Mir geht's darum, was das mit dem Mädel macht, was das Beste für Sie wäre. Auch gedacht auf ihre Motivation im Kunst-LK und ihr Selbstbild und auch für unseren kleinen, familiären Kurs, in dem wir eh gemeinsam alle Arbeiten vergleichen und darüber sprechen, was, wo, wie falsch gelaufen ist und wer welchen Aspekt besonders gut gelöst hat. Wir kopieren uns sogar gegenseitig Abschnitte aus Klausuren.
Dann find ich's besonders gut, dass du mit der Schülerin vor der Rückgabe der Klausuren redest, damit sie weiß, was sie erwartet. Dadurch ersparst du ihr vermutlich die doofe Situation, im Kurs vor den anderen zu weinen (falls sie das tut, wenn sie ihre Note erfährt).
Bezüglich Motivation und Selbstbild: Vielleicht findest du Ansätze für den "psychologisch-pädagogischen Nachklapp" mit dem Kurs und mit dem Mädel speziell, wenn du so in Richtung "Deutschland hat keine Kultur des Scheiterns und das ist eines unserer größten kulturellen Probleme" denkst. Wenn die Schülerin eventuell die Motivation verliert wegen einer ungewohnten Schulnote(!!!) (was ich mir sogar sehr gut vorstellen kann) und wenn sogar ihr Selbstbild(!!!!) wackeln könnte (was ich mir ebenfalls vorstellen kann und wobei mir die Magensäure in den Mund steigt), dann hat diese Schülerin ein wirklich wirklich tiefgreifendes Problem, was ihr später im Leben mal richtig in die Eier treten könnte.
Da hättest du jetzt die Gelegenheit, für diese Schülerin etwas tatsächlich Lebensentscheidendes zu leisten. Damit die später nicht dran zerbricht, mal bei etwas wirklich "Großem" zu scheitern.
(Und: wenn man nachvollziehen kann, was der Grund für den Misserfolg ist, lernt man aus Misserfolgen mehr als aus den Erfolgen, weil Menschen dazu tendieren, die Misserfolge gründlicher zu analysieren. Erfolge werden oft so hingenommen.)