Hallo Lea,
schön, dass Du den Weg ins Forum gefunden hast.
Ich möchte Dir die Geschichte von Leo erzählen, damit Du eine Vorstellung davon bekommst, wann und wie so ein kleines Border Collie Hirn lernt.
Das war Leo:
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Leo ist ungefähr so aufgewachsen, wie Deine Elsa gerade bei Dir. Er sollte einfach ein fröhlicher, unkomplizierter Begleithund im Alltag werden und ist als Welpe zu seiner Familie gezogen. Es war eine Stadtwohnung, und Klein-Leo hat jeden Tag den normalen Alltag in der Stadt erlebt, viele Menschen, Trubel, Autos, Geräusche, Gerüche. Das fand Leo total stressig, aber seine Menschen dachten, das wird schon, ist halt ein junger, wilder Hund.
Leo hat dabei vor allem zwei Sachen gelernt: 1. "ich muss mein Leben selber regeln" und 2. "ich kann mich auf keinen Fall an Menschen orientieren, auf die ist kein Verlass". Nun hat der Border Collie als Rasse ein paar "Werkzeuge" mitgeliefert bekommen, die es ihm ermöglichen, so eine tolle Arbeit mit Schafen zu leisten. Er kann wahnsinnig gut beobachten, er verknüpft Dinge sehr schnell (nur nicht zwangsläufig so, wie Mensch sich das wünscht), er kann sehr schnell reagieren, und er hütet.
Leo wurde etwas älter und wesentlich anstrengender als ein Welpi, er kam in die Pubertät. Sein Überdrehtsein, seine Nervosität, seine Überempflindlichkeit allen Reizen gegenüber hat sich nicht etwa gelegt mit der Zeit, es wurde immer schlimmer. Leos Hirn war wie im Tunnel, er war in vielen Situationen nicht ansprechbar. Er bellte, er zerrte an der Leine wie ein Ochse, er hörte überhaupt nicht auf seine Menschen, er konnte nicht alleine bleiben, der Alltag mit ihm war superanstrengend. Die vermeintlich schwierige Welpenzeit schien harmlos dagegen. Dann kamen auch noch Hormone dazu, und die Familie musste den Hund schließlich im Tierheim abgeben, weil sie gar nicht mehr wussten, wie sie einen normalen Tag mit ihm gestalten sollten.
Das Tierheim, in dem Leo saß, hatte nicht die Möglichkeiten, adäquat mit ihm zu arbeiten, er lief dort also einfach irgendwie mit. Nun hatte Leo aber gelernt, dass auf Menschen kein Verlass ist. Und so hat er angefangen, für ihn schwierige Situationen selbst zu regeln, und zwar schnell und kompromisslos mit den Zähnen. Nach einem Jahr im Tierheim zog er um in die dortige Gefahrhundeanlage, denn er musste vor Besuchern und Besucher mussten vor ihm geschützt werden.
Weitere drei Jahre vergingen. Leo hatte angefangen, fliegende Vögel am Himmel jagen zu wollen, denn das waren die einzigen Bewegungsreize, die er von seinem Zwinger aus gesehen hat. Alternativ saß er vor einer Wand in seinem Hundezwinger und hat die Wand angebellt. Ansprechbar war er dann nicht. Mehreren Menschen hatte er im Laufe der Zeit tiefe Bisswunden zugefügt.
So hab ich ihn kennengelernt. Mein Glück und sein Glück war, dass er mich ganz ok fand. Eine erste Grundlage für gemeinsame Arbeit. Ein halbes Jahr habe ich mit ihm im Tierheim gearbeitet und ihn anschließend zu mir genommen. Es hat schätzungsweise 2-3 Jahre gedauert, bis Leo nicht mehr in diesen Tunnel reingefallen ist, bis er nicht mehr einfach dicht gemacht hat bei zu vielen Außenreizen. Zu viele Außenreize konnte übrigens sein: Wind. Mehr als 2-3 Menschen. Mehr als ein paar Häuser. Vögel am Himmel. Zu viele Geräusche.
Leo blieb den Rest seines Lebens bei mir. Wirklich einem gemeinsamen Hobby (etwas Dummytraining, Fährten oder dergleichen) nachgehen konnte ich erst nach langer Zeit und nur in ganz winzigen Einheiten mit ihm, denn auch das hat ihn sehr schnell an den Rand des Machbaren gebracht. Wir haben uns trotz allem ein tolles gemeinsames Leben geschaffen - und wie oft habe ich ihm insgeheim gewünscht, er wäre als Welpe in einen Haushalt gekommen, in dem er wirklich hätte tun dürfen, wozu er gezüchtet wurde: arbeiten mit Schafen, chillen, ein Team mit seinem Menschen sein, stolz sein und in sich ruhen dürfen. All das steckte in Leo, und wir Menschen habens verbockt, ihm dieses Leben zu ermöglichen.
Die Stellschrauben zu Elsas Zukunft hast Du in der Hand, und zwar jetzt. Leos Menschen damals konnten das nicht sehen, als Leo noch ein Welpe war, sie haben eben irgendwie weitergemacht und damit Leos Leben bestimmt bis zu seinem Tod, nicht etwa nur bis zur Abgabe mit knapp einem Jahr.
Du bist jetzt schon weiter, Du hast um Rat gebeten in einem Hundeforum. Wie so viele andere hier will ich Dich ermutigen, für Elsa noch weiterzugehen und ihr ein Leben anderswo zu ermöglichen, das ihrer Rasse und ihr selbst gerecht wird. Aus Erfahrung mit Leo kann ich Dir sagen: jeder Tag zählt.
Ich drück Euch allen die Daumen, dass Ihr einen guten Weg für alle Beteiligten findet.
So ein Angebot wie dieses...
Lea mit Elsa
Mit meinem Angebot war auch nicht gemeint, dass du sie mir einfach so übergibst und fertig.
Selbstverständlich telefoniert man erst mal und lernt sich kennen. etc etc.
...hätte ich mir auch für Klein-Leo und seine Menschen seinerzeit gewünscht, danke Borderlunde !