Puh, heftig.
Wir haben auch zwei Hunde, einen 10-jährigen Mix aus dem TH und einen 1-jährigen Junghund.
Unser Mix war lange nicht so schlecht erzogen (sorry) wie der ältere Hund Deiner Eltern, dennoch war und ist es herausfordernd, weil beide Hunde eher lebhafte Rassen sind, Senior ein Stressproblem hat und Junior eben in der Pubertät ist.
Letztendlich trainiere ich mit meinen beiden Hunden von Tag 1 an, und zwar getrennt UND zusammen.
Z.B. muss Junior lernen, gemeinsam mit dem Ersthund sowie auch alleine alleine zu bleiben, also musste das schon mal doppelt geübt werden.
Man muss üben, die Hunde getrennt und zusammen abzurufen etc.
Ein Hundetrainer meinte mal: "Zwei Hunde = vierfache Arbeit". Und er hat absolut Recht. Klar mag es Ausnahmen geben, aber ich kann das voll bestätigen, und meine Hunde sind jetzt nicht suuuper schwierig i.S. von ernsthaften Problemen.
Mehrhundehaltung ist mehr als das Halten mehrerer Hunde. Man muss sich besser auskennen, es gibt Themen, die bei einem Hund egal sind, usw.
Letztendlich könnte Deinen Eltern nur ein wirklich guter Trainer helfen, der sich auch mit der Haltung mehrerer Hunde auskennt - denn das tun beileibe nicht alle!
Zu den einzelnen Themen: Management ist schon mal in einigen Bereichen möglich (Management bedeutet, dass man in der Situation etwas tut, um das Problem zu mildern, was sich aber nicht auf das grundsätzliche Problem auswirkt, sprich: durch Management löst man höchstens die Situation, nicht aber das Problem).
Garten:
Unser Senior ist leider auch ein Zaunkläffer bei einzelnen, "ausgewählten" Hunden.
Junior meldet "hundtypisch" Verdächtiges.
Beides für sich wäre nicht so schlimm, aber wenn beide im Garten sind, gibt es also mehr Anlässe, selbstverständlich macht der jeweils andere oft mit, oft ohne zu wissen warum.
Ergo: Die Hunde sind bei uns nicht einfach so stundenlang im Garten, weil es sie (und uns) ohnehin nur stresst und ihnen aufgrund ihrer psychischen Struktur letztendlich mehr schadet als nutzt.
Wir gehen natürlich mit ihnen in den Garten, um mal zu spielen, zu trainieren, sie rennen zu lassen, aber Rumgammeln hinterm Zaun gibt es nicht.
(Es gibt hier Nachbarshunde, die den ganzen Tag draußen sind und sich verantwortlich für Haus und Hof fühlen und die ganze Zeit kläffen. Das ist mir immer unverständlich, das braucht einfach kein Mensch).
Gassigehen:
Ich hatte auch die romantische Vorstellung, mit meinen süßen Hündchen durch Wiesen und Wälder zu flanieren.
So, dann kommt ein logischerweise nicht leinenführiger Welpe zu einem als Einzelhund passablen leinenführigen Hund. Und natürlich funktioniert NICHTS.
Es ist auch hier wiederum doppelte Arbeit, mit jedem Hund einzeln die Leinenführigkeit zu trainieren sowie zusammen. Das ist nicht banal.
Und kaum hat man es halbwegs geschafft, kommt Junior in die Pubertät.
Zudem ist es oft so, dass zwei Hunde unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen haben. Der eine will mehr schnüffeln, der andere rennen.
Schon alleine deswegen kann man m.E. ohnehin nicht immer mit beiden gehen, wenn man beiden gerecht werden will.
Dass zwei Hunde mehr pöbeln, liegt vermutlich daran, dass sie zu zweit auf einem höheren Energie- (bzw. Stress-)level sind, also die Toleranzschwelle ggü. Außenreizen niedriger ist.
Was hilft?
Ich mache es so, dass ich 1-2x am Tag mit dem Auto wohin fahre, wo keine anderen Hunde sind. Ansonsten wird getrennt gegangen, was ich ohnehin machen würde, um auch mal individuelle Zeit für jeden Hund zu haben.
Übrigens machen das die meisten Mehrhundehalter so, die ich kenne.
Die, die mit beiden gehen, fahren oft nur bis zur nächsten Wiese, machen die Heckklappe auf, Hunde raus, Hunde wieder rein und dann nachhause.
(Wie gesagt: Das sind halt die, die ich kenne, natürlich gibt es auch andere, v.a. hier im Forum ;-))
Alleinebleiben:
Das Alleinebleiben wird i.d.R. nicht durch einen zweiten Hund besser. Habe ich jedenfalls oft gehört. Letztendlich muss man mit dem Welpen / Junghund das Alleinebleiben separat sowie MIT dem Ersthund üben. Wenn aber der Ersthund schon Probleme hat, dann ist es wirklich schwierig.
Im Falle Deiner Eltern hätte ich es vermutlich so gemacht, dass der junge Hund ausschließlich "allein-allein" bleibt und Senior mitgenommen wird, bis der junge Hund es gut kann. Und DANN erst hätte ich beide mal ganz kurz alleine gelassen.
Aber das ist jetzt ja leider schon versaut, hier kann sicherlich nur ein Trainer helfen.
Aber abgesehen von eventuellem Management in einzelnen Situationen:
Die Hunde müssten beide erst mal Grundgehorsam lernen und es müsste etwas gegen ihre offensichtlich stark ausgeprägte Erregung getan werden. Das ist ein langer Weg, aber nicht unmöglich! Dennoch braucht es einen echt erfahrenen Hundetrainer, der die Probleme gut analysiert.
Deine Eltern müssten zu 100% konsequent sein und sich erst mal ausführlich dieser Aufgabe widmen, ohne Wenn und Aber.
Ich würde auch dazu raten, mit beiden Hunden getrennt (!) in eine Hundeschule zu gehen (mache ich auch, ist super).
Wie wäre es denn, wenn sich je ein Elternteil um die Erziehung eines Hundes kümmert? Dann ist die Verantwortlichkeit schon mal eine andere.
Unser Senior musste im letzten Jahr noch sehr viel Neues lernen, und das hat super geklappt, obwohl er schon so alt ist. Er ist jetzt ein echt zu 90% top erzogener Hund, bis auf seine sporadischen Anfälle bei Erzfeinden. Ich werde mit ihm vermutlich jetzt sogar auf die Begleithundeprüfung hinarbeiten, was vor einem Jahr noch unvorstellbar war.
Aber es erfordert eben sehr viel Zeit, Wissen und Mühe, wenn Probleme bestehen.
Wenn Du noch Fragen hast, melde Dich gerne!