Bei unserem Sohn ist Schlafen mit fast 15 Monaten auch noch immer ein sehr schwieriges Thema. Alleine mag er eh nicht schlafen, also schläft einer von uns bei ihm. (Paarzeit - Was ist das? Kann man das essen?) Abends wird er 1 bis 2 Stunden lang von mir in den Schlaf gestillt. Danach lege ich mich in der Regel fast sofort zu ihm ins Bett dazu und schlafe bei ihm. Mein Mann übernimmt meistens 1 bis 2 Nächte in der Woche. Als unser Sohn ca. 9 Monate alt war und mein Mann 1 Monat Elternzeit hatte, hatten wir einen großen Streit. Er bot dann an, auch mal ab und zu eine Nacht zu übernehmen, da dass doch nicht so schlimm sein kann. Ich glaube, er bereut mittlerweile sein Angebot von damals. Für mich ist es aber sehr wichtig, dass wir das nun so machen. Ich habe einer Freundin davon erzählt und kurz darauf hatte sie mit ihrem Mann die gleiche Regelung getroffen, was auch ihr sehr dabei half, noch selber Mensch zu bleiben. Ich kann das wirklich nur jedem empfehlen. Ansonsten hatte meine Hebamme zu Beginn mit meinem Mann Tacheles gesprochen und erklärt, dass er seinen eigenen Weg finden muss, dass Baby zu beruhigen und mir nicht ständig in den Arm zu drücken. Nach 6 Wochen musste er bereits für ein paar Stunden sich alleine um das Kind kümmern, weil ich einfach einen Frauenarzttermin hatte zwecks Nachkontrolle nach der Geburt. Mit einem Schreikind hätte ich da alleine nicht hingehen brauchen. Danach gab es mindestens 1 Mal im Monat einen Termin, wo ich alleine hin bin. Ich glaube schon, dass das geholfen hat, damit der Kleine auch eine gewisse Bindung zum Papa aufbauen und mein Mann selber in die Rolle des Vaters reinwachsen konnte. Und ja, es musste einfach klappen, da ich einfach nicht mehr konnte. Das ist wie mit der Kita. Wir hatten 6 Wochen Eingewöhnung und danach musste es einfach klappen und das tut es in gewisser Weise auch. Das Weinen und Schimpfen vom Kind wird nicht ignoriert, sondern liebevoll begleitet. Er wird nicht alleine gelassen. Aber Kinder müssen auch lernen, dass es Situationen gibt, die so selber akzeptiert werden müssen. Frustrationstoleranz muss halt erstmal erlernt werden.
Und nun schreibe ich was, wo bestimmt einige den Kopf schütteln werden. Das ist auch okay für mich. Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin, nur sich zu wenige trauen, darüber zu reden. Nicki ist ein Schreikind, ist hochsensibel und gefühlsstark. Er hat mich bereits gebissen, getreten und gehauen. Er kommt wohl langsam in die Autonomiephase. Er hat bereits jetzt echt heftige Wutausbrüche, wo er selber nicht weiß wohin mit seinen Gefühlen. Das verstehe ich und halte es aus. Ich achte bei diesen Wutausbrüchen darauf, wann er Körperkontakt will und wann er einfach nur will, dass ich bei ihm bin, ihn aber nicht anfassen darf. Es sind oft Situationen, wo er etwas will, was nicht (anders) geht oder nicht okay ist, wie z. B. nicht den Hund mit einer Taschentuchpackung gegen den Kopf schlagen dürfen, nicht mit der scharfen Pinzette spielen dürfen, für die Kita anziehen (lassen) müssen etc. Ich bin seit letzter Woche krank. Davor das Wochenende war einfach nur Horror. Der Kleine bekommt seinen 1. Backenzahn, war aber auch krank (Schnupfen, Husten, Bindehautentzündung, Fieber 39,1 Grad). Die Tage und Nächte waren schlimm, da Dauergeschrei sehr oft erfolgte. Die eine Nacht hatte mein Mann ihn fast die ganze Zeit umhergetragen, so dass ich schlafen durfte. Die andere Nacht lag der Kleine auf mir und wurde dauergestillt, aber schlafen konnte ich dabei nicht. Ich schreibe das, damit man verstehen kann, warum Menschen so handeln wie ich es tat. Letzte Woche ist er fast jeden Morgen schreiend aufgewacht. Selbst Dentinox-Salbe wollte nicht helfen. Es hat lange gedauert, bis er sich beruhigt hatte. Dann wollte er Frühstück und wieder doch nicht, da Kauleiste schmerzte. Es war ein richtiger Kampf, dass er überhaupt was aß. Und irgendwann konnte ich nicht mehr und bin ohne das brüllende und m sich schlagende Kind ins Wohnzimmer gegangen und habe ihn gut 5 min alleine schreien lassen. Einfach weil ich nicht mehr konnte. Weil ich nur noch geweint habe. Weil ich fertig war. Weil ich mein Kind liebe und ihn nicht anschreien will. Und weil ich morgens in der Regel alleine bin und mich um Kind und Tiere alleine kümmern muss. Unsere einzige Betreuungsmöglichkeit ist die Kita. Ich bin echt froh, dass wir das haben. Ich bin sooo dankbar dafür. Da ich dann krankgeschrieben war, hatte ich den Luxus, den kleinen Mann erst gegen 9 Uhr (und nicht 7:30 Uhr) in die Kita bringen zu müssen, so dass ausreichend Zeit war, ihn zu beruhigen. Ich denke, es gibt viele Mütter, die auch mal an ihre Grenzen kommen und das Kind „einfach“ (einfach ist es nie, ich habe mich da selber so schlecht gefühlt und in dem Moment für meine Schwäche verachtet) schreien lassen (müssen). Oft fehlt eben das Dorf, um Familien zu entlasten. Ich denke, es gibt viele Gründe, warum man (oder Frau) ein Kind auch mal schreien lässt. Eine Bekannte von mir ist alleinerziehend und hat 2 Söhne. Sie musste ihren 1 Sohn auch mal schreien und toben lassen, um das andere Kind zu füttern, zu wickeln, zu baden etc. Manche Kinder fordern mehr als andere, und manche (Lebens-)Situationen fordern mehr als andere. Es geht mir nicht darum, ein Rechtfertigung dafür zu finden, warum ein Kind stundenlang schreiend alleine gelassen wird. Nur mag ich aufzeigen, warum es manchmal passiert, dass Kinder für einige Minuten auch mal schreiend alleine gelassen werden. Nicht nur weil die Eltern ignorant sind, sondern oft auch an ihre Grenzen kommen. Es gibt eben solche und solche Eltern. Ich habe mal gelesen, dass Elternschaft nur für die wirklich schwierig ist, die auch wirklich gute Eltern sein wollen. Ich kann das nur unterstreichen. Ach und das Wort „Rabenmutter“ gibt es in diesem Kontext wohl nur in Deutschland. Was uns das wohl zu sagen hat?
So und nun genug gejammert. Ich habe das Glück, heute ein relativ friedlich gestimmtes Kind in die Kita gebracht zu haben. Ich nehme jetzt ein Erkältungsbad.
(Ach seit über 1 Woche habe ich auch so gut wie kein Hungergefühl und freue mich darüber, weil ich so hoffe, etwas abnehmen zu können. Ich bin da gar nicht traurig drüber.)