Beiträge von alsatian_00

    nehmen wir an, ich gebe meinem Hund viele Freiheiten. Irgendwann entwickelt es sich doof, ich will die Freiheit wieder eingrenzen, weils vielleicht doch ungut werden könnte. Ein Hund, dessen Selbstbewusstsein ich gut gefördert habe und der Konflikte gern nach vorn klären will, wird mir da schneller mal seine 42 Argumente zeigen, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen will.

    Das ist etwas was mich wirklich irritiert, das immer so getan wird als ob jeder SH/Mali oder was auch immer, jedes Kind frisst wenn man ihm nicht jede, aber wirklich jede Entscheidung abnimmt. Das ist doch einfach nicht so, oder?


    Hallo, ich bin alsatian und ich habe meinem Hund zu viele Freiheiten / Entscheidungen gelassen.


    Mein DSH gehört nicht zu der schärferen Sorte. Er ist eigentlich noch ziemlich sozial. Er hat noch nie Ansätze gemacht, einen Menschen beissen zu wollen. Hunde schon. Ich habe ihm die ersten 1.5 Jahre zu viele Entscheidungen gelassen und zu viele Freiheiten, ich habe kaum Grenzen gesetzt, weil ich "nicht den Hund einschränken wollte", weil ich "Angst hatte unsere Beziehung zu schädigen", weil ich unsicher war. Rückblickend würde ich mich am liebsten an den Schultern packen und mich einmal kräftig durchschütteln mit den Worten: Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?!


    Ares ist sehr selbstbewusst und sehr stur (dieser Hund hält sich wsl. für den Grössten), weil er einerseits mit seiner Genetik sich durchzusetzen versucht, andererseits, weil er oft Erfolg damit hatte aufgrund meiner Inkosequenz und meinem:"Du darfst entscheiden, ist oke, du willst nicht da liegen? Oke kein Problem". Er durfte Entscheidungen treffen, die als Gebrauchshund auch für die Sorte HZ einfach nicht vertretbar ist. Ein sturer Hund macht einfach auf Dauer keinen Spass und ist eine emotionale Herausforderung.


    Der erste Satz meines Züchters war: Lass den Hund niemals entscheiden.

    Ich hätte dies genau so wörtlich nehmen sollen.


    Du hast mit so einem Hund später so verdammt viele Diskussionen. Jede Angelegenheit ist eine Diskussion, ein Hinterfragen, ein "ich kann doch mal...", ein "gilt's heute immer noch?" - dieser Hund stellt mich, auch wenn ich mittlerweile sehr genau weiss wo mein Platz und wo sein Platz ist, jeden Tag infrage. Absolut und wirklich jeden Tag und bei jeder Entscheidung versucht er, sich doch durchzusetzen. Das geht vom simplen "du darfst nicht an der Leine ziehen" bis zum:"Dieser Welpe ist so kacke, ich find ihn so kacke, ich will ihn am liebsten totmobben!"


    Der Grund, warum ich ihn mit Welpen zusammen lassen kann ist lediglich, weil wir hart und lang daran gearbeitet haben, das ICH diejenige bin, die entscheidet und das. Und zwar in vielen Belangen. Wo er als Hund einfach NIX an Freiheiten verloren hat. Und dennoch versucht er es immer wieder, sich durchzusetzen. Das Mass an Souveränität das man braucht und einem abverlangt wird, um diesem Hund klar zu machen dass die Regeln immer noch gelten...tbh, ich finde andere Hunde, DSH, Malis die "nur" pöbeln und ein bisschen Radau machen, mittlerweile einfacher, als mein Hund hier.


    Banales Beispiel:

    Er darf nicht als erster aus der Tür.

    Für viele komplett unverständlich. Altmodisch. Für mich wichtig, denn er will Kontrolle. Das ist seine Genetik. Das erste, was dieser Hund macht wenn er rauskommt ist, alles abzuchecken und zu scannen. Wir haben nie das Problem, das er den Nachbarn stellt, wenn ich zuerst rausgehe. Aber immer, wenn er zuerst aus der Tür ist.


    Es hat Monate gedauert, um mit diesem Hund eine gemeinsame Sprache zu finden. Dadurch, dass er so selbstbewusst und stur geworden ist, haben auch andere, sehr Erfahrene (zb mein Züchter!) Mühe mit ihm. Er setzt nichtmal seine Zähne ein. Er findet einfach fvck off und macht gar nichts.


    Ich gehöre nicht zu der Fraktion, die den Hund abhängig von sich machen wollen. Ich kann ihn nicht in seinem Charakter ändern, ich muss mich dem arrangieren was ich mir selber erschaffen habe. Aber beim nächsten Welpen werden da die Weichen von Anfang an klar und deutlich gestellt und enge Grenzen gesteckt. 'Frech und selbstbewusst' ist bei einem Gebrauchshund einfach was anderes, als bei einem Begleithund.

    Hast du keinen Rechtsschutz bei dem du das prüfen lassen kannst?

    Ich glaube genau darum geht es ihr - Trainer und Halter die es eben genau so nicht machen, sondern dauerhaft Deckeln, ständig kontrollieren und unverhältnismäßig strafen. Und diese Hunde empfinde ich ebenfalls als „gehemmt“.

    Dann stimmt aber generell etwas nicht und die Diskussion erübrigt sich dann ja, weil hier im DF - wie man hier lesen kann - niemand den Hund ständig straft, deckelt und kontrolliert.


    Gerade bei dem Thema "Strafe" muss man, finde ich, einfach das nötige Selbstbewusstsein haben, der Typ dafür sein und es auch ernst meinen. Idealerweise ist die Strafe einmal heftig genug das sie sich in den Schädel des Hundes brennt und es kommt gar nie zu einer Diskussion bzw. Spirale. Alles andere ist wischiwaschi.


    Edit: Ich kenne auch zwei Leute die ihren Hund ständig strafen (wo man einfach nur so zuschauen kann: :verzweifelt: ). Die Hunde (sind Schäfer) sind aber alles andere als gehemmt. Sie sind einfach abgestumpft und machen ihr eigenes Ding.

    Das war ja genau meine Frage. Ob es Hunde gibt, wie deine, die eben dennoch ihre Witzigkeiten und Frechheiten behalten etc.... oder ob das das eben doch irgendwie verloren geht.

    :winken:

    Hier.


    Ich denke das ist sehr abhängig davon, wie fest der Halter den Hund eh schon einschränkt und kontrolliert. Ich arbeite auch aversiv, der Hund hat hier dennoch keine "Einschränkungen" in seinem Charakter. Er lässt trotzdem gerne den Charmeur, Witzbold und Frechdachs raushängen, auch wenn er in bestimmten Situationen enge Führung braucht.


    Auch bei den Schäferhunden die ich so auf dem Platz gesehen und ausserhalb kennengelernt habe, die durchaus auch heftigere Linien haben und enge Führung brauchen, haben alle ihren eigenen Charakter behalten. Das liegt aber nur daran, weil der Halter eben nur bestimmte unerwünschte Verhalten verbietet und den Hund nicht andauernd kontrolliert, deckelt und straft.

    Ich sage einfach sowas wie "Nein Jessie, das macht man nicht" und wenn sie aufhört gibt es ein Leckerchen.


    Ich schaue also IMMER dass ich nach dem Schimpfen das gewünschte Verhalten belohne.

    Schön dass das bei dir geht.

    Hier würde daraus z.B schnell Verhaltensketten entstehen. Passt halt nicht jeder Ansatz auf alle Hunde, darum gibt es gute und schlechte Hundetrainer.


    Was die Rasse angeht gibt es die und die Vertreter. Bei den Gebrauchshunden ist das Zuchtziel entscheidend und wenn man sich mal damit befasst und div. Exemplare kennenlernt, kommt man schnell aus der Romantik von "Nein, das machen wir nicht - feini!" raus. Und wenn man nicht fähig ist einem solchen Hund die Grenzen und Regeln aufzuzeigen und sich durchzusetzen selbst wenn Hündchen aus frust attackiert, ist man für diese Rasse halt einfach nicht geeignet. Das ist völlig in Ordnung, aber es macht die Halter solcher Rassen nicht automatisch zu Monstern wie gerne mal ausgerufen wird.

    Ich finds einfach schöner, wenn ich den Hund bestätigen kann, wenn er im Körbchen bleibt, als daß ich ihn strafe, weil er mir in die Waden hackt

    Ich auch.

    Aber bei *gewissen* Dingen, gerade beim Gebrauchshund von dem Typ, gibt es manchmal keine Alternative. Sondern strikt und einfach ein Verbot.


    Vom Lesen her habe ich das Gefühl, dass der Mann der TE da durchaus fähig ist abzuschätzen in welchen Situationen es welche Massnahmen bedarf. Manchen Hunden wirst du trotz Alternativen nicht drumherum kommen eine deutliche Grenze zu setzen. Weil ein "man könnte es doch mal versuchen" bei manchen Dingen einfach keine Option ist.

    Warum läßt er es aber erst so weit kommen, daß er strafen muß? Die besten Fehler sind die, die gar nicht erst gemacht werden.

    Aus Fehlern lernt man am besten.


    Ich hätte keinen Kopf nach der Arbeit noch mit 1000x Sachen um den Hund zu schwirren nur damit ich jedem Konflikt mit dem Hund aus dem Weg gehe. Der hat nicht zu beissen und fertig.


    Ich frag mich ja was das für eine Mode ist ständig den Konflikt mit dem Hund zu scheuen und damit beschäftigt ist, einem kleinen Piranha immer nur Kauzeugs zu geben oder sich Alternativen aus den Fingern zu saugen, weil "was könnte sie jetzt wohl machen das ich verhindern kann?", nur, weil man dem armen Ding nicht klipp und klar "Schluss jetzt!" sagen kann. Nein. Einfach nein.

    Oah cool, ein Thread wo man den Kenner rauslassen kann. Ich will auch mal! :lol:


    Warum scheinen sich die meisten darüber einig zu sein, dass positives Training ohne Strafe und teils Grobheit nicht möglich ist?

    Training ist für mich was anderes, als Erziehung.

    Erziehung läuft hier über Feedback: Gut oder schlecht - und da bin ich auch bei Zuckerbrot und Peitsche. Training läuft hier 99% rein über Motivation. Das sind für mich zwei verschiedene Dinge. Ich war mal supermegaanti-Strafe, kam das erste Jahr nicht so gut raus. Der Hund hier ist viel zu gerissen.


    Warum macht Alternativverhalten aufzeigen keinen Sinn?

    Das kommt auf die Situation darauf an. Ich bin der Meinung, dass ein Hund besser arbeitet, wenn er von sich aus Alternativverhalten zeigt und nicht, wenn ich ihm diese ständig zeigen muss. Der Hund lernt entsprechend nicht, mit dem Alltag oder seinen Ängsten/Problemen selbstständig umzugehen oder sie zu überwinden. Ich will, dass er auch mal von alleine auf ein Alternativverhalten kommt.

    Warum ist es okay sich einen Hund nur für ein bestimmtes Hobby (Sport) anzuschaffen und ihn nur darauf zu trainieren und vorzubereiten?

    Aus demselben Grund, warum sich manche ein Sportauto oder Motorrad holen: Weils Spass macht. Weil die Hunde für diese Arbeit gemacht wurden.

    Warum nutzen sogar Züchter für die Welpen schon Zwinger?

    Weil sie sonst die ganze Bude zerlegen :D

    Schäferhunde sind willensstark und vehement, aber werden nur gedeckelt und klein gemacht, sobald sie es wagen das zu zeigen. Wie passt das zusammen?

    Ich kann halt auch nicht jedem aufs Maul geben der mir nicht passt. Man muss lernen sich zurückzuhalten, Frust auszuhalten, Situationen auszuhalten und kann dann bei seinem Ventil die Sau rauslassen. So einfach ist's.

    Wo hört Konsequenz auf und wo fängt Gewalt an? Würdet ihr eure Welpen schlagen, wenn es notwendig wäre?

    1. Konsequenz ist was anderes, als Gewalt.

    2. Nö.

    Ab welchem Alter beginnt diese strenge Erziehung? Bereits beim Züchter?

    Bei Mama.

    Warum sind Schäferhunde und Gebrauchthunde so anders? Warum denkt ihr dass ihr über normalen Erziehungstipps steht?

    Weil wir cool sind und der Rest halt nicht.