Beiträge von Ben_auch_mal_hier

    Hallo zusammen,

    ich bin interessiert an Erfahrungen mit Hunden, die grundsätzlich ein hohes Erregungslevel haben.

    Kurz zum Hintergrund:

    Wir haben zwei Hunde, einen 10-jährigen TS-Hund (Rüde, mit 2 Jahren kastriert worden), der erst als erwachsener Hund zu uns kam und einen 11 Monate alten Jungrüden. Beide sind grundsätzlich eine ähnliche Rasse (eher klein, Pudelmix und Pudel).

    Der Senior kam sehr gestresst zu uns aus dem TH. Er hat sich eigentlich gefühlt 16 Stunden am Tag gekratzt in den ersten Tagen und hat weitere Stresssymtpome gezeigt. Das wurde besser, jedoch blieb er von seinem Grundwesen her angespannt. Mangels direktem Vergleich und weil wir ihn eben einfach täglich um uns haben, dachten wir immer, er ist einfach so: ein lebhafter Hund.

    Ansonsten ist er sehr freundlich, gelehrig, verträglich.

    Auf bestimmte Umweltreize, durch die viele Hunde gestresst sind, reagiert er gar nicht (Radfahrer, laute Geräusche, Kinder, etc.).

    Aber er wirkt draußen Zeit seines Lebens so, als ob ihn irgendein Geist, den wir nicht sehen, verfolgt. Und egal wo, also sowohl bei uns hier als auch an fremden Orten (also kann es auch keine ortsbezogene Verknüpfung mit einem negativen Ereignis geben).

    Jetzt im Vergleich zu unserem Junghund sehen wir nun, wie ein offensichtlich normaler Hund sein kann. Auch das Pubertier ist mal aufgeregt, schüttelt sich aber nach 5 Sekunden und hat den Außenreiz dann verarbeitet. Der Senior wirkt aber v.a. draußen dauerangespannt. Dieser direkte Vergleich ist frappierend. Ok, auf langen Spaziergängen im Freilauf kann er auch mal entspannt sein, aber die entspannten Zeiten sind eher die Ausnahme.

    Zuhause geht es. Er kann sich da gut entspannen, solange einfach alles normal ist. Er schläft ausreichend und tief.

    Wenn aber z.B. Besuch kommt, Handwerker oder irgendwas anders ist als normal, wird er wieder nervös.

    Wir arbeiten parallel auch mit Training daran, dass er aufregende Situationen meistert und werden auch von einer Trainerin begleitet.

    Dennoch: Ich würde das jetzt gerne auch tiermedizinisch abklären lassen und wollte hier schon mal fragen, wer auch einen nervösen oder leicht gestressten Hund hat und was da dann die Ursache war (bzw. welche Diagnostik betrieben wurde und ob und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt).

    Er ist, was das Thema angeht, eigentlich immer gleich geblieben, sprich, es hat sich da nicht plötzlich was in letzter Zeit ergeben.

    Mir geht es hier also weniger um Trainingstipps, sondern konkrekt um die medizinische Seite, damit ich weiß, was ich untersuchen lassen soll.

    Schilddrüse? Hormone?

    Danke schon mal!

    Er bellt übrigens bei weitem nicht bei jedem Geräusch, das habe ich vielleicht schlecht beschrieben. Ich wohne zwar ländlich, aber an der Hauptstraße mitten im Dorf, und bei Geräuschen von vorbeigehenden Kindern, Autos, LKWs etc. ist er unbeeindruckt.


    Ich fand es sehr interessant, was hier geschrieben wurde bzgl. Wachen vs. sich Aufregen aufgrund eines bereits vorliegenden Stresspegels...

    Vielleicht hilft es ja, mal eine Art Tagebuch zu schreiben, wann er was meldet - und wann er was nicht meldet. Und was an dem Tag ggf. noch war (bei uns hängt seine "Meldebereitschaft" z.B. oft auch mit seinem Testosteronspiegel zusammen...).

    Vielleicht gibt es ein Muster, das Dir hilft, das Ganze mehr einzugrenzen.

    Was ich auch gerne mache ist, wenn er zB generell angespannt und aufmerksam ist, die Umgebung abgehen und quasi überprüfen. Manchmal kommt er mit oder beobachtet mich neugierig. Wenn ich dann keine Probleme finden konnte entspannt er sofort.

    Voll witzig, das muss ich auch mal machen!

    (Unser Ersthund bellt zwar nicht, aber bei einsetzender Dämmerung geht er immer einmal komplett ums Haus und checkt. Voll lustig, macht er tagsüber nie. Jetzt patrouillieren die beiden zusammen :rolling_on_the_floor_laughing:)

    Was passiert denn, wenn Du kurz sagst: "ui, hast Du was gehört? - ist alles ok!". Oder kurz zum Fenster gehst, rausschaust und sagst "alles ok" und ruhig weiter arbeitest.

    Den Tipp habe ich schon oft gehört. Klingt etwas albern, aber wenn unser Pudel mal was meldet, lässt er es sein, wenn man das sagt und meldet dasselbe Geräusch dann eigentlich auch nie wieder.

    Ich habe bei unserem Pudel immer gemarkert, wenn er an der Leine aufmerksam war und halbwegs neben mir lief. Und das von Anfang an. Die Leine war anfangs relativ lang für so einen kleinen Welpen (3,5m). Er durfte innerhalb des Radius quasi machen, was er wollte, nur eben nicht ziehen. Hat geklappt. Er hat bis zum ersten Testosteronschub das Leinenende nie erreicht. Zu 80% lief er echt neben mir, manchmal blieb er zum Schnüffeln zurück, aber nach vorne ging er nie.

    So, dann kamen die Hormone und das Pudelchen zog mich durchs Dorf... Und dann war natürlich nicht der richtige Zeitpunkt, auf einmal mit Leinenführigkeitsübungen anzufangen. Das hätte er nicht geschafft.

    Ich tröste mich so: An der Art, wie er läuft und wie / ob die Leine gespannt ist, erkenne ich sofort seinen Testosteronspiegel.

    Er wird ja leider in zwei Wochen mit einem Jahr aufgrund medizinischer Gründe (echt, keine Ausrede) kastriert. Danach mal sehen.

    Deswegen hatte ich auch geschrieben 'Alltag laeuft, in der Ausbildung haengt sie wegen meiner Faulheit hinterher' ;)

    Ach, so hast Du das gemeint.

    Naja, jedenfalls habe ich mich durch Deine Videos daran erinnert, dass ich mit dem Pudelchen mal in Richtung BH trainieren will oder zumindest schauen will, ob das was für ihn wäre. Ich glaube, das könnte ihm gefallen. Er ist sehr konzentriert und ausdauernd im Training (naja, je nach Testosteronlevel).

    Jedenfalls habe ich jetzt mal dem Verein geschrieben und gefragt, wie man da einsteigen kann, was die BH angeht.

    Ich nehme an, dass das , was Du machst, was Anderes ist, aber bei der BH sind ja auch diese Obedience-Sachen dabei.

    Ich glaube, da kann ich was beitragen :-)

    Wir haben einen sehr aktiven Hund aus dem TH, den durften wir gemäß Vertrag auch nicht frei laufen lassen. Ein Teufelskreis...

    Er hatte, damit er wenigstens etwas Bewegung bekam, immerhin die Schlepp - oder bei Siffwetter auch mal die Flexi - dran. Zusätzlich konnte er im großen Garten rennen.

    Insgesamt war er nach einigen Monaten gut erzogen und er ist ein sehr gehorsamer Hund, der alles richtig machen will.

    So, dann kam eben die Leine mal ab. Und er rannte in derselben Millisekunde weg, schnurgerade, ohne nach links und rechts zu schauen, bis er hinter dem Horizont verschwand. Selbstverständlich half der RR nichts.

    Nach 2 Minuten tauchte er wieder am Horizont auf und rannte im selben Tempo schnurgerade wieder zu mir und ließ sich anleinen.

    So lief es immer. Nicht dass wir das dauernd gemacht hätten, die Nerven lagen blank, aber es war immer mal wieder die Hoffnung da, dass es klappt.

    Trotz Bewegung und Rennen im Garten, er hatte immer diese Rennflashs.

    Ein Hundetrainer empfahl mal, zwei Leinen dran zu machen (checkt der Hund ja erst mal nicht). Dann eine abmachen und auf die andere draufstellen, damit er lernt, dass er nicht weglaufen kann. Haben wir ehrlicherweise nicht probiert, weil ich mir sicher bin, dass er das bald checkt und es nichts bringt.

    Also gingen wir so vor:

    Es wurde ein total konsequentes Schleppleinentraining gemacht. Es gab die Kommandos "langsam", "stop", "komm" und "raus da". Ziel war, dass er immer in dem Radius und auf den Wegen bleibt (leider hat er noch einen gewissen Jagdtrieb) und sich die Leine nie spannt. Die Kommandos wurden mit Clicker verstärkt.

    Als das zu 100% sicher geklappt hat, habe ich die Schlepp schleifen lassen. Aber das "langsam" kam immer, sobald er sich dem Ende des Radius näherte. Als das zwei Wochen sicher geklappt hat, wurde die Schlepp schrittweise gekürzt. Er durfte aber seinen Radius behalten. Die Schlepp war also zumindest bei ihm nur Fake, weil wir ja nicht mehr hätten drauftreten können im Notfall, als sie z.V. nur noch 3m lang war, er aber die 10m Radius ausnutzen durfte.

    Irgendwann kam die dann ganz ab.

    Ziel war bei diesem Hund, weil er eben Rennflashs gehabt hatte, dass er im Radius bleibt und eben NICHT wegrennt. Die Möglichkeit, auch mal zu rennen, wurde ihm erst gegeben, als Schritt 1 funktioniert hat (siehe unten, wie wir dann vorgegangen sind).

    Erst als wir uns alle daran gewöhnt hatten, haben wir ihn den Radius langsam vergrößern lassen (das "langsam" oder "stop" kam dann eben später). Sprich: Dann konnte er auch rennen.

    Parallel zu dem Ganzen wurde natürlich v.a. der RR sehr gut geübt mit hochwertiger Belohnung.

    Es hat tatsächlich sehr gut funktioniert. Allerdings machen wir es echt so, dass wir immer mit Schlepp loslaufen und täglich schauen, wie aufmerksam er ist, oder ob er Jagdambitionen zeigt (merkt man bei ihm sehr gut). Ist das der Fall, bleibt die Schlepp auch mal dran.

    Toi toi toi: Bislang hat alles geklappt. Und er ist wirklich kein leichter Fall.

    Ben_auch_mal_hier Klar lernen erwachsene/aeltere Hunde auch. Aber Anansi haengt im Vergleich gnadenlos hinterher. Nur liegt das nicht an ihr. Ich war einfach unfassbar faul in dem Bereich und das merkt man..

    ja, okaaay... Naja, Ihr habt ja echt ganz andere Hunde und Ansprüche. Wir haben nur zwei stinknormale Familienhunde, also sitz, platz und bleib für den Hausgebrauch reichen uns ;-)

    Naja, Freilauf ist momentan nicht wirklich. Und an der Schlepp bleibt sie erst stehen, wenn sie Zug auf der Leine spürt. Sie zieht dann nicht, denkt aber auch nicht dran, sich mal umzuschauen

    im richtigen Freilauf ist er momentan auch nicht. Ich habe immer ein kurzes Stück Ultra Light Biothane dran, das ist v.a. für meine Nerven wichtig. Und um nicht ständig an- und ableinen zu müssen.

    An der normalen Schlepp würde er sich auch nicht umdrehen, wenn ich die festhalte. Vielleicht weil er ja weiß, dass ich da bin und bleibe, hehe.

    Aber wenn er nur dieses leichte Ding dran hat und keine Verbindung zu mir, weil ich es ja am Boden schleifen lasse, ist er witzigerweise aufmerksamer.

    Habe ich aber auch erst kürzlich bemerkt, als ich vor lauter Leinenfrust dachte, ich probiere das jetzt mal.

    Bin bei Freilauf immer eine Spur zu zurückhaltend, aber nachdem wirklich ausnahmslos jeder (!) Junghund, den ich kenne, frei läuft, dachte ich mir, so gefährlich kann das ja nicht sein.

    Ich teste seine Aufmerksamkeit immer am Anfang mit 2-3 Kommandos. Wenn das funktioniert, lasse ich das Ding fallen und er kann sich freier bewegen.

    Mache ich beim Ersthund (der hat Jagdtrieb) ähnlich. Ist er aufmerksam, kommt die Leine ab, ist er aufgeregt oder unaufmerksam, bleibt sie erst mal dran. Und ich habe ihn zum Glück noch nie "verloren".

    Und wenn ich dann den Ausbildungsstand von ihr und meinen anderen Hunden im gleichen Alter vergleichen wuerde, wuerd ich Zustaende bekommen. Tu ich also einfach nicht (ich weiss ja eh woran es liegt...an meiner Faulheit)

    ...dbzgl. beruhigt es mich immer, dass erwachsene Hunde auch noch lernen. Unser erwachsener Ersthund aus dem TH hat alles erst ab 2 Jahre gelernt und das genauso schnell.

    Beim Pubertier ist es mir eher wichtig, dass sich keine blöden Sachen einschleifen, die man später abtrainieren muss. Geht sicherlich auch, muss aber ja nicht sein.

    Naja, und zum Thema Vergleiche ziehen: Leider kommt das ja auch oft von außen, ob man will oder nicht, und dann denkt man viellicht doch darüber nach.

    Mein aktueller Hasskommentar: "Ach, bin ich froh, dass mein Junghund von den Hormonen nichts merkt so wie Deiner. Der kann immer und überall ohne Leine laufen". Nerv. Ja, ist halt so.