Das dürfte der Knackpunkt sein, welche Begriffe lösen bei wem emotionale Reaktionen auf und wenn ja, welche.
Wenn man zu einem Wort keinen emotionalen Bezug hat, findet man eine Diskussion darüber befremdlich bis ärgerlich.
Als Beispiel: Reagiert einer von euch auf "chalice/calice"? Ziemlich sicher nicht, oder? Auch die meisten Muttersprachler reagieren da nicht drauf. Auf Deutsch: Kelch. Reagiert hier immer noch keiner drauf, oder? Auch die nicht, die christlichen Glaubens sind, oder? In Teilen von Kanada ist das eins der übelsten Schimpfwörter, die es gibt.
Wenn man jetzt eine Diskussion startet mit Frankokanadiern, US-Amerikanern, Engländern und Nicht-Muttersprachlern "ist es ein Problem, seine Hündin Calice zu nennen?", wie sollen die je auf einen Nenner kommen. Die meisten Leute werden nicht richtig verstehen, worum es geht, selbst wenn man es erklärt.
Und, was oft übersehen wird, auch innerhalb desselben Sprach- und Kulturkreises sind die emotionalen Reaktionen auf bestimmte Begriffe individuell.
Ich zum Beispiel reagiere absolut gar nicht auf "adoptieren" und "kaufen". Für mich ist die ursprüngliche Diskussion daher rein akademisch.
Ich reagiere auch so gar nicht auf das Wort "Zigeuner". Ich reagiere stark negativ auf "Z-Wort". Ich sehe rational ein, warum Roma und Sinti nicht als Zigeuner bezeichnet werden möchten. Trotzdem kann ich mir eine negative Emotion zu "Zigeuner" und "Zigeunerschnitzel" nicht anerziehen.
Ich reagiere nicht auf "Frauchen" und "Herrchen", weil das schon immer so hieß, seit ich Kind war. Aber wenn ich drüber nachdenke, dann finde ich die Worte doof, was soll diese Verniedlichung. Und warum ist man Frau bzw. Herr seines Hundes? Ist doch völlig verquer. Ich fühle trotzdem völlig neutral, wenn ich die Worte lese oder höre.
Ohne danach "zu suchen", reagiere ich immer negativ darauf, wenn sich jemand hier einen Nick gibt in der Form "WuffisMama" oder "FiffisPapi". In den meisten Fällen steckt da aber gar nix hinter. Man muss da schon mehrfach in einer bestimmten Weise über seinen Hund schreiben, damit ich dahinter ein System und eine Geisteshaltung behaupten will.
Also ja, Gedanken/Geisteshaltung und Sprache beeinflussen sich gegenseitig und Gedanken/Geisteshaltung beeinflusst das Handeln.
Aber die Zusammenhänge sind eben stark individuell, was Diskussionen über Begrifflichkeiten sehr schwer macht.