Auch wenn das sicher schon ein paar Mal geschrieben würde, mag ich gern nochmal darauf eingehen :
Ich denke den meisten hier geht's wirklich nicht darum den Sinn der Vibrissen abzusprechen oder drauf zu bestehen dass man sie komplett kurz rasieren kann.
Die Diskussion dreht sich sehr sehr oft immer wieder nur um den Pudel, dabei ist es ja nicht DAS Problem.
DAS Problem steht eigentlich im Bezug zum "teilweise amputieren".
Bei meiner Rasse wachsen die Vibrissen bis über die Nase und bis runter zur Brust, bzw sehr sehr lange. Sowohl Bart als auch Augenbrauen wachsen sehr lange. Das heißt um die Vibrissen nicht "teilweise zu amputieren" müsste man diese Hunde verwahrlosen lassen. Selbst wenn ich ein bis zweimal jährlich unten den Bart nach schneide, oder alle paar Monate die Brauen vor kämme um sie vor der Nase einzukürzen, "amputiere" ich.
Wenn ich die Augen frei schneide, "amputiere" ich.
Wenn ich den Bereich um die Ohren frei Schere, damit die Ohren Luft bekommen, "amputiere" ich.
Und selbst wenn ich bürste, "amputiere" ich weil vereinzelt einfach doch mal Vibrissen von selbst ausfallen ( oder brechen).
Wenn ich wieder in meinem alten Job arbeiten würde, würde ich mich tagtäglich mehrfach strafbar machen.
Weil ich Hunden die Augen frei schneide, die Regionen um die Ohren frei schere, den Bart stutze, entfilze, bürste,....
MIR geht es einfach darum dass sich die Hunde in ihrem Körper und mit ihrem Fell wohl fühlen können. Darum, dass ich das Haar so kürzen darf ohne dass sich Ohren oder Augen entzünden. Ohne, dass das Gesichtshaar ins Unermessliche wächst und der Hund schlicht verwahrlost.
Ohne, dass ich dem Hund eine Frisur zumuten muss mit der er sich nicht wohl fühlt ( ich würde bspw niemals einem Hund einen langen Bart wachsen lassen wenn dieser richtig Stress mit der Pflege hat).
Wenn man die Schnauze vom Pudel nicht mehr kahl scheren darf?
Wenn man dem Afghanen einen unedlen Ziegenbart stehen lassen muss?
Geschenkt...
Ich denke damit kann man leben.
Aber es braucht eben einen Toleranzbereich.
Einen Toleranzbereich der erlaubt dass Groomer ihrem Job nachgehen können.
Einen Toleranzbereich der erlaubt dass sich auch ein Pudel der sich mit Bart nicht wohl fühlt, eine Länge haben darf mit der er sich wohl fühlt.
Einen Bereich der es toleriert, dass auch bei bester Vorsicht mal eine oder mehrere Vibrissen doch mal gekürzt werden weil es trotz größter Vorsicht einfach passieren kann.
Geht es nach mir, liegt es absolut nicht in meinem Interesse den Hund in irgendeiner Form zu beeinträchtigen.
Auch wenn ich bei meinen Hunden nicht sehen kann dass sie die Vibrissen benutzen und ich mir nicht vorstellen kann wie das gehen soll, bedeutet das noch lange nicht dass ich behaupten würde dass sich da wirklich rein garnix mehr tut.
Aber man kann Vibrissen beim Hund einfach nicht mit anderen Organen gleich setzen.
Sie sind gekräuselt, verkürzt, verschwinden in dickem Plüsch, sind verkrümmt, brechen ab, sind zu dünn, zu kurz, zu lang,...
Bei einem KH Hund, ja, da ist es keine Frage. Dort gibt es allerdings auch keinen einzigen sinnigen Grund um mit einer Schere/Maschine im Gesicht herum zu hantieren ( außer gesundheitliche, wie bspw Verletzungen im Gesicht, das liegt dann jedoch in der Verantwortung eines TA...).
Warum die Geschichte mit den Allergiker geeigneten Hunden aufkam?
Auch wenn Allergien vielfältig und individuell sind, gibt es einfach Tendenzen.
Ich kenne Allergiker die von Rottweiler auf Pudel gekommen sind..
Allergiker die Schnauzer oder RH Dackel. Haben weil sie bspw keine Pinscher oder Schäferhunde vertragen...
Und schlussendlich entstand meines Wissens nach der Labradoodle bspw durch die Idee einen Allergiker geeigneten Assistenzhund zu erschaffen ( auch wenns schief ging).
Es ist EIN Aspekt. Nicht DER Aspekt, aber eben EIN Grund für Hunde mit RH, Locken, nicht haarendem LH ohne Unterwolle...
Im Gegenzug hatten viele Fell Arten ja einen ganz anderen Sinn...
Rauhaar bspw isoliert gut, ist funktional, und bietet teilweise auch besseren Schutz.
Nicht umsonst sind uA viele Jagdhunderassen und Terrier rauhaarig. Das hatte einen Grund, und der Bart ist bei den meisten erstmal nur nebensächlich gewesen.
Auch dass besonders viele Lockenträger einst zur Arbeit im Wasser gedacht waren, ist kein Zufall. Locken wirken erstmal Wasser abweisend. Auch hier ist der Bart erstmal Beiwerk.
Warum ist es dann verwerflich wenn Begleithunderassen aus der FCI 9 kaum haaren sollten? Per se ist das ja erstmal keine Beeinträchtigung.
Problematisch wurde es, als man anfing auf Extreme zu selektieren. Hier ist meine Rasse ja ein gutes Beispiel - extrem viel Bart, Braue, Plüsch an anderen Stellen.
Aber ansonsten? Sind es vollkommen funktionale Hunde.
Ich denke hier ist es auch nachvollziehbar den Trend zum Extrem kritisch zu sehen ( tu ich selber übrigens auch).
Aber, dann schauen wir uns bspw Rauhaarige Schäferhunde an.
Laekanois, Ruwhaar Herder.
Eigentlich könnte man ja meinen das ist ja mal verhältnismäßig moderate Gesichtsbehaarung, da muss man nix schneiden, nix ist übertypisiert, sollte eigentlich klar gehen...
Und trotzdem ist das ja anscheinend nicht so. Irgendwann schrieb man auch bzgl dieser Hunde dass ein kürzen nötig ist ( je nach Individuum).
Sprich : Da gibt es schonmal Hunde mit entsprechenden Fell, das nicht aus modischen Gründen entstanden ist, moderat ist, funktional ist, und dann ist man selbst damit gearscht. Einfach nur, weil man verhindert dass Haare in die Augen wachsen....
Dreht sich zwar im Kreis, aber genau das ist doch das Kernproblem :
Nicht das entfernen eine Sinnesorgans.
Nicht ob es eine Amputation darstellt.
Nicht ob man ausrasieren darf.
Nicht ob die Hunde übertypisiert sind und man sie deshalb nicht mehr züchten sollte.
Sondern dass man wenn man einen solchen Hund hat, in einer Zwickmühle steckt, in der man nur alles falsch machen kann. Einfach, weil man seinen Hund pflegt und nicht will dass er verwahrlost.
Deshalb verstehe ich auch bspw den Sinn hinter der "Pudel mit kurzem Gesicht Züchten" Diskussion nicht.
Es gibt dann immernoch erheblich mehr Mischlinge mit denen man genauso dumm da steht...