Übergewicht ist einfach unglaublich eng mit Krankheitsrisiken und schweren Verläufen verbunden.
Körpergewicht und Abnahme ist einfach mathematisch zu berechnen.
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Und das stimmt halt einfach nicht. Körpergewicht, Körperform und letztlich natürlich auch Gesundheit sind sehr komplex und hängen von unglaublich vielen Faktoren ab, die auch zum Teil schon genannt worden sind, wie Genetik und Stoffwechsel, aber auch soziostrukturelle Lebensverhältnisse wie z.B. finanzielle Möglichkeiten (sich gesund und gleichzeitig sättigend ernähren können muss man sich leisten können), Wohnort, Arbeit, Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich des Alltags, ...
Dicke Menschen werden in allen gesellschaftlichen Bereichen diskriminiert und ihnen werden dadurch Zugänge erschwert, auch zum Beispiel im medizinischen Bereich (da ich Krankenpflegerin bin könnte ich extrem viele Beispiele berichten), weil eben genau diese Verknüpfung hergestellt wird, nach dem Motto: "Aha, ist dick, daher kommt die Krankheit, mit ein bisschen Disziplin wär das schnell besser". Bei vielen dicken Menschen führt das dazu, dass sie gar nicht erst medizinische Hilfe suchen, was natürlich im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass sie wirklich schwer krank werden (aus dieser Perspektive stimmt dein erster Satz dann ja vielleicht doch). Einen kurzen Artikel, den ich auf die Schnelle gefunden habe, wo das etwas genauer erläutert wird gibts zum Beispiel hier: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/ueb…-dick-1.3614958
Ich würde an der Stelle, wo es um die Gesundheit geht, deshalb viel lieber darüber reden, wie krank es Menschen macht, wenn sie stigmatisiert, diskriminiert und ausgeschlossen werden, physisch und psychisch.
Und: Wer legt denn das Normalgewicht fest, wenn nicht eine gesellschaftliche Idealvorstellung? Denn es orientiert sich eben offensichtlich überhaupt nicht daran, ob ein Mensch gesund ist oder nicht, witzigerweise noch nicht mal an der eigentlichen Norm, den tatsächlichen Körpern der Menschen (zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland sind aktuell "über"gewichtig).
Am Ende ist es meines Erachtens nach die Aufgabe von uns allen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass das Problem nicht das Gewicht von Menschen, sondern die Diskriminierung dieser ist. Wir müssen lernen, vielfältige Körper zu akzeptieren, anstatt uns von dicken Menschen getriggert zu fühlen und ein gesellschaftliches Konstrukt dafür zu nutzen, diese Person abzuwerten.