Beiträge von Frau+Hund

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    Geht mal raus ins echte Leben und fragt einen Pudelbesitzer mit eher wuscheligem Pudel (den er so läßt oder kurz vor dem scheren ist anscheinend): "Ach, ist Ihrer auch ein DOODLE"?

    Wenns nicht ganz deutlich ist, frag ich immer schon: Pudel oder Doodle?, falls ich mit den Leuten ins Gespräch komme. Empfindliche Halter gibt es in beide Richtungen. Aber meistens endet das mit gemeinsamen Lachen und Erzählen vom Hund.

    und das ist ein dezenter Unterschied zu dem was Meurs et al geäußert haben.

    Butter bei die Fische, was denn?

    autosomal dominanter Erbgang - ist das falsch?

    (Lebenszeit-)Prävalenz 58,2% in Europa (=mehr als die Hälfte der Hunde erkranken im Verlauf ihres Lebens) - ist das falsch?

    Und wie gesagt, ich habe aus der Arbeit von Seuss zitiert.

    Aber egal, du hälst du Rassehundezucht per se für des Wurzels übel, sei es drum. Ist das schöne an Meinung, man kann verschiedene haben.

    Nein, ich mag viele Rassen und würde mir liebend gern ganz unbesorgt einen Rassehund aussuchen können. Aber ich weiß eben auch um die Nachteile genetischer Engzucht bzw. um die Vorteile von Hybridzucht und bringe meine Kenntnisse eben ein, wenn es um diese Themen geht. Interessiert mich halt.

    Vielleicht ist Dir auch aufgefallen, dass ich meine Meinung begründe und auch versuche, die manchmal komplizierten Hintergründe zu erklären. Da wir hier nicht im wissenschaftlichen Bereich sind, nenne ich normalerweise keine Quellen, Du kannst mich aber immer danach fragen, ich weiß normalerweise, woher die Dinge kommen, die ich behaupte.

    Was ich nicht möchte, ist unhöflich abgekanzelt zu werden im Sinne von "keine Ahnung aber mitreden wollen" oder "du willst deine Meinung ja eh nicht ändern" und dergleichen. Dagegen bin ich für Gegenargumente immer offen.

    Helfstyna

    Zitat
    15461-d971137d14c66aa4edafaf69e983c610f8a55c78.jpeg Zitat von Frau+Hund Bei Dobermännern erben das mehr als die Hälfte der Hunde und weil es dominant ist,

    Aha, willst du dann vielleicht in Bern und München anrufen, dass du herausgefunden hast, wie DCM vererbt wird, denn im Gegensatz zu dir, haben die das Geheimnis noch nicht gelüftet. Sorry, aber keine Ahnung von der Materie, aber Hauptsache was dazu gesagt und nochmal, lies genau was da steht.

    Ich habe hier reingeschaut:

    https://edoc.ub.uni-muenchen.de/19278/1/Seuss_Alexandra.pdf

    und folgendes gefunden:

    "Die DCM beim Dobermann ist genetisch bedingt und folgt einem autosomal dominanten Erbgang mit unvollständiger Penetranz (MEURS et al., 2007)." (S.4)

    Und mehr habe ich auch nicht behauptet. Auch die Prävalenz habe ich aus dieser Arbeit entnommen. Ich schätze, dass (wer auch immer?) in Bern und München die Veröffentlichung kennt und keinen Anruf von mir braucht.

    Ich sag einfach mal kurz und knapp in eigener Sache: Dieses "du hast ja keine Ahnung" und ähnliche Ausrufe, die die Diskussionspartnerin und ihre Beitrage abwerten sollen, ohne eigene Inhalte zu bringen, finde ich unsachlich.

    Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich meinen IBD-kranken GP über 20 Labrador-Hündinnen rutschen hätte lassen können, hätte ich gewollt, und auch, wenn die Besitzer der Hündinnen beste Absichten gehabt hätten... Gute Gelenke hätte er vorweisen können. Die IBD ist nicht nachweisbar. Wären die Welpenkäufer mit den Nachkommen glücklich geworden? Wer weiß...

    Aber im Grunde erwähnst du doch grad ein positives Beispiel. Du bist gefragt worden, ob du mit deinem Hund züchten willst und du sagst: der Hund ist krank, die Krankheit ist zumindest teilweise erblich und damit wird nicht gezüchtet. Du hast die Verantwortung übernommen. Dafür brauchtest Du keinen Verein.

    Und dann erwähnt Helfstyna ausgerechnet DCM.

    Bei Dobermännern erben das mehr als die Hälfte der Hunde und weil es dominant ist, bricht es irgendwann im Leben aus. Die Hunde sterben oft vor dem 6. Lebensjahr oder müssen mit einer schweren Herzkrankheit leben. In dem Alter, in dem man mit der Zucht beginnt, kann man es aber noch nicht nachweisen. Das heißt, die Züchter verpaaren Hunde mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass sie von einer schweren, lebensverkürzenden Erbkrankheit betroffen sind und diese an die Welpen weitergeben. Eine so hohe Wahrscheinlichkeit kann man mit einer Doodle-F1 Verpaarung kaum hinkriegen. Trotzdem wird es bei Dobermännern im VDH gemacht. Wie ist so etwas möglich? Wo ist denn da die Kontrolle des Vereins, die hier so oft erwähnt wird? Warum unterstützen Menschen das mit einem Welpenkauf?

    Also, vor allem ist es ja eine "Sackgasse", das ist das, was mich so grübeln lässt, glaube ich. Man holt sich immer wieder Rassehunde, um aus diesen Mixe zu machen, salopp gesagt. Also, falls man die Zucht nicht planvoll weiterführt.


    Ich verstehe die Nachfrage nach einem netten wuscheligen Familienbegleithund total! Aber ob das der richtige Weg ist...?

    Irgendwie scheinen das ja viele zu denken, auch wenn sie es nicht so deutlich formulieren wie Du:

    Es ist ok, Mixe zu züchten, wenn man die Nachkommen dann zu einer Rasse weiterzüchten will. Aber nicht, wenn daraus weitere Mixe oder gar nichts gezüchtet wird.

    Aber warum eigentlich?

    Ich erinnere mich da an unseren Prof. in Evolutionstheorie, der sagte (so ungefähr): Die Natur "züchtet" für den Augenblick, nicht für die Ewigkeit. Die Entwicklungen der Evolution gehen nicht auf ein Ziel hin und auch nicht kontinuierlich in eine Richtung. Jede Art bietet in jeder Generation dem Lebensraum (einschließlich den Parasiten und Krankheitserregern) eine Variation von Individuen an. Und der selektiert dann die heraus, die gerade besonders gut passen. In der nächsten Generation können das dann schon wieder andere sein.

    Wenn ich Hunde züchten würde, wäre mir immer der Wurf, der jetzt geboren wird, an wichtigsten. Diese Welpen sollen schönes, hundegerechte Leben führen und ihre Menschen glücklich machen. Ich kann, muss aber nicht ein Ziel darüber hinaus haben. Wer weiß denn, ob mit meinen Welpen überhaupt je weitergezüchtet wird. Und ob meine Vorstellungen von "guten Hunden" auch in unserer Gesellschaft in 10 Jahren noch passen.

    Na ist doch ganz einfach: Minus und Minus ergibt Plus

    Auch wenn ich Ironie verstehe - so dumm ist die Aussage gar nicht.

    Beim Thema genetische Vielfalt gibt Homozygot-Pudel mal Homozygot-Labrador fast sicher heterozygot Labradoodle.

    Beim Thema Erbkrankheiten gibt Pudel mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheit auf Genort A, B, C, D mal Labrador mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheit auf Genort C, D, E, F Labradoodle mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheit auf Genort C und D, nicht aber für A, B, E und F.

    Auch wenn das grad gesellschaftlich ein Reizthema ist: Dies ist der Grund, warum es zwei Geschlechter gibt und diese ihr Erbgut vermischen, um Nachkommen zu zeugen: Zwei verschiedene Genvarianten an möglichst vielen Genorten macht die Nachkommen widerstands- und anpassungsfähig. Das ist ein sehr altes Erfolgskonzept der Natur.

    Das ist tatsächlich auch ein Punkt, den ich nicht wirklich verstehe.

    Wie sollen aus zwei Eltern mit zb HD oder Spondylose ein gesunder Welpe raus kommen? :ka:

    Erst einmal, mit einem Hund, der HD oder Spondylose hat, sollte man gar nicht züchten! Weder bei Rassehunden noch bei Mixen. Das fände ich dann schlicht unmoralisch und züchterisch dumm.

    Natürlich kann HD auch von gesunden Trägertieren vererbt werden. Leider kennt man die Gene nicht und kann daher nicht testen. Auch dann kann der Hybrid im Vorteil sein. Ich versuche es mal am Thema HD (ganz klar, es ist stark vereinfacht dargestellt - die Natur ist immer komplexer)

    Damit sich eine gesunde Hüfte entwickelt, braucht man hunderte von Genen. Jedes Gen erzeugt ein Protein, das als Baustoff oder als Enzym im Gesamtprozess seinen Platz hat. Andere Gene mit ihren Eiweißen werden benötigt, damit das Ganze reguliert wird und jedes Gen zur richtigen Zeit während der Trächtigkeit und Wachstumsphase in der richtigen Menge abgelesen wird. Ganz schön kompliziert also. Und wie immer sind einzelne Genvarianten innerhalb der Rasse oder Mixpopulation unterwegs die schlecht oder gar nicht funktionieren. Nicht schlimm, wenn vom anderen Elternteil die heile Variante geerbt wurde. Leider kommt es vor, dass durch die Zuchtmethoden sich solche "kaputten" Genvarianten in einer Rasse anhäufen. Wenn z.B. in einer Generation ein beliebter Rüde die Hälfte der Welpen zeugt, der dummerweise diese Variante vererbt. Angenommen (und vereinfacht!), 100 Gene sind nötig, um eine gesunde Hüfte zu bilden und wenn 10 davon homozygot (also auf beiden Genvarianten, die von Vater und Mutter geerbt wurden) kaputt sind, entsteht HD, dann kann es sein, dass Rasse A und B eine Neigung zu HD haben, die aber durch unterschiedliche Gene verursacht wird. In Rasse A vererben viele Hunde kaputte Genvarianten für die Gene 1 bis 10, in Rasse B für die Gene 20 bis 30. In diesem Fall hätte ein Hybrid aus Rasse A und B trotzdem kein HD, weil er immer von einem Elternteil die gesunde Variante erben würde.

    Würde man aber mit ihm und seinen Geschwistern weiter züchten, könnte (nicht muss) er kaputte Varianten für gleich 20 Genorte vererben. Und würde man daraus dann wieder eine genetisch homogene Rasse züchten, hätte man vielleicht mehr Probleme mit HD, als bei den Ausgangsrassen. Das ist es ja, wovor man beim Einkreuzen Angst hat. Bleibt man aber bei F1-Hybriden, ist das kein Problem - daher bleibt diese Zuchtmethode auch dauerhaft interessant.

    Aber hätte es nicht auch sein können, dass ein (Gross-)Elternteil total einen an der Waffel hat(te), ängstlich war etc.? Oder dass die Eltern gar nicht reinrassig sind und sich eine andere Eigenschaft reinschummelt? Also - mal so richtig, richtig kritisch gedacht jetzt

    Ja, hätte sein können. Damals besuchte man den Wurf noch nicht siebenmal, sondern fuhr hin, guckte sich Mutter und Welpen an (den Vater auf einem Foto) und nahm den Welpen mit. Vom Aussehen der Welpen her waren die Eltern zumindest plausiebel. Beide Eltern hatten Papiere, Vater VDH und angeblich auch gekört, da habe ich aber keine Unterlagen gesehen. Die Mutter war in einem anderen Verein gezüchtet, und mal ausgestellt worden. Beide Eltern waren auf Patella und PRA getestet. Hab ich aber auch nur von der Mutter gesehen.

    Andererseits, warum hätte mich die Züchterin belügen sollen? Der Papillon ist so selten, danach hat sicher niemand gezielt gesucht. Und die Welpen kosteten mit 350DM soviel, wie der Tierschutz damals als mindeste Schutzgebühr empfohlen hat.

    Bei meinem Papillon hab ich zwar den Stammbaum und hab beide Eltern kennen gelernt, aber beim Charakter musste ich auch hier der Züchterin (und dem, was ich sehen konnte) vertrauen. Beide Halter haben mir versichert, dass der Charakter bei der Zuchtzulassung null interessiert hat, solange der Hund nicht um sich beißt. Die Entscheidung, ob man charakterlich mit diesen Hunden züchten sollte, lag ganz allein bei der Züchterin und dem Rüdenbesitzer.

    Und ein kleiner Betrug hat sogar stattgefunden: Im Wurfabnahmeprotokoll ist "normale Geburt" angekreuzt. Die Züchterin hat mir aber erzählt, dass es ein Kaiserschnitt war. Der Zuchtwart (heißt es so?), der die Wurfabnahme gemacht hat, hat gar nicht gefragt. Sie hat es erst hinterher gesehen. Für mich nicht schlimm, aber hätte ich züchten wollen, hätte ich den Welpen genommen.

    Deshalb glaube ich, dass das Vertrauen in die Züchter am Ende das A und O ist.