Ich hab hier schon eine ganze Weile mitgelesen und stimme in soooo vielen Punkten mit euch überein :)
In den letzten Monaten habe ich (unter anderem inspiriert von diesem thread) mal genauer reflektiert, welche Situationen bei mir dafür sorgen, dass meine (eigentlich vorhandene) Gelassenheit flöten geht. Bei mir hat es oft etwas damit zu tun, sich mit anderen zu vergleichen (ich glaube das wurde hier auch schon diskutiert).
So schön Wurfgeschwister-Whatsapp-Gruppen auch sind, um die Entwicklung der Geschwister zu verfolgen und sich zu manchen Themen auszutauschen - da hat man einfach einen sehr direkten Vergleich (gleiches Alter, gleiche Rasse/Mix, gleiche Genetik, gleiche Aufzuchtbedingungen) und der tut meiner Meinung nach nicht immer gut, je nach dem wie anfällig man selbst dafür ist, sich durch solche Vergleiche unter Druck zu setzen. Man muss sich ja auch darüber im Klaren sein, dass man da teilweise verzerrte oder beschönigte Darstellungen liest und man die Hintergründe und Erziehungsmethoden auch nicht so genau kennt 
Bei mir persönlich ist es auch so, dass mich teilweise schon die (altersmäßig sehr gemischte) Junghundegruppe in der Hundeschule gestresst hat. Da heißt es dann manchmal "tut doch auch mal gut zu sehen, dass auch andere die gleichen Probleme haben" - leider sind meine Hündin und ich aber ganz oft die Loser, die dann für die anderen das bestärkende Negativbeispiel darstellen
. Meine Hündin ist aber auch die jüngste in der Gruppe und wenn man sich mit den anderen unterhält, hört man dann doch oft, dass ihre Hunde sich in dem Alter ähnlich oder schlimmer verhalten haben, oder was für andere gravierende Probleme die im Alltag haben oder hatten, die man in den Gruppenstunden gar nicht so wahrnimmt.
Das mit dem Vergleichen ist natürlich meine persönliche Schwäche, die sich ja auch nicht nur in der Hundeerziehung und an der ich arbeite. Wenn ich mit anderen Welpen-/Junghundebesitzern spreche, höre ich das aber tatsächlich öfter.
Mir hat es total geholfen, mir öfter MEINE eigenen Erwartungen und Ansprüche an MEINEN Hund vor Augen zu halten und zu reflektieren, wo ICH Fortschritte und Baustellen sehe. Es gibt Dinge, die für mich vielleicht gar nicht so wichtig sind, die für andere aber ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, und wiederum Dinge, die mir vielleicht wichtiger sind als anderen. Es kommt ja auch immer ein bisschen auf die Lebenssituation und den eigenen Alltag an, was ein Hund leisten muss. Seitdem ich meine eigenen Ansprüche klar definiert habe und nicht mehr die Messlatte von anderen an meinen Hund anlege, läuft es in puncto Gelassenheit gleich viel besser bei mir :)
Natürlich bleibe ich offen für Kritik und dankbar für Ratschläge, wenn jemand mit Ahnung bei mir und meinem Hund negative Entwicklungstendenzen und Handlungsbedarf sieht oder Baustellen und Verhaltensweisen aufzeigt, die ich als solche vielleicht gar nicht als problematisch erkannt habe. Aber ich habe mittlerweise ganz gut raus, welche (und vor allem wessen) ungefragten und "lieb gemeinten" Ratschläge ich lieber nicht annehme 