Beiträge von tassut

    Wie stellt du bei dieser Kurve die Intensität der Aggression dar

    Das ist die Skala auf der x-Achse. Je weiter rechts, desto intensiver die Aggression.

    wo ist die Grenze zu "beschädigendem Verhalten", und Aggression ohne Beschädigung"

    an einer Stelle x=m

    Deine Wahl der Gaußschen Glockenkurve suggeriert übrigens eine gleichmäßige Verteilung von aggressiven Verhalten.

    Mal abgesehen davon, dass das in etwa tatsächlich meiner Beobachtung entspricht (= äußerst wenige Hunde haben Tötungsabsichten, äußerst wenige Hunde zeigen keinerlei Aggressionsverhalten, die meisten sind irgendwo dazwischen), spielt es für die Schaubilder keine Rolle. Ich habe lediglich versucht, darzustellen, wie man Grenzen für "angemessenes" Verhalten festlegen kann, in diesem Fall einmal über Häufigkeit eines auftretenden Verhaltens (Schaubild 2), und einmal über Intensität eines auftretenden Verhaltens (Schaubild 3).

    Genau darauf zielt ja offenbar auch Deine Definition von arttypischem Verhalten ab, wenn ich Dich richtig verstanden habe:

    Deeskalatives Verhalten ist weitaus häufiger bei innerartlichen Konflikten zu beobachten

    bzw. die Definition von anderen Menschen:

    Die Grenze ist "taktile Aggression"

    Das ist beides total legitim. So kann ich eine Grenze für "angemessenes" Verhalten festlegen und begründen. Ich kann genauso auch eine andere Grenze wählen und begründen, in meinem Fall wähle ich z.B. eine andere Grenze hinsichtlich der Häufigkeit, weil in meiner Interpretation der Aggressionsstatistik Aggression der Intensität x>m immer noch so häufig vorkommt, dass ich sie als signifikant einstufe. So kommen wir eben zu unterschiedlichen Bewertungen, was arttypisch oder "angemessen" ist.

    Ich will gerne nochmal einen Schritt zurückgehen, vielleicht verdeutlicht das ein bisschen, wo meine Kritik oder mein Verständnisproblem in dieser Fragestellung "gibt es angemessenes Verhalten beim Hund" liegt.

    Ich beobachte Aggressionsverhalten Artgenossen gegenüber beim Hund, sagen wir der Einfachheit halber in einer "genormten" Situation, ich werfe also in diesem Beispiel nicht noch verschiedene Formen der Aggression ins Rennen. Anschaulich könnte das in etwa so aussehen:

    Der Inhalt kann nicht angezeigt werden, da du keine Berechtigung hast, diesen Inhalt zu sehen.

    Auf der x-Achse habe ich alle Ausprägungen von Aggression, auf der linken Seite Hunde, die keinerlei Aggression zeigen, auf der rechten Seite Hunde, die sofort eskalieren, und eben alle beobachteten Schattierungen zwischendrin.

    Auf der y-Achse trage ich die Anzahl der Hunde ein, die das jeweilige Verhalten zeigen.

    Das bedeutet, ich beobachte (wie in diesem Schaubild zu sehen) ganz wenige Hunde, die keinerlei Aggression zeigen, ebensowenige Hunde, die sofort alles schreddern wollen, und sehr viele Hunde, die irgendwo dazwischen liegen mit ihrer Aggression.

    Reden wir bis zu dieser Stelle noch über dasselbe?

    Jetzt lege ich über dieses Diagramm mein Wertesystem, nämlich Angemessenheit. Ich sage, Hunde, die eine extreme Form von Aggression oder Defensivverhalten zeigen, reagieren nicht angemessen auf Artgenossen. So könnte das dann aussehen:

    Der Inhalt kann nicht angezeigt werden, da du keine Berechtigung hast, diesen Inhalt zu sehen.

    Hunde, deren Verhalten zu weit links oder rechts auf der Skala einzusortieren wäre, verhalten sich nicht angemessen.


    Nehme ich nun einen anderen Standpunkt ein und sage, dass Aggressionsverhalten ab einer gewissen Stärke nicht mehr angemessen ist, könnte das Diagramm auch so aussehen:

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    An dieser Stelle entstehen für mich einige Fragen.

    - wer bestimmt diese Grenzen für angemessenes Verhalten?

    - wird bei der Wortwahl eventuell "angemessen" mit "häufig" verwechselt?

    - wir reden in dieser Diskussion über Angemessenheit aus Hundesicht. Das ist in meinen Augen reine Spekulation. Das individuelle Verhalten jedes Hundes wird jeder Hund möglicherweise als angemessen empfinden, sonst würde er ja anders handeln. Ob ein Hund, der sich am rechten Spektrum innerhalb der angenommenen "Angemessenheit" einordnet, aber auch die Reaktion eines Hundes als angemessen empfindet, der am linken Spektrum der angenommenen "Angemessenheit" zu finden ist? Who knows. Und wieder: wer zieht wo welche Grenze?

    Sagt mal, wisst Ihr schon ungefähr, wann Ihr am Freitag loswandert? Und könntet Ihr Euch eine weitere Wanderbegleitung in Form von Lilli und mir vorstellen? Der Hainich ist nur eine Stunde entfernt von mir... (allerdings hab ich an dem Tag auch noch eine Vorstellung, da muss ich schauen, ob das mit der Zeit hinhaut.) Am Samstag würde es wohl zu knapp bei mir, da hab ich zusätzlich zum Dienst auch Dummytraining.

    Da war die Hoffnung Mutter meiner Gedanken. Gerade komm ich zurück von einer weiteren Besprechung im Dienst, das wird auch noch Auswirkungen haben auf meinen morgigen Tag, und darum kann ich leider nicht mit Euch mitwandern. Ich wünsch Euch ganz, ganz viel Spaß in der herrlichen Gegend dort und natürlich miteinander!

    Es geht nicht um das, was für den Hund selbst angemessen ist

    Aber genau darüber reden wir doch?

    Die Frage ist dann: Existiert eine solche Angemessenheit im Handeln auch in der Vorstellung von Hunden?


    Alleine die Tatsache, dass es diese Möglichkeiten der Dosierung mit dem Ziel der Schadensbegrenzung bei Hunden gibt, ist ein Nachweis dafür, dass eine Vorstellung von Angemessenheit im Verhalten genetisch veranlagt ist.

    Ich habe beim Lesen Deines Texts den Eindruck, dass diese Motivation der Schadensbegrenzung die einzige Grundlage bildet für die Bewertung, welches Verhalten angemessen ist. Das verkennt in meinen Augen, dass es auch andere Beweggründe gibt, innerartliche Aggression zu zeigen, bei der Schadensbegrenzung eben nicht mehr das Ziel ist.

    Sagt mal, wisst Ihr schon ungefähr, wann Ihr am Freitag loswandert? Und könntet Ihr Euch eine weitere Wanderbegleitung in Form von Lilli und mir vorstellen? Der Hainich ist nur eine Stunde entfernt von mir... (allerdings hab ich an dem Tag auch noch eine Vorstellung, da muss ich schauen, ob das mit der Zeit hinhaut.) Am Samstag würde es wohl zu knapp bei mir, da hab ich zusätzlich zum Dienst auch Dummytraining.

    Das wilde Hundetier ist zum ersten Mal läufig.

    Gibt es dos and don'ts? Ich hatte bisher nur Rüden (und die waren teils kastriert)

    Als ich noch in einer belebteren Gegend gewohnt habe, hatte ich gern während der Läufigkeit meiner Hündin eine zusätzliche Leine dabei. Kann was kleines, handliches sein - das hatte sich immer wieder als nützlich herausgestellt, wenn wir doch mal auf einem Spaziergang Rüdenbesuch ohne zugehörige Menschen hatten.

    Genau das ist doch das Problem, um das es - zumindest mir - geht, weil es im Austausch (nicht nur hier) unter Menschen nahezu unmöglich ist, über "Angemessenheit im hündischen Verhalten" zu sprechen, ohne genau zu differenzieren, was ist den "angemessenes hündisches Verhalten" - und gibt es das überhaupt.


    Sowohl im realen als auch virtuellen Leben wird doch "angemessenes Verhalten" immer sofort autmatisiert als "menschliche Vorgaben" (...)

    Ah, jetzt versteh ich Deinen Hintergrund ein bisschen besser, glaub ich. Danke.

    Ich denke nicht, dass man das Wort "angemessen" so verallgemeinern kann, dass man ohne weitere Definition und Differenzierung und ohne Kontext eine gemeinsame, sprachliche Basis findet. Ich nehme mal Dein Beispiel:

    Das ist aus meiner Sicht eine natürliche Grenze für Angemessenheit im Verhalten:

    Es ist angemessen, einen Konflikt als beendet zu empfinden, und ihn auch zu beenden ohne weitere Eskalation, wenn der Bedrohte eine Verhaltensänderung zeigt, die das Fortführen des Konfliktes unnötig macht.

    Wenn die Zielsetzung ist, möglichst wenig körperlichen Schaden zuzufügen, dann ist das Verhalten angemessen. Wenn die Zielsetzung ist, sich seines Kontrahenten zu entledigen, dann ist das Verhalten nicht angemessen, weil es nicht zum erwünschten Ziel führt.

    In diesem (mitunter verstörenden) link gibt es einige Beispiele, bei denen man sich fragen kann, ob das Verhalten nun "angemessen" war oder nicht - woran misst man sowas?

    https://www.animal-ethics.org/antagonismus-i…tliche-kaempfe/