Ich finde es gibt Problem Hunde, ja, eindeutig! Allerdings sind diese zum Glück alles Andere als die Norm.
Hunde mit schweren Verhaltensauffälligkeiten, die man möglicherweise nie ganz raus bekommt, und es viel, sehr viel Training und besondere Umstände bedarf, das sind für mich Problemhunde. Also als Beispiel Hunde die gebissen haben, mit Beschädigungsabsicht, ohne erkennbare Auslöser.
Hunde denen man das Knurren a erzogen hat und ohne Vorwarnung zubeißen.
Oder auch bspw Hunde mit schweren Zwangsstörungen ( zB Dauerkreiseln wie in trance, mit selbst verletzend Verhaltensweisen).
Auch ein Hund der so starke Ängste hat, dass ein normales Hundeleben für ihn nicht möglich ist, ist für mich ein Problemhund.
Theoretisch könnte man auch sagen : Dinge die selbst bei kleinen Hunden extrem belastend wären.
Hunde die einfach nicht allein bleiben können, Unverträglich sind, Wach- Schutz- oder Jagdtrieb haben, schlicht unerzogen sind, Leinen pöbeln, Ängste hat, ect... Das sind für mich einfach Hunde die nicht so easy going durch den Alltag laufen wie Andere, und womit die meisten Menschen vermutlich überfordert sind ( es sei denn sie sehen es nicht als problematisch an).
Und unkomplizierte Hunde, sind für mich Hunde die in den meisten Händen nicht oder nur geringfügig auffällig werden.
Die beiden Kandidatinnen hier, würde ich in der goldenen Mitte einordnen. Für erfahrene Hundehalter machbar, aber in den Händen einiger Leute sicher mehr oder weniger große Katastrophen.
Susi hat zB ihr Halbes Leben lang 0 Komma garnix gelernt. Als ich anfing mich mir ihr zu beschäftigen, war das weil es für meine Familie nicht mehr tragbar war.
- Leinenführigkeit - Katastrophe - Kläffte bei jeder Kleinigkeit
- Pöbelte alles und jeden an
- Lässt sich nicht bürsten/keine Zecken ziehen/nicht baden/nicht das Fell machen, geschweige von Krallen schneiden ( das geht bis heute nicht)
Kann nicht alleine bleiben ( heute auch nicht)
- Hat geschnappt und zugebissen ( macht sie heute auch noch, wenn auch nicht ernsthaft)
- Hat Couch und Bett für sich beansprucht und die Menschen vehement davon vertrieben
- Hat Katzen/Rinder/Pferde/LKW's gejagd
In der Masse, war das sehr anstrengend. Dennoch für mich "nur" ein unerzogener, teils verzogener ( gemäßigter) Terrier.
Ich bekam mit Arbeit nen Hund hin der in der Masse sehr angenehm und unkompliziert wurde. Sie ging prima an der Leine, ich konnte sie fast überall ableinen, sie hat fast nichts gejagd ( ich konnte sogar direkt an Katzen und Reihen vorbei), ich konnte sie sogar mir auf den Reiterhof nehmen ( und brauchte dort nichtmal eine Leine), konnte Stundenlang mit ihr raus, sie ging problemlos von Couch und Bett runter, sie war unkompliziert mit Artgenossen ( wenn auch sie zwischenzeitlich panische Angst vor anderen Hunden hatte - das lag allerdings daran dass sie vor allem für Border Collies ein ganz tolles Mobbing Opfer war) , ich konnte dafür sorgen dass sie auf Kommando die Klappe hält, ...
Nur alleine bleiben kann sie bis heute nicht. Sie ist noch zickiger geworden als früher, sogar noch mehr Schnappschildkröte, allerdings hat saß gesundheitliche Gründe.
Vor Lilo hab ich mich viele Jahre lang informiert welche Rasse es werden soll. Am Ende wurde es dann doch spontaner als geplant. Ich wollte Jahrelang am Liebsten einen Airedale Terrier oder Riesenschnauzer, und hab mich aus Vernunftsgründen für eine kleinere, leichtere Rasse entschieden. Ich hatte neben dem Mittelschnauzer auch den Deutschen Pinscher auf der Liste ( als Alternative), und habe eine Schnauzer zucht besucht. Dort war noch ein Welpe da - ein mega tollpatschiges Pfeffer-Salz Mädel. Ich konnt nicht anders, das wurde mein Hund. ^^
Ich wollte von Anfang an so viel wie Möglich richtig machen, und ganz unerfahren war ich auch nicht ( hatte ich doch vorher die Omi, war Gassigänger im Tierheim und habe ich nen Job in der Hunde Branche gelernt), dennoch Schlichen sich Probleme ein. Probleme von denen ich ganz klar behaupten kann, dass sie sich einige Leute nicht freiwillig aufbürgen würden. Probleme die ich als schlimmer empfand, als Alles was Susi hatte.
Was lief also schief?
Ich ging in die Welpen Gruppe, hab sie an das Stadtleben gewöhnt ( in ihrem Tempo) , hab ihr beigebracht sich überall anfassen zu lassen, hab sie von Anfang an ans allein bleiben gewöhnt, hab bewusst viele Tage gehabt bei denen nicht viel passiert ist und einige mit mehr input, sie hat die verschiedensten Menschen gesehen,...
Und trotzdem, sind Menschen sehr früh zu seinem sehr großen Thema geworden.
Aus einem anfänglich zurück haltenden, neugierigen, abwartenden Welpen, wurde ein sehr sehr unsicherer Junghund der zwischenzeitlich ausnahmslos jeden fremden Menschen angepöbelt hat.
Das war für mich deshalb so problematisch, weil ich Angst hatte dass daraus ein Hund wird, der eines Tages seine Zähne einsetzen könnte, und ich statt meines lang ersehnten Traum vom eigenen Hund, irgendwann eine Gefahr mit Auflagen an der Leine hab.
Also habe ich daran gearbeitet und dem gegen gesteuert. Was aus ihr geworden wäre, wäre sie in andere Hände gekommen, will ich eigentlich nicht wissen. Aber das Potential weiter zu gehen als nur zu Pöbeln, leugne ich auch heute nicht. Deshalb habe ich sie frühzeitig an einen Maulkorb gewöhnt, den sie in bestimmten Situationen auch trägt.
Das erste Lebensjahr also, war unser Hauptproblem Menschenbegegnungen.
Nunja, dann kam ja jetzt noch das 2. Lebensjahr - anderes Problem : Hunde. Beginnend aus anfänglichem Frust, und gleich geschlechtlicher Abneigung, wurde mit dem Eintreten der Geschlechtsreife, genauer Läufigkeit und Scheinträchtigkeit ( die beide sehr Problembehaftet bei ihr waren), ein Hund der zugebissen hat und ausnahmslos keinen einzigen Hund mehr dulden konnte.
Sie konnte nicht mehr entspannt Gassi gehen, und kochte sobald sie einen anderen Hund nur roch. Kamen sie zu nah - Komplett Eskalation.
Ich dachte sie würde sich jetzt nie wieder mit irgendeinem Hund vertragen, und hab mich mit dem Worst Case Auseinander gesetzt, dass sie möglicherweise bei jedem Spaziergang Maulkorb tragen muss.
Aus gesundheitlichen Gründen wurde sie kastriert, seitdem hat sich das Problem "Unverträglich" Gott sei Dank wieder gelegt.
Was allerdings geblieben ist, ist eine Unverträglichkeit gegenüber anderen Hündinnen und ein Leinenpöbelproblem.
So bestand also das 1. Jahr daraus fremde Menschen auszuhalten , und das 2. Jahr daraus andere Hunde auszuhalten.
Sie hat jetzt am Sonntag ihr 2. Lebensjahr vollendet.
Heute sind Fremde Menschen draußen Luft, im Treppenhaus aushaltbar, und ein kurzes Wort im Vorbei gehen auch in Ordnung.
Mangelnde Distanz und bekunden von Interesse gehen noch nicht. Allerdings hatte ich auch noch keine Möglichkeit das ausgiebig üben zu können, und mir ist es zugegeben auch ganz recht nicht so den engen Kontakt zu Fremden zu haben.
Fremde in der eigenen Wohnung? Klappt nicht, hab ich auch noch nicht geübt. ^^
Hunde? Wenn sie weit genug entfernt sind und es noch nicht Dämmert oder dunkel ist, können wir ohne Pöbeln vorbei laufen.
Hunde hinter uns sind seltsamerweise unkomplizierter als Hunde vor uns.
Dämmert es - so bin ich froh wenn sie halbwegs ansprechbar ist, sonst reicht ein Funken zur Eskalation.
Hündinnen? Das wäre ein Wagnis, das ich nicht eingehen werde.
Rüden? Da haben wir inzwischen einen kennen lernen können mit dem sie sich versteht. Hier zeigt sie sich sogar sehr sehr freundlich. Garnicht Schnauzertypisch grob, eher unterwürfig und beschwichtigend. ( was mich dran zweifeln lässt dass die Kombi der beiden optimal ist, aber ich bin sehr froh dass es offensichtlich Hunde gibt mit denen es klappen kann, und dass sie anscheinend auch die Hundesprache nicht verlernt hat).
Also ja, bei Lilo sehe ich ein gewisses Potential, aber für mich ist sie kein Problemhund. Im Gegenteil empfinde ich sie bis auf Interaktionen sogar in vielen Dingen als unkompliziert.
Sie steht in der Regel gut im Gehorsam, allein bleiben war nie problematisch ( mit Ausnahme der Scheinträchtigkeit), Jagdtrieb ist in erträglichem Ausmaß vorhanden ( wir können entspannt durch die Natur schlendern, aber sie reagiert stark auf Sicht, und erst wenn die Sicht da ist auch auf Nase - wobei sie sich aus letzterem gut raus rufen lässt ), in der Wohnung hört man sie kaum,...
Sie hatte nie ein Problem mit Menschenmassen, Jogger, Fahrrädern, dem Stadttrubel und Pferden ( die sind nur manchmal etwas gruselig). Kinder sind in der Regel vollkommen uninteressant ( sofern sie sich von rum Gerenne nicht hohl drehen lässt, oder sich bspw vor einem Dreirad erschreckt und kurz wufft).
Für die Außenwelt ist der Westie nur n nerviger Kläffer oder niedlich.
Das Schnauz hinterlässt entweder Staunen ( entweder weil sie aussieht wie sie aussieht, oder weil sie durch gutes Benehmen positiv auffällt) oder Furcht ( ähnliche Beweggründe wie beim anderen - entweder durch ihre Erscheinung, bspw die Größe oder wenn sie Maulkorb trägt, oder durch entsprechendes Benehmen - zB mal ein erschrecktes Bellen, durch pöbeln oder wenn sie es wagt zu Knurren).
Beide Hunde sind überwiegend unauffällig - mittlerweile.
Aber ja, einige Menschen empfinden bspw Lilo schnell als gefährliche Bestie, was sie in Augen einiger sicherlich zum Problemhund macht.
Sie gilt auch bspw als "schlecht erzogen" nur weil sie einen Maulkorb auf hat.
Oder die Leute erschrecken sich, wenn der gut hörende Hund, auf einmal wufft oder grummelt - weil dann is sie gleich böse und unerzogene.
Damit meine ich : Die Norm sind sicherlich Hunde die die ein oder anderen "Macken" mit sich herum tragen.
Makellose, fast schon sich selbst erziehende Hunde, sind finde ich genauso häufig anzutreffen wie richtige Problemhund - also eher die Ausnahme.
Allerdings können einige Hunde aus "der Norm" in das ein oder andere Extrem tendieren - abhängig vom Besitzer, davon ob es passt, abhängig vom Blickwinkel und zu guter Letzt - auch abhängig von bisherigen Erfahrungen ( oder nicht Erfahrungen) und Gesundheit. Teils sicherlich auch Genetik.