Beiträge von Frau+Hund

    Aber ist es nicht schon etwas paradox, weil es diese Mixe ohne die Rassehunde schlicht nicht gibt?

    Warum? War es paradox, als Züchter (oder waren das noch Vermehrer?) zu Beginn der Rassenhundezucht aus den vorhandenen Landschlägen durch Einkreuzen die "edlen Rassehunde" schufen (wie beim Schäferhund) oder sie gleich ganz neu aus mehreren Rassen designten (Dobermann)? Damals, vor 100/150 Jahren hat man mit der totalen genetischen Isolation der Rassen eine neue Zuchtmethode geschaffen und dabei die vorhandenen Hunde genutzt. Man hätte ja auch damals alles beim Alten lassen können. Die Schäfer fanden die Entwicklung des deutschen Schäferhundes schon damals nicht gut und machten einfach mit ihren Landschlägen (Altdeutsche Hütehunde) weiter.

    Könnte man sich dann nicht irgendeinen süssen Multimix kaufen, wenn die Optik und das Wesen ohnehin nicht wirklich vorhersehbar sind (Nicht zuletzt, weil im Verband zuchttaugliche Hunde, im idealfall also wesensfeste Exemplare nicht zur Zucht ausserhalb des Verbands zugelassen sind) und man bereit ist, das Risiko für mehr Gesundheit einzugehen?

    Kommt halt auf die Lebensbedingungen an. Ein Mix aus zwei Rassen ist vorhersagbarer als ein "Multimix"

    Persönliches Beispiel:

    Als ich meinen ersten Hund holte, brauchte ich einen kleinen, unkomplizierten Hund, der aber leicht zu erziehen, sportlich und wanderfreudig war. Zufällig stieß ich in den - damals noch analogen - Kleinanzeigen auf einen Mix aus Papillon und Zwergpinscher. Da wusste ich sofort: Das passt. Da hätte einfach nichts bei rauskommen können, das nicht zu meinem Leben gepasst hätte. Und so war es auch.

    Einen Multimix-Welpen, bei dem ich mir von der Größe, aber auch bei Körperform (kurze Beine, platte Schnauze) oder im Charakter (Terrier, Dackel) weit weniger sicher sein konnte, hätte ich nicht genommen. Daher wurde es beim zweiten Hund auch ein Rassehund (Papillon). Der ist auch gut und bisher gesund, aber ich sehe keinen Vorteil zum Hybridhund. Geliebt habe ich beide...

    Verständnisfrage: Das heißt, es ist okay, diese "ungesunden Zuchthunde" zu kaufen, um "gesunde Mixe" daraus zu machen, die möglicherweise gesünder sind, gleichzeitig aber deutlich unvorhersehbarere Eigenschaften mitbringen, wobei man zB gerade die bei einem Doodle will (netter, einigermaßen pflegeleichter, entspannter Begleithund)?

    Ja, denn ein Teil des Gesundheitsproblems von Rassehunden liegt nicht am einzelnen Hund sondern in der Population von zu eng verwandten Hunden.

    Dadurch erben sie an vielen Genorten von Vater und Mutter genau die gleiche Variante des Genes (=Homozygot). Das ist schlecht für Stoffwechsel und Immunsystem. Hier sind Hybride ganz klar im Vorteil. Zwei Rassen, die so lange getrennt gezüchtet wurden, wie Pudel und Labrador haben mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Genvarianten und erzeugen beim Mix Heterozygotie.

    Das zweite Problem ist das der Erbkrankheiten. Hier sind einzelne Genevarianten „kaputt“, so dass ihre Eiweißprodukte ihren Zweck nicht erfüllen. Wenn ein Tier das kaputte Gen von Vater und Mutter erbt,

    Bricht die Krankheit aus. Das kann auch beim Mix passieren, aber die Chance, dass Pudel und Labbi nicht die gleichen kaputten Genvarianten vererben, sondern dass ein Elternteil eine funktionsfähige Variante vererbt, ist größer, als wenn die Eltern dieselbe Rasse haben. Auch hier ist der Mix im Vorteil. (Das ist sehr vereinfacht, natürlich gibt es ich Varianten von Erbkrankheiten)

    Charakter und Aussehen eines Mixes aus zwei Rassen ist zwar weniger vorhersehbar, als bei einer Rasse, aber sie werden sich zwischen diesen beiden Rassen bewegen. Und das bestätigen hier ja auch alle.

    Persönlich würde ich diesen Kompromiss für eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Gesundheit und langes Leben gern eingehen. Allerdings nur für einen Mix aus meinen Lieblingsrassen: Zwergpinscher und Papillon.

    Hier in DE sehe ich nur F1. Da wird nichts weiter gemacht als netten Hund A und B bekommt halt was lustiges raus, süße Ü-Eier. Aber dann ist Schluss, warum nicht mit UK zusammenschließen und mit Zuchtbucht und Hundeaustausch weiter voran gehen?

    Gerade das sehe ich ganz anders. Hunderassen gibt es aus meiner Sicht genug. Und sie haben das Problem, dass sie genetisch immer enger gezüchtet werden. Vielen Rassen sind bereits alle Hunde genetisch enger verwandt als Geschwister. Das ist schlicht und ergreifend ungesund.

    Die Hybrid- Hunde haben den riesigen Vorteil, dass sie von jedem Elternteil das Genom einer anderen Zuchtlinie bekommen. Sie haben eine hohe Chance auf Neterogenität an vielen Genorten. Und auf die gesundheitlichen Vorteile, die damit verbunden sind.

    Und gleichzeitig weiß man ja doch so ungefähr, was man da bekommt. Nicht so genau wie bei Rassenhunden, aber auch bei weitem nicht mit der Unsicherheit eines Mischlings unbekannter Herkunft. Wenn ich einen Doodle wollte, würde ich immer F1 oder F2 nehmen.

    Von allem gedoodle mal abgesehen. Was soll ich meinen Hund zum Therapiehund, welcher Art auch immer, ausbilden, wenn ich dann anschließend gar nichts in der Richtung mit ihm mache?

    Schutzhundesport (oder wie das heute heißt), Dummysport, Mantrailing usw., die bilden doch alle Hunde für einen Job aus, den sie nie ausüben werden. Und viele machen es auch ohne große Ambitionen aufs Siegertreppchen, weil der Hund halt dafür gezüchtet wurde und haben soll, was er braucht (und auch weil den Menschen Spaß macht). Und wer, der in Deutschland Hund vor einen Wagen oder Schlitten spannt, braucht dieses Transportmittel beruflich?

    Ich unterhalte mich ja auch mit vielen Hundebesitzern und da ist schon noch oft eine, ich nenne es mal, naive Vorstellung von Hundezucht und Anschaffung vorhanden. Die Problematik und Geschäftemacherei ist denen gar nicht bewußt.

    Die wollen einfach einen unkomplizierten Familienbegleiter und das war's.

    Was ja überhaupt nicht verwerflich ist.

    Aber diese Menschen kommen an den "falschen" Hund aus allen möglichen Quellen, ob Rassehund oder Mischling oder Tierschutzhund.

    Gezielt gezüchtete Mischlinge stellen letztlich nur einen kleinen Teil der "Hunde in falschen Händen" dar und dann sind, wenn ich mir die Statistik unseres Tierheims angucke, die Pudelmischlinge nicht grad das größte Problem...

    Hallo Libellia,

    Dein Hund ist trotzdem erst 8 Monate alt, mitten in der Pubertät, vergleichbar mit einem vielleicht 13/14jährigen Menschen. In den nächsten Monaten kannst du zunehmend länger und konzentrierter mit ihm arbeiten. Ich erinnere mich an unseren Riesenschnauzer früher, was war der bekloppt in diesem Alter.. Ab 1 wurde es besser, ab2 deutlich und ab 4 war das ein gehorsamer und souveräner Hund.

    Mein Tipp zu allem anderen dazu heißt: Wandern. Geh einfach mal zwei Stunden in fremder Umgebung, möglichst ruhig und einsam. Lass den Hund an Schlepp oder Flexileine, damit ihr mit wenig Kommandos auskommt. So erlebt ihr etwas positives zusammen und dein Hund erlebt dich als jemand, der sich auskennt und sicher wieder nachhause (oder zum Auto) zurück findet. Und hinterher ist er müde.

    In den nächsten Monaten könnt ihr das steigern, bis ihr auch mal einen ganzen Tag unterwegs seit.

    Gemeinsam Wandern verbindet einfach sehr.

    Übrings rede ich von ein-bis zweimal pro Woche. Und mein Tipp: Morgens ganz früh sind auch vielbegangene Wanderwege noch still und einsam.

    Grinsekatze

    Heut bin ich anscheinend schwer zu verstehen.

    Ich wollte weder über Hybridzucht bei Nutztieren diskutieren noch über Erhaltungszucht bei Wildtieren.

    Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass das Wort Züchter/Zucht im allgemeinen Sprachgebrauch viel weiter benutzt wird, als das hier häufig der Fall ist.

    Die Doodle- Besitzer, über deren Behauptung, den Hund vom Züchter zu haben, sich hier geärgert wurde, sind vielleicht gar nicht dumm oder frech, sondern benutzen das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch. Das Wort Vermehrer ist ein Kunstwort, eine Substantivierung von vermehren. Der Duden kennt esnicht. Ich gehe davon aus, dass es viele Menschen außerhalb von I Foren auch nicht kennen.

    Frau+Hund Deine Aussage zur Hybridzüchtung von Nutztieren ist schlichtweg falsch.

    Na sowas, ich habe gar keine Aussagen zur Zucht von Hybridhühnern oder Schweinen gemacht?

    Hier wurde negativ erwähnt, dass Doodle-Besitzerinnen und -Besitzer behaupten, ihr Hund sei vom Züchter. Mein Einwurf hieß: Vielleicht benutzen sie schlicht das Wort in einem anderen Sinn, als die Person, die sich drüber ärgert. Vielleicht kennen sie das Wort "Vermehren" gar nicht. So ging es mir: Trotz reichlicher Lektüre von Fachbüchern über Hunde und Verhaltensforschung und Besitz eines Mischlings hab ich das Wort "Vermehren" erst rund 10 Jahre später in einem Hundeforum kennen gelernt.

    Anderes Beispiel: Auch bei der Erhaltungszucht von Wildtieren spricht man von Zucht und Züchtern. Diese Form der Zucht ist so ziemlich das Gegenteil von Rassenhundezucht: Man versucht, möglichst viel der vorhandenen genetischen Heterogenität in die nächste Generation zu bringen. Die gezüchteten Individuen sollen möglichst unterschiedlich sein. Selektion irgendwelcher Eigenschaften wird vermieden. Trotzdem spricht man von Erhaltungszucht, nicht von "Erhaltungsvermehrung".