Psychische Komponente
In ihm ist ein großer Drang, alles richtig zu machen und gelobt zu werden. Versteht er mich nicht, wird er hektisch. Korrektur in jeder Form von seiner Bezugsperson ist ein Weltuntergang für ihn. Inzwischen hört er nur noch sehr schwer und sieht auch schlecht. Das verunsichert ihn und erhöht das Stresslevel.
Hallo Frechdax,
vielen lieben Dank für Deinen ausführlichen Beitrag! Zu dem Zitat komme ich weiter unten.
Das mit der körperlichen Komponente macht echt viel Sinn. Bei unserem Junior sehe ich das auch, der hatte ja lange Zeit Magen-Darm-Probleme (umfangreiche Diagnostik war immer ohne Befund, war auch bei verschiedenen Tierärzten). Aber das ist jetzt egal, er hatte ja die Beschwerden und war in diesen Zeiten echt schreckhafter.
Dito als Welpe, da war er sehr ängstlich, aber rückblickend glaube ich, dass auch seine krasse Verfrorenheit mit reingespielt hat. Er ist leider ein Winterwelpe. Dort wo es warm war, war er normal, draußen, wo es kalt war, war er ängstlich.
Aber auch egal. Das nur als Beispiele, dass es bei uns auch ein wenig ähnlich war.
Beim Senior, der ja eben gestresst ist, hatte ich in den acht Jahren nie den Eindruck, dass er körperliche Probleme hat. Ich weiß, Hunde verbergen dies, aber er ist so unglaublich fit und körperlich robust, frisst immer schon mit Appetit, Kot normal, kein Erbrechen, keine sonstigen Anzeichen für irgendwas...
Was in seinen ersten beiden Jahren war, weiß leider keiner. Er kam aus einer deutschen Familie, also kein Auslands-TS. Was aber auch alles oder nichts heißen kann.
Das, was ich zitiert habe, trifft 1 zu 1 auf ihn zu. Er verzweifelt sofort, wenn etwas von ihm verlangt wird. Oft schon vorher. Dann spult er alles ab, was er kann, bevor wir überhaupt angefangen haben zu üben.
Ich trainiere mit ihm derzeit auch relativ viel, weil einfach neue Dinge wichtig sind, seit der Junior da ist (andere Art von Leinenführigkeit, getrennter Rückruf der beiden Hunde etc.).
Ich mache es jetzt schon immer so, dass er zu 90% gaaanz einfache Aufgaben bekommt, die er sicher kann. Und dass wir mit einem Erfolgserlebnis aufhören.
Allerdings muss ich auch hier dazu sagen, dass seine Anspannung in den Zeiten, in denen wir mal überhaupt nichts trainiert haben, genauso war. Er "ist einfach so".
Witzig ist, dass er jetzt im Garten z.B. entspannter ist, seit Junior da ist. Junior hat einen echten, gesunden Wachtrieb. Es wird eben ab und zu etwas kurz gemeldet, was ungewöhnlich ist. Senior hat das zwar nicht direkt gemacht, war aber im Garten auch immer angespannt. Jetzt liegt er unter dem Tisch und schläft.
Also ja, die psychische Komponente (Thema Anforderungen) scheint schon auch ein Thema zu sein.
Nur ist Junior leider aufgrund seiner körperlichen Probleme und seines jungen Alters auch kein 100% belastbarer und souveräner Rüde, und er wird aufgrund einiger körperlichen Probleme ja leider bald kastriert. Danach mal sehen, wie sich dann ggf. wieder etwas verändert.
So, langes Gelaber, was mache ich nun?
1) Den KH-Anteil im Futter habe ich ein wenig erhöht. Ggf. lasse ich tatsächlich mal eine professionelle Beratung machen.
2) Beim TA lasse ich Schilddrüse und Hormone untersuchen - und was er ggf. sonst noch vorschlägt.
3) Ich probiere derzeit CBD-Öl. Ich meine, schon etwas zu bemerken, angeblich wirkt es ja innerhalb von einer Stunde. Eigentlich glaube ich nicht an so Zeug, aber es gab schon überraschende Effekte (weniger Scharren draußen, kein Austicken beim Erzfeind).
4) Im Umgang mit ihm werde ich noch mehr darauf achten, ihn nicht zu überfordern. Ich muss dazu sagen, dass ich mit positivem Markertraining arbeite und in einer entsprechenden Hundeschule bin, wo es nur ganz kleine Gruppen gibt und viel Entschleunigung. Ich denke, dass das für ihn gut ist. Er ist dort (aufgrund seines Alters) echt ein Musterschüler ;-). Dennoch musste und muss er natürlich aufgrund des Junghundes auch zurück stecken. Z.B. wenn ich mit dem alleine das Haus verlasse, ist das sicherlich schwer für ihn. Aber es muss eben sein. Dafür hat er genauso viel Exklusivzeit mit uns. Darauf achten wir wirklich sehr, nur kann ein Hund natürlich darüber nicht reflektieren.
Es ist ja nicht so, dass es UNS stört und es ist ja auch nicht so schlimm, dass wir uns große Sorgen machen oder der Alltag belastet ist. Nur fiel es uns im Vergleich mit dem ruhigen Junghund eben so auf und ich dachte, wenn man etwas tun kann, was ihm das Leben leichter macht, dann tun wir es natürlich.
Also danke noch mal für Deine ausführliche Antwort!
Liebe Grüße