Beiträge von Cerberus2021

    Danke fürs Aufklären! Ich persönlich finde mindestens 22h in der Wohnung immer noch ziemlich "drinnenlastig" für einen jungen Hund, aber meine eigene Hundeerfahrung ist vor allem durch Bauernhof- und Reitstallhunde geprägt, da habe ich vielleicht auch ein etwas verschobenes Bild von Hundehaltung.

    Wenn ich den Tagesablauf richtig verstehe, geht der junge Hund nur 2*30 Minuten pro Tag raus plus eine kurze Pinkelrunde morgens und ist ansonsten den ganzen Tag in der Wohnung und soll dort entweder etwas kauen oder "ruhen"? Und manchmal fällt sogar die zweite 30-Minuten-Runde flach und stattdessen wird trainiert? Da wäre uns mein entspannter Spitz auch drinnen um die Ohren geflogen vor lauter überschüssiger Energie, das finde ich schon sehr wenig freie Bewegung für ein junges, athletisches Tier.

    In dem Alter war unser Junghund tagsüber und auch abends viel im Garten, entweder alleine (Tür offen, dass er immer wieder reinkommen kann) oder mit uns, und hat da eben Hunde-Dinge gemacht (aufpassen, schnüffeln, buddeln, wichtig dreinschauen, herumliegende Sachen ankauen, im Gras dösen, eine Runde ums Haus flitzen, ...). Wenn ihr keinen Garten habt: gibt es irgendwo die Möglichkeit, Eurer Kleinen mehr "Draußen-Zeit" zu organisieren, wo sie ohne großes Training oder Strecke-Machen einfach herumschnüffeln oder "Hund sein" kann, frei oder an der Schleppleine?

    Ich habe schon häufiger gehört dass das bei Pferden ausschließlich nicht möglich ist.

    Gegenfrage: Welche biologische Begründung gibt es dafür, dass die auf alle Säugetiere anwendbaren Lerntheorien beim Pferd nicht zutreffen sollen?

    Es behauptet ja auch niemand, dass positive Verstärkung beim Pferd gar nicht funktioniert. Die Aussage war ja, dass es nicht mit ausschließlich positiver Verstärkung beim Pferd geht. Ich finde aber, dass das eine totale Binsenweisheit ist - "ausschließlich positive Verstärkung" ist für mich etwas, das wahrscheinlich beim Medical Training für Zootiere funktioniert und sinnvoll ist, aber für jedes Tier (Pferd, Hund, Esel, ...), mit dem man sich in der Öffentlichkeit bewegt, muss man meiner Meinung nach schon aus Sicherheitsgründen auch mal einige Regeln aversiv durchsetzen und aufbauen. Von einem 500kg-Pferd geht da auch noch ein ganz anderes Gefahrenpotential aus als von einem 20kg-Hund. (Wenn mir mein Hund vor ein fremdes Auto springt, ist dann halt der Hund tot. Wenn mir mein Pferd vor ein fremdes Auto springt, habe ich aber wahrscheinlich auch noch ein paar Menschenleben auf dem Gewissen...).

    Was für mich bei der Diskussion zu positiver Verstärkung im Pferdebereich immer so ein bisschen untergeht (und wo die Hundewelt anscheinend schon weiter ist), ist die Betrachtung, wie sich das Pferd dabei fühlt und was das Training langfristig bewirkt. Da kann auch eine positive Verstärkung Stress auslösen, wenn das Training schlecht aufgebaut ist, während andererseits ein größtenteils auf negativer Verstärkung und positiver Strafe aufgebautes Training, wenn es gut gemacht ist, ein Pferd so richtig zufrieden machen kann, weil es selber spürt, wie es stärker und geschickter wird und seinen eigenen Körper besser kontrollieren und einsetzen kann (eben gutes Dressurreiten).

    Daher finde ich es auch seltsam, wenn man "gutes Training" im Pferdebereich unbedingt an der "rein positiven Verstärkung" festmachen will. Für mich ist gute Pferde-Ausbildung etwas, was für das Pferd verständlich und nachvollziehbar ist, und was dazu führt, dass das Pferd im Laufe der Ausbildung immer motivierter, stärker, geschickter, "stolzer" und "schöner" wird. Das wird man sicher nicht mit Methoden erreichen, die grob, emotional und unfair sind, aber wieso sollte man denn nicht dabei auch die negative Verstärkung über Druck und weichen nutzen, die Pferde untereinander ja auch anwenden? Oder eben auch mal eine positive Strafe als für das Pferd klare und verständliche Rückmeldung: "nein, dieses Verhalten geht gar nicht" - und direkt danach ist alles wieder entspannt und freundlich.

    Edit: Jetzt war @Langstrumpf schneller, da hätte ich mir meinen Beitrag auch sparen können. :face_with_monocle:

    Witzig, wie sehr so etwas von der eigenen "Bubble" abhängt - ich hätte jetzt spontan gesagt, dass unter Pferdeleuten die vier Quadranten der operanten Konditionierung seit bestimmt 15 Jahren bekannt und so ziemlich jedem geläufig sind (da kam in meinem Umfeld einerseits Clickertraining und andererseits Natural Horsemanship so langsam auf, die ja jeweils die plakativsten Beispiele für positive und negative Verstärkung sind (positive Verstärkung: Klick/Leckerli, negative Verstärkung: Druck wegnehmen bei der ersten feinen Reaktion des Pferdes im NHT).

    Für mich hat Pferdetraining eigentlich nur dann mit Hundetraining wesentliche Parallelen, solange der Mensch am Boden bleibt. Als Hundeanfänger finde ich Hunde da schwieriger zu lesen und subtiler in der Kommunikation als die (zumindest für mein Empfinden) viel deutlicher und klarer kommunizierenden Pferde.

    Vom Sattel aus geht es zumindest bei meinem Verständnis von Reiterei vor allem um Muskelaufbau, Bewegungslernen, Balance von Pferd und Reiter, und darum, dem Pferd auf Dauer gesunde Bewegungsmuster anzutrainieren (auch wenn das vielleicht fürs Pferd mal zwischendurch anstrengend und schwierig ist, weil Muskel- und Konditionsaufbau und das Ändern gewohnter Bewegungsmuster eben nicht ohne Anstrengung geht). Da sehe ich zu den klassischen Reiterhilfen für mich keine sinnvolle Alternative. Für mein Verständnis haben die klassischen Reiterhilfen zwar auch einen gewissen Anteil an negativer Verstärkung (Druck wegnehmen wenn das Pferd die gewünschte Reaktion zeigt, z.B. Schenkelhilfe oder Zügelhilfe), aber sind vor allem "Dialog zweier Körper" (Gewichtshilfen, Mitschwingen, Ausbalancieren, Spiegeln der Körperhaltung des Reiters durch das Pferd). Das kann man für mein Verständnis nicht so recht ins Schema der operanten Konditionierung pressen, weil es nach meiner Erfahrung dabei eher um physiologische Gesetzmäßigkeiten geht (wenn der Reiter im Oberschenkel klemmt, *kann* das Pferd nicht locker vorwärtslaufen, auch wenn es dafür noch so hochwertig beclickert würde).

    Puuh schauen gerade, ob Gonzo mit einer zweiten Familie zurecht kommt bzw. sie mit ihm. Also für den Fall, dass wir mal nicht genug Zeit haben, jemand Vertrauter auf den Hund aufpassen kann. Und sie hätten wieder Kontakt zu einem Hund, nachdem ihrer leider verstorben ist.

    Gonzo ist ein super freundlicher Hund und darin seh ich auch nicht das Problem.

    Aber heute beim gemeinsamen Spaziergang hat der gezogen wie ein Ochse und SO gezogen hat der noch nie. Die Kinder sind halt Kinder und sehr quirlig…kennt Gonzo noch nicht und war dann richtig aufgepusht.

    Hab immer wieder versucht den Hund wieder auf klare Gedanken zu bringen, aber das war einfach zuviel.

    Jetzt bin ich mir recht unsicher. Total liebe Familie und Gonzo mag sie auch, aber kann nicht gut einschätzen, ob der da mal auch ruhiger wird, wenn ich nicht dabei wäre.

    Falls Dich ein Erfahrungsbericht dazu interessiert: Columbus ist ab und zu mal für einen Tag bei unseren Nachbarn, die einen 6jährigen Sohn haben. Bei kurzen Treffen drehen Junghund und Kind auch total hoch, bei mehrstündigen Aufenthalten dort ignorieren sich Columbus und das Kind irgendwann gegenseitig und beide Parteien sind wieder ansprechbar.

    Ich würde es daher an Deiner Stelle mal ausprobieren, dass Gonzo mehr Zeit mit der Familie verbringt. Dann beruhigen sich Hund und Kinder wahrscheinlich eher als bei einem gemeinsamen Spaziergang, der für alle Beteiligten ein aufregendes Event ist. (Natürlich nur, wenn Du den Leuten so weit vertraust, dass Du Gonzo da lassen würdest).

    Natürlich gehen wir mit ihr raus. Aber wir machen ganz sicher kein beschäftigungsprogramm draussen. Sie ist in der eingewöhnung. Sie darf das haus von aussen kennen lernen und im Garten toben, das wars. Wir machen sie auch nicht "müde" sondern lenken ihre energie in was sinnvolles anstatt zuzulassen das sie die couch tötet.

    Aber wenn sie drinnen so viel Energie hat, wäre für mich da der logische Schritt, eben mehr Zeit draußen zu verbringen? Länger im Garten Toben, Kullern, Entdecken lassen, auch mal außerhalb des Gartens irgendwo "spazierenstehen", wo der Welpe die Welt entdecken kann? Kein "Beschäftigungsprogramm", sondern einfach "Welpe sein", rennen, schnüffeln, buddeln, Spaß haben? Unser Welpe fand das damals total klasse, einfach mit uns draußen im Garten zu sein, gerne stundenlang, das kannte er aus dem Züchterhaushalt auch schon (da hatten die Mutter und Welpen auch einen Großteil des Tages freien Zugang in einen abgesicherten Teil des Gartens und der Terrasse).

    Ich finde es einfach so abwegig, ein aktives Tierkind so extrem ruhigzustellen, wie das anscheinend gerade empfohlen wird. Ich bin ja nur relativ unerfahrene Ersthundehalterin, und vielleicht ist das gerade bei den anspruchsvolleren Hunderassen schon alles sinnvoll und richtig so, aber ich finde es einfach sehr befremdlich.

    J_xna Dein Hund "darf" also nur 6h/Tag außerhalb seiner Box verbringen? Das finde ich schon sehr wenig. Mein Columbus dödelte als Welpe/klein-Junghund einfach meistens da herum, wo wir auch waren, döste kurz, wachte wieder auf, usw. Solange er nicht überdreht oder übermüdet wirkte, haben wir da keine Schlafenszeiten durchgesetzt. Was macht Eden denn, wenn ihr sie in der Wohnung einfach ignoriert und eben Euer Leben lebt, ohne dass der Hund dauernd begleitet, in die Box verfrachtet oder sonstwie groß beachtet wird?

    Die Grundvoraussetzungen auf Island für die Pferde sind.

    -Freileben über den Sommer von einem Großteil der Population.

    -Sexualpsrtner werden nicht zugewiesen sondern selbst gewählt von den Individuen.

    -wer nicht gesund und fit genug ist ist stirbt und wird somit nicht Geschächtsreif oder paart sich nicht über den Sommer und gibt seine Gene nicht weiter.

    Das stimmt so meiner Erfahrung nach nicht (ich habe mal ein paar Jahre in Island gelebt und interessiere mich schon sehr lange für Islandpferde).

    Die "Auslese auf Umwelthärte" passiert nicht so sehr beim Freileben im Sommer (das so eigentlich auch immer nur im Norden Islands üblich war, in den anderen Regionen hat und hatte man die Pferde im Sommer meist auf dem eigenen Land - das aber dann gerne mehrere Quadratkilometer groß ist), sondern passierte früher vor allem im Winter. Bis vor ca 20-30 Jahren hatten die Pferde in Island im Winter selten Ställe zur Verfügung, erst irgendwann in den 1990ern wurde Pferdehaltern vom Staat vorgeschrieben, dass es für Pferde einen Wetterschutz geben muss (da reichte aber z.B. auch eine senkrechte Wand, hinter der die Pferde windgeschützt stehen können), und Winterfutter für die Pferde war oft knapp. Nur einzelne Reitpferde stallte man zum Antrainieren mal für ein paar Wochen auf. Nicht umsonst gibt man auf isländisch das Pferdealter nicht in Jahren sondern in "Wintern" an - weil es eben eine Leistung ist, einen harten isländischen Winter zu überleben.

    Unkontrollierte Vermehrung von Pferden gab und gibt es in Island nur als absolute Ausnahme (Koppelunfall oder die wenig rühmliche Zeit, als sich im Nordosten einige "Pferdefleisch-Produzenten" etablieren wollten). Ganz im Gegenteil sind die Islandpferde wahrscheinlich eine der Pferderassen, in denen schon am längsten sehr gezielt und mit einer sehr wissenschaftlichen Herangehensweise gezüchtet wird. Der BLUP (best linear unbiased predictor) wird schon bestimmt seit den 1970ern in der Islandpferdezucht verwendet, zu dieser Zeit war man bei den Warmblutzuchten noch lange nicht so weit, den Zuchtwert eines Pferdes überhaupt irgendwie zu quantifizieren.

    Was meiner Meinung nach eher dazu beiträgt, dass Islandpferde genetisch recht breit aufgestellt sind, ist:

    1) Entgegen des Mythos der "1000jährigen Reinzucht" gibt es Belege, dass tatsächlich über die Jahrhunderte gezielt einzelne Pferde importiert und der Zucht zugeführt wurden. Das strenge Importverbot in der heutigen Form gibt es eigentlich erst seit dem 20. Jahrhundert.

    2) Weiterhin sind die Islandpferde eine relativ große Population, die zwar durch Naturkatastrophen mindestens einen "Flaschenhals" durchgemacht hat, aber die auch immer durch eine Vielfalt sehr unterschiedlicher Typen gekennzeichnet war - die großen, kräftigen Reitpferde aus dem Norden, die zierlichen, temperamentvollen ostisländischen Pferde (berühmt einerseits dafür, dass sie auch die reißendsten Flüsse überqueren können, und andererseits für ihre legendäre Sturheit), der gutmütigere Typ aus dem Südwesten, ... Es gab also nie das eine und einzige Ideal, dem alle Pferde entsprechen sollten, sondern unterschiedliche Züchter nutzten zwar durchaus auch Pferde aus anderen Gebieten/Linien, hatten dabei aber traditionell eben immer leicht unterschiedliche Ziele, so dass es eben keine komplette "Gleichmacherei" innerhalb der Rasse gab, Mit geschätzt 200000-350000 Pferden in Island in den letzten 100 Jahren oder so, und davon 4-5 relativ unterschiedlichen Typen, hat man auch einfach eine sehr breite Basis, die schon zahlenmäßig wahrscheinlich ganz andere Dimensionen hat als die meisten Hunderassen.

    3) Vor allem aber denke ich, dass die seit Jahrhunderten sehr geplant durchgeführte Leistungszucht zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Islandpferde beigetragen hat: traditionell hat der isländische Bauer die Abstammung seiner Pferde über mindestens 3-4 Generationen im Kopf, und sucht die Zuchtpartner entsprechend aus. Im Gegensatz zu anderen Pferderassen gehen normalerweise auch nur Stuten in die Zucht, die von der Leistung her überzeugen, und die Beurteilung der Zuchtpferde zielt (im Gegensatz zum üblichen mitteleuropäischen Reitsport) sehr darauf, die Pferde möglichst "unverfälscht" in ihrem Potential zu zeigen, und nicht so sehr darauf, die Ausbildung der Pferde zu beurteilen. Dadurch gehen dann z.B nicht auf einen Schlag hunderte Nachkommen eines aktuellen "Modehengstes" in die Zucht und verkleinern die genetische Vielfalt.