Ich konnte mit dem Begriff "Bedürfnisorientierte Erziehung" nichts anfangen und habe versucht, Definitionen zu finden.
Wenn ich es richtig verstehe, ist das in den 80ern die deutsche Übersetzung von Attachment Parenting gewesen, wo es ausschließlich um die bestmögliche Bedürfniserfüllung des Säuglings/Kleinkindes ging und die Bedürfnisse der Mutter keine Rolle spielten.
In aktuelleren Netz-Quellen finde ich das so, wie es hier im Thread auch schon mal genannt wurde: die Bedürfnisse ALLER Beteiligten "stehen im Vordergrund".
Was explizit NICHT gesagt wird, ist was im Konfliktfall passieren soll.
Muss ein Kompromiss gefunden werden? Wie sollen Kompromisse aussehen? Was, wenn ein Kompromiss nicht gefunden werden kann?
Wessen Bedürfnisse werden im Zweifelsfall höher gewichtet?
Damit sagt das Konzept der Bedürfnisorientierung rein gar nix aus. Alles ist bedürfnisorientiert. Es geht immer um die Bedürfnisse des Halters oder des Hundes.
Bemüht man sich um eine rassegerechte Auslastung, ist das bedürfnisorientiert.
Zieht man eine klare Grenze, weil ein bestimmtes Verhalten in keiner Form akzeptiert oder geduldet werden kann, ist das bedürfnisorientiert.
Tut man irgendwas, egal was, damit Hund und Halter hinterher beide zufriedener miteinander leben können, ist das bedürfnisorientiert.
Es kann sein, dass "rein positiv arbeitende Trainer" den Begriff gerade für sich kapern. Dann ist Bedürfnisorientierung in ein paar Jahren vielleicht synonym zu "rein positiv". Aber die Begrifflichkeit ist erstmal völlig inhaltsleer.
Das ist wie eine "gemeinsame Lösung finden" in der Politik.
Niemand bei klarem Verstand kann dagegen sein. Aber es sagt inhaltlich nichts aus, wenn man eine gemeinsame Lösung fordert.
Was soll denn der Gegenentwurf zu Bedürfnisorientierter Erziehung sein?
Wenn man die Bedürfnisse eines Hundes nicht (er)kennt und die Ursachen für ein Verhalten nicht identifizieren kann, ist man nicht bewusst bedürfnisUNorientiert.
Vielleicht ist man generell inkompetent.