Beiträge von KayaFlat

    dass sich Lerntheorie ... mit intuitiven Handeln deckt

    Das ist schlicht und ergreifend in unfassbar vielen Fällen falsch.

    In ebenso vielen Fällen auch nicht.

    Und nu?

    Plakatives und provokantes Beispiel:

    Junghund springt mich das erste Mal aus vollem Karacho übermütig an und tut mir dabei sehr weh. Intuitiv lass ich einen Urschrei los, kriege den Hund zu packen und stoße ihn so heftig zu Boden, dass er sich überkugelt. Hund ist heftig erschrocken und jault laut.

    Lerntheorie sagt, Verhalten tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr auf, wenn es beim ersten Auftreten eine zeitlich zusammenhängende Konsequenz in so hoher Intensität erfährt, dass der Handelnde nachhaltig beeindruckt ist.

    Würde darauf wetten, das mich dieser Junghund nie mehr anspringt.

    Das ist aber überhaupt nicht das, wovon ich rede.

    Ich finde es frustrierend, wenn man immer von so groben, unempathischen, sinnlos gewaltanwendenden Leuten spricht, wenn jemand sagt, ich handle intuitiv und da ggf. auch aversiv in manchen Situationen aus dem Bauch raus.

    Es ist kein Konzept für jeden und individuell. Für mich funktioniert es meistens. Klar, liege ich auch mal falsch und baue dann Mist, was ich merke, wenn ich danach drüber nachdenke.

    Na und. Ich habe nicht den unrealistischen Anspruch an mich, immer alles richtig zu machen.

    Manchmal tue ich damit meinem Hund Unrecht. Ja, muss sie damit leben, macht sie nicht kaputt. Unterm Strich wirkt sie auf mich gelassen, lebensfroh und recht zufrieden und ich habe nicht das (Bauch-) Gefühl, wir hätten ein Beziehungsthema.

    Ich finde diesen Beitrag von dir ganz großartig, denn er spricht mir aus dem Herzen.

    Nö. Das Verhalten des Hundes ist ja nicht frech und respektlos.

    Aber es gibt Verhalten, das sowohl aus menschlicher als auch aus hündischer Sicht unangemessen - vermenschlicht "frech und respektlos" ist- und darauf kann man reagieren. Mein Bauchgefühl sagt mir doch, wenn jemand -egal ob Mensch oder Hund- eine persönliche Grenze überschreitet. Dann fühl ich mich bedrängt, missachtet, bedroht...und dann reagiere ich entsprechend.

    Für mich ist das unterkomplex.

    Weil wenn der Hund rüpelig ist und distanzlos und dir dein Bauchgefühl genau das sagt: der ist mir gegenüber frech und respektlos, dann darf man auch intuitiv reagieren und das Tier einordnen. Weil es das versteht, wenn die Reaktion authentisch aus dir kommt. Warum muss man da dann alles zerdenken?

    Das heisst nicht, dass man auf alle Handlungen, des Hundes so reagieren soll und vor allem nicht aus Ärger oder Wut, aber ich seh hier doch viel mehr das Gegenteil, man traut sich da gar nicht mehr handeln, was ich auch schlimm finde.

    Du bedienst damit das Narrativ des Bauchgefühls als "einfach Mal ne Ansage machen", "einfach Mal dem Hund klar sagen, dass man das nicht will", usw. Letztendlich sind es lerntheoretisch aversive Konsequenzen, die natürlich erfolgreich sein können. Also Betonung liegt auf "können". Und wenn's nicht klappt hat man dann kein gutes Bauchgefühl für die Situation und überhaupt gehabt, können ja auch nicht alle haben blablub. Ich drücke Leuten mit dieser Einstellung liebend gern meinen Jungspund in die Hand, um die Erfolgsquote des "Bauchgefühls" zu senken :zany_face:

    Das weiß ich auch.

    Für mich ist es aber tatsächlich so, dass sich Lerntheorie, die ja nix anderes ist, als die wissenschaftliche Erklärung, für jahrtausendealte beobachtbare Vorgänge im Zusammenhang mit Lernen, die es ja nicht erst seit der dazugehörigen Theorie gibt, mit intuitiven Handeln deckt. Bei manchen ungewollten Handlungen des Gegenübers sind für mich aversive Konsequenzen das einfachste, am besten verständliche und effektivste Mittel, das es gibt.

    Hummel,

    aber in meiner Umgebung sind so viele Menschen, die dann Gewalt anwenden. Weil ihnen Ihr Bauchgefühl sagt, dass dieser Köter genau weis, was er soll, aber nicht will. Oder nicht weiß, wer der Boss ist, oder was auch immer. Und das sind eher keine Theoretiker.

    „Hör einfach mal auf dein Bauchfühl“ ist daher ein Rat, den ich keinem geben würde, den ich nicht wirklich gut kenne.

    Zumal:mein eigenes Bauchgefühl auch manchmal sagt: der Kerl will dich nur ärgern, verpass ihm mal ne richtige Abfuhr. Und dann schalte ich lieber wieder meinen Verstand an…

    Für mich ist das unterkomplex.

    Weil wenn der Hund rüpelig ist und distanzlos und dir dein Bauchgefühl genau das sagt: der ist mir gegenüber frech und respektlos, dann darf man auch intuitiv reagieren und das Tier einordnen. Weil es das versteht, wenn die Reaktion authentisch aus dir kommt. Warum muss man da dann alles zerdenken?

    Das heisst nicht, dass man auf alle Handlungen, des Hundes so reagieren soll und vor allem nicht aus Ärger oder Wut, aber ich seh hier doch viel mehr das Gegenteil, man traut sich da gar nicht mehr handeln, was ich auch schlimm finde.

    War zwar nicht meiner, sondern der Aussie, mit dem ich zur Zeit Gassi gehe, aber der hat heute alles gut gemacht.

    Der ist so ein angenehmer, leichtführiger Zeitgenosse. Bleibt von selbst auf den Wegen, hält von selbst den Radius, ist super ansprechbar, richtig schön futtermotiviert und total gechilled. Ist erst etwas über ein Jahr, aber läuft bei mir und Kaya mit wie ein alter Hase.

    Aussie Balu hat nen neuen Fan: mich.

    Und weil das so gut klappt interpretieren Kinder in objektiven Erhebungen zuverlässig! Hundeverhalten falsch und es kommt besonders häufig mit Kindern zu innerfamiliären Beißvorfällen...

    Jau, kommt vor. Bestenfalls lernt man dann auch, wie man es nicht macht.

    Hat mich als Kind ein Hund geknappst, richtig gebissen hat der ja nicht gleich, dann habe ich das gar nicht erzählt, denn mir war klar, dass ich da Scheiß gebaut hab.

    Ich habe daraus gelernt, was Körpersprache und Drohverhalten angeht. Da war jetzt aber auch kein Hund dabei, der mir zum finalen Biss direkt an die Kehle wollte. Die waren doch sauber im Verhalten.

    Man könnte auch argumentieren, dass man aus Fehlern klug wird. Geht halt heute nicht mehr. Auch ein bisschen Schade manchmal.

    Naja, doch hat das was mit Bauchgefühl zu tun.

    Als Kind regelt man die Sache mit dem Hund noch völlig intuitiv und sammelt dabei Erfahrungen, was funktioniert. Und im Grunde funktionieren Lebewesen auf Beziehungsebene ähnlich. Was Ärger mit dem "Vorgesetzten" gibt, wird vermieden, zumindest wenn der dabei ist. Und wenn ich ganz klar weiß, was ich nicht will und was ich erwarte, kann ich das auch als Kind von 10,12 Jahren dem Hund verklickern.

    Ich finde die Erfahrungen, die ich so ziemlich ohne Anleitung von Erwachsenen mit Hunden gemacht habe, auch wertvoll, auch wenn ich heute manches anders machen würde, weil ich mehr weiß.

    Und andere Zeiten waren es halt, weil man damals eine geringere Hundedichte hatte und weniger - wie nenne ich es jetzt- risikoscheu und sicherheitsbewusst war. Wenn mal was passiert ist, ja mei, dann war es halt so. War ja meistens keine Totalkatastrophe.

    Aber für mich als Kind war es auch toll, mit meinen Freunden und meinem Schäfermix allein stundenlang durch die Gegend zu streunzen und die Nachbarshunde Gassi zu führen.

    Mein alter Hund (DJT) hat irgendwann, weil ich genervt war, mal das Kommando "MACH FLACH" bekommen, statt Platz. Da das so prompt funktionierte, habe ich tatsächlich das Kommando beibehalten - führte immer zu viel Belustigung aller, die das mit bekamen. Meinem neuen Hund habe ich das ebenso beigebracht, weil ICH es dann so lustig fand *g*

    Das find ich cool. Neim nächsten Hund heißt es bei mir auch "mach flach" statt Platz.