Beiträge von Potato

    Aber das stimmt doch gar nicht, fehlende Arbeit wird hier bei allen entsprechenden Hunden ständig und als erstes genannt. Böse gesagt hat jeder Thread mit Gebrauchs/Arbeits/Hütehunden sofort 100 Seiten, weil das ganze Forum einmal schreiben muss dass der Hund rassegerecht ausgelastet werden muss.

    Und für Bordercollies und Jagdhunde gilt das auch und ganz besonders! Ich kenne Familien-Boder-Collies aus meiner Kindheit, die sind als Familienhunde den Familien alle um die Ohren geflogen. Ich wusste damals noch nicht warum, deshalb hat Border Collie für mich seitdem einen richtig schaurigen Unterton. Klingt ja auch etwas wie Borderliner.

    Cheese zum Beispiel muss unbedingt Rennen. Und zwar RENNEN. Das ist nicht so einfach zu ermöglichen, weil er schlecht von der Leine kann, er hat nämlich auch den dementsprechenden sehr starken Hetztrieb (Jagen über Fährte interessiert ihn null). Deshalb müssen wir ständig kreativ werden wie und wo er regelmäßig ausgiebig rennen kann. Das Rennen ersetzt auch für ihn nichts. Wir machen mit ihm auch stundenlange anstrengende Bergwanderungen an der Leine, findet er schon auch ganz schön, aber gibt ihm nicht genau das, was er braucht. Wenn er rennen kann, ist er ansonsten ein absolut ruhiger Hund. Wenn nicht, kann es auch echt unschön werden. Wie gesagt, mein Partner und ich haben schon Autofahrten mit ihm hinter uns, nach denen wir komplett mit den Nerven am Ende waren. Deshalb, wenn es irgendwas gibt was Tamilo auch so liebt und braucht, könnte das schon wirklich der Schlüssel sein.

    Meine Hunde wissen zb nie, ob und wann nach dem Autofahren etwas passiert..

    Manchmal steigen sie nach dem anhalten gleich aus, manchmal erst später und manchmal gar nicht.. :ka:

    So dass sie aufs anhalten auch eigentlich gar nicht reagieren.. vlt heben sie mal den Kopf, aber Aufregung erzeugt das nicht..

    Ja, sowas ist halt leider auch nicht immer und überall möglich. Mit dem Hund einfach so rumzufahren oder sie mitzunehmen ohne dass etwas passiert ist auf jeden ein guter Tip, aber eben nicht immer möglich.

    Momo hat Autofahren bei der Züchterin nicht gelernt. Die Fahrt ins neue Zuhause fand sie im wahrsten Sinn des Worts zum Kotzen, ich war gsd. ausgerüstet. Und dann haben wir es trainiert. Mit Training hats dann noch so 3-4 Wochen gedauert, bis sie entspannt mitfahren konnte.

    Bei Lilly war Autofahren deutlich länger Thema, obwohl sie erwachsen war. Sie hat es auch gelernt, aber das kam nicht von alleine.

    Wie geht Tamilo denn grundsätzlich mit Kontrollverlust um?

    Beim Autofahren spielt ja noch so viel mit rein. Also "können" kann Cheese Autofahren immer, Rückfahrten zB waren schon immer problemlos. Er kann nur oft nicht mit der Aufregung umgehen, das gleich irgendwas passiert. Also in seinem Kopf sind auch ungeteerte Straßen und starkes bergauf-fahren mit "gleich sind wir da und es passiert was tolles" konditioniert. Wir mussten jetzt im Urlaub auch immer mal über eine ungeteerte Straße fahren, das ging auch nie ohne Aufregung und unbefiept, selbst wenn sonst durchgängig geschlafen wurde.

    Hm, Cheese kann auch die Hölle sein beim Autofahren, aber bei ihm steht und fällt das tatsächlich auch mit der Auslastung. Wenn der gerade nicht ausgelastet ist, sind wir nach ner Stunde Autofahrt alle mit den Nerven volkommen am Ende. Ignorieren bringt da auch gar nichts. Wenn er ausgelastet ist, schläft der auch 8 Stunden Autofahrt komplett durch. Wir sind dann auch mehrere Tage hintereinander jeweils 8 Stunden geschlafen - auch problemlos. Nur wenn er merkt wir sind gleich da, kommt die Aufregung dann wieder durch.

    Das Problem war auch gar nicht der Fokus der Frage, sondern woran ihr das reizoffene im Alltag fest macht

    Im Alltag ist das bei uns ein alles wahrnehmen, meinen auf alles reagieren zu müssen, unwichtige Dinge nicht ausblenden können. Bei Emil und Lucifer in Welpen/ Junghundezeiten auch gerne auf alles sich bewegende anspringen (durchaus rassetypisch). Einfaches Gassi durch belebte Innenstädte ist hier nie mal eben so möglich, würde ich momentan auch nicht mit beiden Hunden zusammen machen, weil sie mir schlicht um die Ohren fliegen würden. Bei Emil kann man das deckeln und einfach ruhiges Benehmen einfordern, aber hab ich noch Lucifer dabei, dann brauche ich alle Aufmerksamkeit für den.

    Was meine beiden dafür im Gegenzug mitbringen ist viel WTP. Bei Emil nochmal deutlich mehr, als bei Lucifer. würde ich jetzt auf die Idee kommen und drei Std straight trainieren, die würden mit Begeisterung mitmachen, bis sie umfallen.

    Sowas kann zb einem Fiete nicht passieren. Der macht mal so 10 Minuten mit und wenn es ihm zu anstrengend wird, dreht er sich um und geht. Der meldet sich dann schlicht ab. Das kann er aber eben auch in aufregenden Gebieten.

    Fiete war knapp 2 Jahre, also jünger als Lucifer jetzt, da waren wir mit ihm in Südfrankreich. Der ging entspannt mit mir in Nizza, Cannes und St.Tropez bummeln, Hauptsache er durfte auch schnüffeln. Im Cafe lag er dann unter dem Tisch. Reizoffen ist er halt kein Stück.

    Danke! Ich finde es ganz schwer zu sagen, ob Cheese reizoffen (oder im Verhältnis reizoffener) ist. Also er kann extrem überdrehen, und hat dann auch sein "Psychogesicht" und das Gehirn ist ganz aus. Er ist aber eben auch noch jung. Also es gibt dafür so viele Gelegenheiten mittlerweile, bei denen er sich trotz Trubel auch einfach in Ruhe hinlegen und ausruhen kann. Durch die Stadt gehen können wir auch, das findet er vor allem spannend.Also ja, ich find das gar nicht so leicht einzuschätzen, vor allem wenn man nicht wirklich Vergleichshunde kennt.

    Das ganze geht jetzt etwas vom Thema ab. Aber um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen, auch in Deutschland gelten Hunde nicht komplett als "Sache" und bei einem Post-Trennungs-Rechtsstreit darüber, wem der Hund gehört, wird gerade bei nicht ganz klaren Eigentumsverhältnissen auch im Sinne des Tierwohls entschieden. Also wer war Bezugsperson, wer hat die besseren Voraussetzungen zur Tierhaltung etc.