Was "brauchen" Hunde denn eigentlich wirklich zum Glücklichsein? Einzelzeit mit dem Menschen, individuellen Hundesport auf hohem Niveau, ...? Sind das nicht größtenteils eher die Bedürfnisse des Menschen und nicht des Hundes? Solange Versorgung, Pflege und körperliche und geistige Beschäftigung sichergestellt sind, wird es den meisten Hunden (abgesehen von den extremen Arbeits-Spezialisten) doch völlig egal sein, ob sie jetzt z.B. eine "richtige" Dummysuche hatten oder einfach nur irgendein Laien-Schnüffelspiel. Mein Spitz sitzt sicher nicht abends neben mir auf dem Sofa und denkt sich "Mann, wenn die Alte nicht so untalentiert als Trainer wäre, könnte ich jetzt schon ZOS mit 10 Gegenständen und einer astreinen Anzeige!", sondern der freut sich auch über meine stümperhaften Versuche, weil es ihm meiner Ansicht nach vor allem um die Aufmerksamkeit seines Menschen und die geistige Anregung geht.
Ich verbringe ja auch immer mal Zeit mit der Foxhoundmeute des Schleppjagdvereins. Das ist mal wirklich "Vielhundehaltung" (derzeit knapp 60 Hunde in einer Zwingeranlage auf mehrere Gruppen aufgeteilt), und die wirken auf mich weder schlecht gepflegt noch unglücklich, obwohl ihre einzige "Einzelzuwendung" die Kontrolle auf Verletzungen/Krankheiten und das Namenstraining (ein paar Minuten täglich pro Hund) sind. Alles andere (Bewegung, Auslastung, Ausbildung) passiert in Gruppen. Es ist aber eben natürlich auch ein Hundetyp, der auf genau so eine Haltung und Arbeit selektiert wurde, und auch da sind wir als Verein in der Vergangenheit schon mal an personelle Grenzen gestoßen (als nur 5-6 Ehrenamtliche die Hundeversorgung neben ihren jeweiligen Hauptjobs gestemmt haben - seit der Verein dazu noch einen Angestellten beschäftigt, ist der Pflegezustand der Hunde und der Anlage deutlich besser geworden).
Ich würde jegliche Tierhaltung daher immer nur unter dem Gesichtspunkt beurteilen, ob alle Tiere artgerecht leben können und ob die gesundheitliche Versorgung sichergestellt ist. Bei den hier geschilderten Negativbeispielen der Boxenhaltung von Sporthunden oder den Tiermessies fehlt es ja schon an der artgerechten Haltung, das ist dann ja eindeutig keine annehmbare Tierhaltung mehr. Bei den Vielhundehaltern hier im Forum nun darum zu streiten, ob auch wirklich alle "Menschenbedürfnisse" nach Hundesport X in Intensität Y, Einzel-Exklusivzeit von mindestens Z Minuten/Tag oder was auch immer erfüllt sind, finde ich nicht sonderlich sinnvoll - das dürfte den Hunden letztlich herzlich egal sein (wie oben auch: extreme Spezialisten-Hunde mal ausgenommen).
Für mich persönlich sind alle meine egoistischen Wünsche, die ich durch Hundehaltung befriedige, auch schon durch einen einzigen (Begleit-)Hund abgedeckt. Ich komme auch mit einem Hund regelmäßig raus, kann mit dem trainieren und mit ihm kommunizieren, kann seine Gesellschaft genießen und auf dem Sofa kuscheln. Für mich persönlich sehe ich daher keinen "Mehrwert" in einer Mehrhundehaltung. Das ist aber eben meine sehr persönliche Vorliebe, und kein Maßstab für Andere. Hier im Thread und allgemein im Forum haben ja schon genug Mehrhundehalter ihre ganz persönlichen Gründe für die Haltung mehrerer/vieler Hunde geschrieben - und soweit man das aus den Internet-Berichten sehen kann, kriegen das ja durchaus die Mehrhundehalter hier hin, auch ziemlich viele Hunde artgerecht zu halten und gut zu versorgen.