Beiträge von Eulili

    Gerade Hunde aus dem Tierschutz kennen oft das, was wir als "spielen" bezeichnen gar nicht, bzw halt nur mit anderen Hunden. Für sie ist so eine Interaktion mit Menschen völlig fremd.

    Wir saßen mit unserer Franzi genauso da und dachten, der Hund muss doch eigentlich mit uns "spielen", das braucht die doch bestimmt und man sieht/liest es ja auch immer wieder, dass Hunde eben mit einem Spiel für irgendwas belohnt werden. Franzi war da (zunächst) für nichts zu begeistern.

    Unsere Hundetrainerin hat es uns dann erklärt und auch gesagt, dass ja auch das Training mit Franzi so ein Stück "Spiel" ist. Es ist ja eine Interaktion zwischen Hund und Mensch. Und das Training (zunächst in wenigen und kurzen Einheiten) mit "Namen kennenlernen", kommen wenn man gerufen wird" und "sitz" hat Franzi merklich einen riesen Spaß gemacht.

    Natürlich hatten wir trotzdem Spielzeug für sie da und es hat einige Monate gedauert bis wir entdeckt haben, dass sie an "Quietschies" interessiert ist. Das hat ihr doch sehr gefallen und damit hat sie begonnen zu spielen, darauf rumzukauen bis es eben gequietscht hat und war ganz stolz, wenn sie das geschafft hatte.

    Sie ist bis heute kein "Spielhund", aber manches hat sie einfach gerne und so wird inzwischen hier auch mal kurz gezergelt, sie apportiert ihren Futterbeutel mit Begeisterung, Suchspiele in jeder Form sind ihr absolutes Highlight usw.

    Allerdings ist das "Spiel" für sie nicht so wichtig wie Futter und zum Training etc braucht sie einfach ihre Leckerli als Belohnung (auch wenn es uns - ähnlich wie bei Dir - lieber wäre, wenn es eben nicht immer Leckerli sein müssten).

    Lass Deiner Hündin Zeit, wie gesagt es waren bei uns einige Monate, aber wahrscheinlich wird auch Deine Hündin nie ein "Spielhund" werden. Ist ja auch nicht schlimm, im Laufe der Zeit wirst Du entdecken, was ihr Spaß macht und auch sie wird sich mehr und mehr darauf einlassen können, wenn sie erst mal richtig bei Dir angekommen ist, Vertrauen hat und sich sicher fühlt.

    Unsere Hundetrainerin hat Franz auch als "hochintelligentes Sensibelchen" bezeichnet.

    Ist es die feinfühlige Reaktion auf Stimmungen/Gefühle des Menschen? Das sofortige Reagieren auf irgendwelche Änderungen in der Stimmung?

    Vielleicht aber auch, dass sie (wie viele Tiere) Dinge wahrnimmt und darauf reagiert, die wir Menschen nicht wahrnehmen können.

    Dazu 2 Beispiele:

    1) Franzi war ca 3 Monate bei uns, als ein ziemlich heftiger Sturm über uns hinweggezogen ist. Am Tag danach sind wir unsere gewohnte Gassirunde gelaufen, die nach offenem Gelände durch ein kleines Waldstück führt. Ca 50m vor dem Waldstück blieb Franzi urplötzlich stehen, das Fell so gesträubt, dass sie wie ein kleiner Igel ausgesehen hat, sie hat sich quer vor mich gestellt, in Richtung Wald geknurrt und es ging keinen Zentimeter weiter. Schließlich sind wir dann umgekehrt und nach 4-5 Schritten hörte ich einen lauten Knall (ich dachte erst an einen Schuss) und dann sah ich, wie ein Baum genau auf den Weg gefallen ist. Wären wir weitergegangen....

    2) Wir waren mit einer Bekannten und deren Hund unterwegs, als Franzi auf dem Gehweg vor einem Haus ein ähnliches Verhalten gezeigt hat. Wir mussten letztlich die Straßenseite wechseln und als wir noch nicht ganz auf der anderen Gehsteigseite waren, sind von dem Haus eine Ladung Dachziegel auf den Gehsteig gedonnert....

    Ich denke, dass auch das zu "sensibel" dazugehört - Dinge wahrzunehmen,, die wir Menschen eben gar nicht spüren können.

    Hier noch eine Stimme fürs Tierheim :winken:

    Ich bin auch Mitte 60 , unsere Franzi war 6 Jahre alt, als sie bei uns eingezogen ist.

    Im Tierheim hat man ja die Möglichkeit den Hund wirklich kennenzulernen, Gassi gehen, spielen etc (so war es bei uns und ich denke, in guten Tierheimen wird das ähnlich ablaufen). Schon da sieht man recht gut, ob der Hund extrem quirlig ist, oder eben eher ruhig und man merkt dann auch schnell, ob die Chemie zwischen Hund und Mensch stimmt.

    Es kommt dabei doch auch oft (neben der Rasse) auch darauf an, was der Hund erlebt hat. Wenn alles in seinem bisherigen Leben weitgehend normal und positiv war, dann wird es weniger (bis keine) Probleme geben.

    Hunde, die eine "Vergangenheit" haben, vielleicht geschlagen wurden, nicht sozialisiert sind, von anderen Hunden angegriffen/gebissen wurden, aber halt auch nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten und erzogen werden usw, werden halt anders und kritischer reagieren in entsprechenden Situationen.

    Na ja, es ist nicht wirklich nervig, eher auch so eine liebenswerte Macke:

    Wir sagen halt manchmal, bevor wir Gassi gehen "Frauchen/Herrchen geht noch schnell Pipi machen, dann gehen wir Gassi".

    Und was macht inzwischen unsere Franzi? Wenn es heisst "Gassi gehen" flitzt sie erst mal zur Terrassentür "Frauchen mach auf", dann raus in den Garten, macht dort Pipi und kommt dann mit stolzgeschwellter Brust wieder rein "ich hab auch schon Pipi gemacht, jetzt können wir Gassi gehen".blushing-dog-face

    Ich bin ja noch nicht lange dabei, aber 2 Dinge sind einfach im Gedächtnis:

    1) Die Seniorenfotos: diese Schönheit, Weisheit, Lebenserfahrung und Würde, die sich in diesen alten Hundegesichtern ausdrücken, das ist für mich bei jedem Bild wieder faszinierend und herzergreifend.

    2) Wie viele Leute sich doch einen Hund anschaffen ohne sich wirklich zu informieren und ohne darüber nachzudenken, dass sie damit ein Lebewesen bei sich aufnehmen, das ganz eigene Bedürfnisse, Erwartungen und Anforderungen hat. Und dann das große Entsetzen "der Hund ist irgendwie kaputt...."

    Ich bin gerade soooo stolz auf Franzi.

    Für viele von euch ist das vielleicht pillepalle, aber wir haben ja, seit Franzi letzten Herbst völlig unvermittelt von einer anderen Hündin angegriffen wurde große Probleme an anderen Hunden vorbeizugehen ohne dass Franzi vor Angst und Unsicherheit heftig zu bellen etc beginnt.

    Wir haben viel daran gearbeitet ( und tun es natürlich noch) und nun klappt es immer öfter und immer besser. Heute ist sie völlig ruhig an einem anderen Hund vorbeigegangen, und mit einem anderen durfte sie dann (nach Absprache natürlich) Kontakt aufnehmen und hat sich da so souverän verhalten, dass sogar die andere Halterin sie gerne zum Üben für ihren Hund "adoptieren" wollte blushing-dog-face

    :applaus::cuinlove: