Hi Lydia,
also auch unsichere Hunde können "aggressives" Verhalten zeigen.
Aggressives Verhalten hat ja einen Nutzen, z.B. den "bedrohlichen anderen Hund" zu vertreiben. Es kann also auch dem Selbstschutz dienen und ist nicht per se "böse".
(Mein einer Hund ist total unsicher, würde definitiv niemals von sich aus einem anderen Hund etwas tun, aber wenn er sich - warum auch immer - bedroht fühlt, dann geht er in die Leine und knurrbellt, wenn ich ihm nicht helfe, die Situation zu meistern).
Das Erste, was Du beschreibst, dieses Erstarren, könnte entweder ein Freeze oder auch Imponierverhalten gewesen sein (zum Thema "Freeze" google gerne mal nach den 4F). Das kann man schlecht aus der Ferne beurteilen.
Imponierverhalten wird von einem Teil (nicht allen!) der Experten bereits als erste Stufe des Aggressionsverhaltens gesehen. Der Hund will sich größer machen, als er ist (streckt Beine durch, stellt Ohren und Haare auf).
Es kommt auch viel auf die Signale des Gegenübers an, wie es weiter geht.
Wenn der Schwanz dabei leicht wedelt, kann das auch eine Angriffsbereitschaft signalisieren, oder Aufregung. Schwanzwedeln ist ja nicht immer Freude.
(Und Angriffsbereitschaft heißt nicht, dass er den anderen Hund töten will, weil Deiner böse ist, sondern weil er eben z.B. will, dass er weg geht).
Dass er an anderen Hunden danach brav vorbeigegangen ist, hat nichts mit der ersten Situation zu tun. Man muss die Begegnungen erst mal separat betrachten. Wenn Du von einer Freundin genervt bist und sie anraunzt, weil sie zu spät gekommen ist, bist Du ja nicht automatisch anschließend zu anderen Freundinnen grätzig.
(Wohl aber können Hunde natürlich den Stress, den sie bei einer Begegnung empfinden, mit in die nächste hereintragen, weil sich Stress recht langsam abbaut).
Dass es das "erste Mal" war, dass er so ein Theater gemacht hat, nun: Einmal ist leider immer das erste Mal. Er probiert sich aus, sucht seine Strategien für Begegnungen. Die, die ihm am erfolgreichsten erscheint, wird er vermutlich beibehalten.
Dass er nicht ansprechbar war heißt, dass es zu spät war.
Meist geht es viel, viel früher los. Es kann bereits in dem Moment, in dem er den anderen Hund sieht, Zeit sein einzugreifen (wie auch immer das Eingreifen aussieht, das ist Geschmacksache. Entweder z.B. umdrehen und Abstand vergrößern, vorher trainiertes Alternativverhalten einfordern oder den Hund korrigieren).
Eine Trainerin meinte mal, ich soll von oben beobachten, ob sich die Nase noch bewegt. Solange sie sich bewegt, ist der Hund recht gut ansprechbar, weil er noch beobachtet und einschätzt. Wenn sich der Nasenrücken bereits runzelt, ist es schon sehr schwierig.
Edit: Das mit dem Fiepen und Winseln habe ich irgendwie überlesen.
Ok, dann kann das Bellen natürlich auch Frust gewesen sein.
Oder die Kommunikation des Anderen hat sich eben ungünstig verändert, sodass er darauf reagiert hat.
Das ist echt leider immer nur im Gesamtkontext zu bewerten, weil sich jede Sekunde etwas ändern kann.