Echt du meinst das ist zu viel?? Aber wir schauen dass es Reiz-mäßig nicht zu viel ist, nur so viel dass er sich imme rmehr an alles gewöhnt.
Ich könnte mir vorstellen, dass ihr unterschätzt, wie viele Reize in der Stadt ständig auf einen Hund einprasseln, die er alle verarbeiten muss. Gerade die vielen Dinge, die man zwar nicht sieht, die der Hund aber riecht. Natürlich gibt es Hunde, die unwichtige Reize besser auszublenden können als andere, aber grundsätzlich ist das schon ein herausforderndes Umfeld.
Da laufen täglich unzählige andere Hunde lang (die der Hund riecht, auch wenn die schon lang wieder weg sind), zig Menschen, laute Autos rattern vorbei, Kinder kreischen, Essensreste liegen überall, Wildtiere gibt's auch in der Stadt mehr als genug, Fahrräder rauschen mit ner handbreit Abstand an einem vorbei, Jogger, Roller, Skater im Park und auf der Straße usw. Und bei allem muss der Hund ja ruhig bleiben, sich beherrschen, muss andere ignorieren etc. Das ist sehr sehr anstrengend für einen Hund und kann auch schnell zu viel werden.
Gleichzeitig scheint freie Bewegung, ohne dass der Hund irgendwas tun muss, gar nicht möglich zu sein (auch ein gut besuchter Park ist dafür der falsche Ort), wodurch sich die angestaute Erregung auch nie einfach mal entladen kann.
Wenn ich von meinen Hunden ausgehe (ich wohne auch in der Stadt): wenn ich aus Versehen mal zur "Rushour" hier durch den Wald gehe, sind die spätestens nach einer Stunde völlig platt. Da ist keinerlei Konzentration mehr da, da wird nicht mehr wirklich auf Kommandos reagiert, da können die teils kaum noch Blickkontakt aufnehmen. Hund 1 schaltet ab und läuft im Autopilot, Hund 2 zerrt und rennt und weiß nicht, wohin mit sich. Die sind dann einfach so durch von dem ständigen warten, rüber gehen, gucken, aufpassen, weil wieder ein Radfahrer/Jogger/anderer Hundehalter etc. vorbei geht, überholt, unseren Weg kreuzt, dass die nur noch heim wollen. Wenn die das ständig hätten, oder sogar noch deutlich länger, zusätzlich noch Runden an der Straße an kurzer Leine, die würden hohl drehen. Dosiert geht das alles, auch Restaurantbesuche u. ä., aber nicht täglich und nicht ohne entsprechenden Ausgleich (heißt, täglich raus in die Pampa fahren, wo die Hunde Hunde sein können und ich oft genug 2 Stunden nix zu dehnen sage, außer hier und da mal ein Lob, und sie ansonsten in Ruhe schnuppern, rennen, schwimmen, die Gegend erkunden können).
Es spricht natürlich nichts dagegen, einen Hund auch mal mit ins Café, in belebtere Ecken, den Zoo oder so mitzunehmen, aber zum einen kann nicht jeder Hund das ständig ab, zum anderen muss zwingend auch regelmäßig Zeit sein, in der der Hund seinen Akku wieder aufladen kann, wo er einfach mal ne Weile sein Ding machen kann, wo nicht 100 Reize auf ihn einprasseln.
Und auch wenn ihr keine Fans von Spaziergängen in der Natur seid, würde ich das dem Hund zuliebe fest auf den Stundenplan setzen. Reduziert lieber die Gänge an der Straße, davon hat ein Hund nun eh nicht so viel, und nutzt die Zeit, um 1x täglich irgendwo raus aus dem Trubel zu fahren. Schleppleine an den Hund und einfach laufen. Ihn schnüffeln lassen, belohnen wenn er Kontakt zu euch aufnimmt und ansonsten erst mal nichts fordern, ruhig auch einfach mal auf eine Wiese setzen und den Hund erkunden lassen. Nach 1-2 Stunden wieder ab nach Hause und die Gänge dort auf notwendige Löserunden beschränken. Und dann würde ich erst mal schauen, ob der Hund davon profitiert, ob er aufnahmefähiger wird, ob ihr einen Fuß in die Tür bekommt. Später kann man sich dann langsam wieder in die Zivilisation wagen und schauen, wie viel der Hund verträgt. Aber aktuell glaube ich, dass man überhaupt erst mal eine Basis erarbeiten muss.