-RR nicht mit der Schleppleine ab, um ihn bei Nichtbefolgen zu mir "ziehen" zu können. Ich persönlich halte davon nichts, weil das für meinen Hund sehr negativ wirkt und ich das Training lieber so gestalte, dass es immer funktioniert. Aber bei anderen Hunden, die weniger empfindlich sind, ist das mit dem Absichern per Schlepp sicherlich eine gute Maßnahme)