Ich rufe mal tassut, sie hat in einem Beitrag in ihrem Pfotothread wunderbar erklärt und gezeigt, wie sie mit ihrer Lilly zur Ruhe kommen geübt hat (da gings, meine ich, um Wildreize).
Ich hab mal ein bisschen rückwärts quergelesen, um welche Ruhesituationen es überhaupt geht. Darum beziehe ich mich jetzt mal auf diese zwei posts:
Neala: wir waren dreimal bei einer Trainerin, die rund 100km entfernt ist. Waren wir dort, habe ich gesehen, dass es doch ginge. Mit einer so klaren Ansage wie diese Trainerin es hat, wäre Gonzo in 2 Wochen ein Vorzeigehund. Nur hat die Trainerin nicht soviel Zeit (ist oft in Deutschland) und es ist halt wirklich weit. Nur ich schaffe das Zuhause nicht so umzusetzen. Dieses knallharte krieg ich nicht hin.
Jetzt habe ich eine Trainerin in ca. 40km Entfernung rausgesucht, aber für einen Hausbesuch ist es auch ihr zu weit. Ist auch ebenfalls gesteckt voll und konnte uns den ersten Termin erst Ende Mai anbieten. Und ich habe echt viel Hoffnung, dass sie uns endlich als Team ansieht. Nicht "ihre" Methode uns verkauft, sondern für uns eine Methode findet.
Zum Ruhe-Training also Tipps nehme ich immer gerne entgegen :) wie ich das besser aufbauen kann. Jedoch liegt er auf der Decke nicht angespannt. Beine zur Seite, Kopf am Boden.
miamaus2013 Energie darf er auch haben :) Möchte diese nur in Zukunft besser händeln können. Er soll keine Hasen/Rehe/Vögel jagen, nicht jeden wildfremden Hund anspringen, beim Training aber auch motiviert mit mir mitmachen und nicht ständig nur sein eigenes Ding durchziehen (wird leicht besser).
Wir haben hier wunderschöne kilometerweite Wege im Grünen quasi direkt vor der Haustür. Wenn er zumindest die ersten beiden Punkte erfüllt, dürfte er problemlos im Freilauf laufen.
Also eh wie deiner…Kommandos in jeder Erregungslage befolgen wäre ein Traum 😅 Mit ist aber natürlich klar, dass sowas dauert.
Unsere Freunde raten uns ja schon alle vehement zur Kastration (tue ich nicht)
Sollte Dir, Bbylabi, mein Text nichts sagen, ist das selbstverständlich auch völlig ok! Ich schreib einfach mal ein paar meiner Gedanken auf.
Zuallererst: Du bist auf dem allerbesten Weg, eine großartige Expertin fürs Ruhetraining zu werden! Ich meine das ganz ernst, je kreativer wir werden müssen, je mehr Perspektiven wir einnehmen, je mehr wir ausprobieren und (wichtig) je mehr wir scheitern, desto mehr können wir dabei lernen.
Lilli ist jetzt drei Jahre alt, Labbi aus Showlinien, aber immer mit arbeitenden Vorfahren. Wir sind noch mittendrin im Scheitern lernen. Zum Beispiel sind wir schon viermal durch die Dummy A Prüfung durchgefallen - hauptsächlich wegen mangelnder Ruhe, die sich dann in verschiedensten Dingen geäußert hat. Hindert uns das, uns zur fünften Dummy A anzumelden? Natürlich nicht! Werden wir sie diesmal bestehen? Keine Ahnung. Werden wir Spaß haben? Auf jeden Fall!
Ein Labbi. Ich finde, sie werden ganz oft falsch eingeschätzt (von außen). Man sagt ihnen gerne nach, sie seien Grobmotoriker, ein bissl rungsig, Körperclowns, eher hart im Nehmen, immer gut gelaunt, gerade bei Showlinien fällt gerne auch mal der Begriff "Labratonne", usw. Was man selten hört, was ich aber bei ganz vielen Labbis so erlebe, ist ihre unglaubliche Sensibilität, gerne gepaart mit einer riesigen Erwartungshaltung sowohl an ihren Menschen als auch an sich selbst. Was heißt das: Du kennst bestimmt die Begriffe will to please und will to work. Labbis haben oft beides in sich, sie wollen ihren Menschen gefallen, und sie wollen arbeiten (z.B. die Beute (Dummy) finden).
Wenn solche Eigenschaften zusammenkommen, führt das für einen Labbi gerne mal zu einem Konflikt. "Mein Mensch sagt, ich soll sitzen bleiben" vs. "ich will diesem Dummy hinterher" oder "ich will diesen Vogel jagen". Wenn ich gerade einen Konflikt austrage, kann ich nicht gleichzeitig ruhig sein. Anderes Beispiel: Hund soll gerade Ruhe lernen vs. Hund wartet auf Belohnung. Drittes Beispiel: zuviel Kritik kann meine Hündin ganz schnell in den Irrsinn treiben, weil sie es eigentlich gut machen wollte, durch Kritik tendenziell hochfährt, dadurch sinken die Chancen, dass sie es besser machen kann, dann kommt mehr Kritik, usw.
Was heißt das jetzt in der Umsetzung:
1. Beim Ruhetraining immer erst den eigenen Puls fühlen. Wenn ich nicht ruhig bin, brauch ich das von einem feinfühligen Hund, der dafür gezüchtet ist, mit mir zusammenzuarbeiten und mir gefallen zu wollen, nicht zu erwarten.
2. Selbstsicherheit bringt Ruhe. Damit mein Hund selbstsicher werden kann, übe ich möglichst in so kleinen Schritten, dass mein Hund höchstwahrscheinlich Erfolg haben wird. (Zu) Häufiges Scheitern dagegen kann einen Labbi echt unglücklich machen, er wills ja recht machen, aber kanns gerade nicht.
3. Bin ich eigentlich selber klar in dem, was ich sage? Dazu ein kleiner Exkurs: Lilli ist wie gesagt drei Jahre alt, arbeitet mit Dummies, ist easy in unserem Alltag. Rückpfiff: klar, kennt sie, kann sie, macht sie! Dachte ich. Sie hat ihn nur in manchen Trainingssituationen mit Dummy nicht immer befolgt, sonst schon. Also hab ich nochmal geschaut, was genau eigentlich nicht funktioniert, und hab diese Trainingssituation aufgedröselt. Lag das nicht Befolgen des Rückpfiffs an zu vielen Außenreizen, an der Entfernung, usw.... und rate, woran es lag: Lilli kannte den Rückpfiff nicht!!! Sie hat vermutlich sonst vor allem auf meine Körpersprache geachtet, wenn ich das Signal gegeben habe. Aber nur der Pfiff ohne körpersprachliche Hilfe, und mein Hund hat mich nur fragend angeschaut. Will sagen, nochmal
3.: winzige Einheiten gilt auch für uns Menschen: je "weniger" wir meinen mit unseren Kommandos, desto klarer können wir sein. Zum Beispiel: statt "lauf bitte in einem Umkreis von 10m ohne zu ziehen, ohne die Vögel links auf dem Feld anzuglotzen und ohne rechts in den Wald reinzurennen" nur "achte bitte auf die Leinenlänge" oder nur "jetzt bitte umorientieren" usw.
4. gerade Hunde mit einer hohen Erwartungshaltung brauchen in meinen Augen auch viel Raum, in dem sie keine Erwartungen erfüllen müssen. Sprich, wenn Du kannst, dann finde einen Raum für Deinen Hund, in dem er alles tun kann, was er gerade möchte. So ähnlich, wie wir zuhause ein Zimmer welpensicher machen, so suche ich mir auch draußen Gegenden, in denen ich möglichst wenig "eingreifen" muss, damit das Hundehirn wegkommen kann von diesem "und jetzt? machen wir jetzt was? ooooh, da drüben ist ein Vooooogel! huiiiii, da hinten ist mein allerbester Freuuuund!!!" Zur Not sicher ich das mit einer Schleppleine ab, aber immer vor dem Hintergrund, dass ich gerade nicht trainiere mit der Schlepp. "Welpensicher" heißt dabei nicht, dass Dein Hund jetzt draußen permanent zur Ruhe "verdammt" ist, im Gegenteil! Die Energie muss auch raus dürfen, das ist völlig ok!
Fortsetzung folgt, der Text war zu lang...