Beiträge von Tobie

    Das spiegelt gerade erschreckend präzise unsere eigene Situation wider.

    Ich habe zurzeit haargenau die gleiche Baustelle mit dem Nachwuchs. Sie geht die Leute zwar nicht an, geht aber trotzdem - meist bellend - nach vorne in ihrer Unsicherheit.

    Vom Gefühl her würde ich mit Jack allein nochmal dorthin fahren wollen, mich dorthin setzen und wenn er soweit entspannt ist, wieder gehen. Einfach ab und zu "Stadt" auf den Stundenplan setzen. Er muss unbedingt lernen, dass fremde Menschen okay sind und ihn nichts angehen.

    So mache ich es seit 2 Wochen. Wann immer es irgendwie zeitlich passt, lade ich den Hund ins Auto und fahre in die Stadt, min. 2 - 3 Tage die Woche. Meistens Marktplatz oder Park. Setze mich zwischendurch auf eine Bank oder hocke mich zu ihr, wir schauen uns die Lage an und gehen dann weiter. Ich bestätige gerne mit Leckerlis, habe die Tasche also voll davon. Wenn sie was sieht und beobachtet ohne zu kläffen gibt's Bestätigung und es geht weiter (Ich glaube, dass geht in Richtung "Click für Blick" - kenne ich erst seit ich hier im DF unterwegs bin :smile: Hab ich eigentlich schon intuitiv so gemacht). Ich vermeide bei ihr momentan, anders als bei meinen anderen Hunden, den direkten Kontakt zu fremden Hunden und/oder Menschen (hab ich sonst gerne in Anspruch genommen für die Freundlichkeit und Souveränität meines Hundes, geht hier aber in die falsche Richtung und powert sie unnötig hoch). Ich will, dass sie komplett runterfährt und lernt, dass überhaupt nichts Interessantes passiert, sondern dass Mensch und Hund schlicht vorbeilaufen und es keinen Grund für Trara gibt (keine Erwartungshaltung unterstützt wird).

    Wenn wir später wieder mehr als Familie machen können, möchten wir Jack gern überall mitnehmen können. Deshalb wäre es schon sinnvoll, ihn jetzt mit der Stadt und ihren vielen Eindrücken nach und nach dosiert bekannt zu machen. Was meint ihr? Habt ihr Tipps? Oder meint ihr, das ist vielleicht so ein Pubertäts- Angstphasen- Dingens und ich sollte es gar nicht so hoch hängen?

    Hoch hängen würd' ich es nicht, ignorieren aber auch nicht. Halt einfach dran arbeiten (s.o.)

    Wir machen Mini-Schritte vorwärts, aber gaaanz langsam merke ich Besserung. Sie ist auch unglaublich aktiv, aufgeweckt und überdreht (das freut mich natürlich andererseits mit Blick auf unseren Sport). Ziel ist es nämlich - wie bei Dir - dass sie irgendwann, wie mein Großer, überall mit hin kann. Ich erziehe meine Schäferhunde mit Blick auf ihre typischen Eigenschaften zu freundlichen und ausgeglichenen Begleitern, die trotz IGP III Menschenfreunde sind, sich benehmen können, und sich bspw. im Restaurant unter den Tisch legen und ein Nickerchen machen (nebenbei: so ein Verhalten macht mich immer unglaublich stolz und ich finde ein gut erzogener DSH ist Werbung für die Rasse).

    Deshalb bekommt Besuch von mir jetzt eine Dose mit Leckerli hingestellt und darf Jack ab und zu ein bisschen herlocken und ein Leckerli geben, das hat vorgestern ganz gut geklappt.

    Mach ich auch so. Da geht es nicht nur um den Menschen, der füttert, sondern auch allgemein darum, dass fremde Menschen auf unserem Grundstück sehr angenehm und willkommen sind wenn ich das so möchte.

    Leute neigen zu extrem unguten Handlungen, wenn ihre Selbstgerechtigkeit Futter bekommt. Das merkt man jedes Jahr wieder zu Beginn der BuS, wo plötzlich jeder Spaziergänger das Recht zu haben meint, Halter (auch legal) freilaufender Hunde anzuhalten und zu beschimpfen. Oder im Sommer, weil man da niemals mit Hunden Sport machen oder Gassi gehen oder den Hund bei regnerischen 20 Grad mal im Auto warten lassen darf. Liest man doch ständig im Forum. Bei diesem Thema, sofern es dann durch die Medien geht, wird es nicht anders sein.

    Ich gebe Dir SO RECHT!! Ich trau mich mittlerweile nicht mehr meinen Hund - selbstverständlich unter Berücksichtigung der Temperaturen - im Auto warten zu lassen, wenn ich kurz einkaufe, aus Angst irgendjemand schlägt die Scheiben ein oder bricht das Auto auf (oder ruft die Polizei oder oder oder). Zum Glück habe ich so einen Kofferraumsperre, mit der ich den Kofferraum geöffnet lassen aber das Auto trotzdem abschließen kann. Trotzdem - entspanntes Einkaufen sieht anders aus. Das sind übrigens gerne die Menschen, die ihre Hunde Mittags bei 30 Grad ans Fahrrad nehmen, weil sie selbst zu faul zum Laufen sind.

    Das was Du da zum Knabbern reichst finde ich persönlich o.k. (Lunge wird z.B. gerne bei Hunden gefüttert, die zu viel auf den Rippen haben)

    Knabbereien gibt es ja auch nicht regelmäßig sondern nur ab und zu. Als Leckerchen/Belohnung würd ich aber auch TroFu nehmen.

    Ich habe mir bei meinem Nachwuchs auch schon solche Gedanken gemacht. 10 Kilo mit 8/9 Wochen und gerade gestern gewogen: 5 Monate 20,5 Kilo. Arzt sagt "ist o.k." jedoch ein bisschen aufpassen mit der Belastung der Beinchen (nicht so wild toben lassen und abrupte Bewegungen möglichst vermeiden (das geht natürlich bei so einem jungen Hund nur bedingt).

    Das hieße bei uns, dass wir bei einem Stockmaß von fast 70 enden könnten

    Da mach Dich nicht verrückt. Mal haben sie einen Schub, dann verlangsamt sich das wieder. Meine Kleine war vor ein paar Wochen hinten höher als vorne :???: Jetzt hat sich das schon wieder einigermaßen angeglichen.

    Ich verstehe jetzt aber nicht, warum Schäferhunde so unverträglich sein sollen. Das ist kein Hund für die Hundewiese, dennoch wird immer ihr ausgeprägtes Sozialverhalten hervorgehoben. Angeblich legen sie sehr viel Wert auf hündische Höflichkeit und spielen gerne den Hausmeister.

    Ich finde, das ist ein sehr niedliches und charmantes Missverständnis :smile:

    Die spielen dem Klischee nach nicht den Hausmeister, sondern den Wachtmeister - ein Unterschied der sich im Charakter bemerkbar macht.

    Wie du selber aber schon festgestellt hast, ist es für die Arbeit, die die meisten machen sollen halt einfach irrelevant.

    Das heißt, es gibt viele, die nicht auf fremde Lebewesen stehen und die werden auch weiter gezüchtet, weil warum nicht.

    Wenn ich einen netten Begleiter züchten will und meine Hündin würde jetzt alles schreddern wollen, was sich bewegt, geht die nicht in die Zucht, etwas übertrieben gesagt.

    Aber da möchte ich ein kurzes freundliches Veto einlegen. Der Schäferhund ist auch ein Begleiter und soll ein ausgeglichenes und freundliches Wesen haben. Er muss nicht aus dem Häuschen sein vor Freude über Fremde, aber er soll auch nicht aggressiv reagieren (Das Triebverhalten im SD jetzt mal außen vor). Einen "schreddernden Hund" will keiner haben. Der taugt auch zur Arbeit nicht viel. Durch die Aggressivität (oder Überreiztheit) ist er nicht aufnahmefähig, blockiert im Kopf und kann seine Aufgaben nicht erfüllen. Neulich ein schönes Zitat gehört: "Zuviel Trieb macht blöd"

    Keine Hunderasse wird gezielt auf Unverträglichkeit gezüchtet (außer vielleicht damals Pits im Ring). Bei manchen Hunderassen ist es halt einfach egal. Es ist nicht relevant, ob sich die Malis beim Schutzdienst untereinander toll finden.

    Du vermischst hier auch wieder Äpfel mit Birnen. Es hat auch nichts mit der Rasse zu tun, sondern mit ihrer eigentlichen Bestimmung. Wenn Du über SD redest, redest Du auch von Gebrauchshunden, die zu den "ernsteren" Rassen gehören (müssen). Ob ein Hund unverträglich ist oder nicht hat nichts mit Schutzdienst zu tun. Ein Hund im Schutzdienst kann (und ist es oft sogar) ausgeglichener sein, als ein Hund, der zur Arbeit gezüchtet wurde aber nur auf der Couch Chips muffeln darf. Und dass diese Hunde nicht die Clownsnase aufhaben und fröhlich zu jedem Artgenossen rennen, liegt in der Natur der Sache und erklärt sich eben nicht durch den SD, sondern durch ihre Geschichte und ursprüngliche Verwendung. Der ursprüngliche Job des DSH bspw. war (und ist es zum Teil heute auch noch) eine Herde mit 100 Schafen sicher und ruhig von a nach b zu bringen. Er muss alles im Blick behalten, soll fokussiert sein und darf sich nicht von lustigen Weibern am Straßenrand ablenken lassen. Genauso wenig soll er aggressiv auf andere Hunde reagieren. Er soll sich schlicht überhaupt nicht ablenken lassen von seiner Arbeit. Das muss geübt werden, aber es sind auch Eigenschaften, auf die die Zucht von Gebrauchshunden ausgerichtet ist. Dazu gibt es dann eben auch neben den Ausstellungen die Prüfungen.

    Betrachte es andersherum: Dein Karlchen soll während der Unterordnung 10 Minuten still in der Ablage liegen und hat vllt. nichts besseres zu tun, als zu jedem anderen Hund (oder zu Herrchen) auf dem Platz zu laufen und alle aufzumischen mit seiner drolligen Art weil er sich so tierisch freut alle zu sehen - Sechs setzen! Schlimm? Nein! War nämlich auch nie Karlchens Gewerbe. Im Gegenteil: Er ist ein Begleithund und soll von jeher freundlich und verträglich sein. ;) Oder - weil der SD es Dir so angetan hat - Karl soll revieren und anschließend den Helfer stellen. Wahrscheinlich würde er sich auf den Rücken schmeißen vor lachen und 'ne Runde Bier für alle bestellen. @all: das war ein Spaß! Ist mir klar, das Karlchen eher in den Arm krabbeln würde.

    (Was nun aber natürlich nicht heißen soll, das ein Havaneser nicht lernen kann Platz zu machen)