Beiträge von Caissa

    Zum Thema pöbelnde Kleinhunde:

    Ich kanns ehrlich gesagt verstehen, dass denen das Pöbeln häufiger/länger 'egal' ist. Der Leidensdruck ist einfach geringer. Als Balu einzog haben wir uns nach wenigen Wochen nach einem Trainer umgeschaut. Weil 35Kilo Eskalation an der Leine wirklich unschön sind. Aber wenn ich drüber nachdenke, bin ich mir absolut sicher, dass ich viel länger ohne Trainer rumprobiert hätte, wenn Balu die Hälfte (oder noch weniger) gewogen hätte.

    Einen Kleinhund kann man im Zweifel eigentlich immer halten (wenn man will), man selbst kommt nicht ins Straucheln weil man zB schlecht steht, das Umfeld reagiert auch weniger abweisend. Sicher kann all das auch mal mit Kleinhunden passieren, aber deutlich seltener, denke ich. Von daher wäre ich sicher auch eine gewisse Zeit unwissende Kleinhundehalterin geblieben, wenn ich denn nun einen kleinen Hund gehabt hätte :pfeif:


    Zum Thema selbst verbockt:

    Joa, bei Balu hab ich ja auf ewig die perfekte Ausrede. Er kam schon mit Leinenaggression an, also kann ichs für immer auf den Vorbesitzer schieben |) . Aber bei Reika muss ich mir dann leider doch an die eigenen Nase fassen. Wenn die mal pöbelt, habe ich keine Ausrede :mute:

    Ich fange mal mit Balu an. Berner Sennen Mix, bald 6 Jahre alt.

    • Wie werden sie von Anderen wahrgenommen?
      • Balu wird von meinem Umfeld überwiegend positiv aufgenommen. Für meine Freunde ist er der nette Kuschelbär, den jeder an die Leine nehmen kann, ohne dass es Probleme gibt. Für meine Neffen und Nichten ist er der nette Verlasshund, der brav für Leckerlies seine Tricks abspult. Für die Erwachsenen meiner Familie ist er der entspannte Chill-Hund, der im größten Trubel kaum auffällt, einfach da und nett ist. Für Fremde ist er scheinbar eine Einladung, ungefragt gestreichelt zu werden. Für ein paar wenige Menschen aus der Nachbarschaft ist er der beängstigende, große, schwarze Hund, der an der Leine pöbelt.
    • Was stimmt von der Wahrnehmung?
      • Im Groben, das meiste. Das Leine pöbeln ist Geschichte, das stimmt also nicht mehr. Ungefragt gestreichelt wird er nicht unbedingt gerne, wobei er jetzt auch nicht wirklich Angst hat oder aggressiv wird. Er geht meist einfach weg, wenn jemand zu nah kommt und er darauf keine Lust hat. Die positiven Eigenschaften, die meine Familie und Freunde wahrnehmen, stimmen eigentlich fast uneingeschränkt.
    • Wie sind eure Hunde in eurem Alltag?
      • Unkompliziert. Balu ist in meinem Alltag ein Hund, für den ich sehr wenig Sonderregelungen finden muss. Er macht eigentlich alles, was zu meinem Alltag gehört, einfach mit.
    • Wie reagieren eure Hunde auf fremde Menschen?
      • Besuch Zuhause findet er cool, ist da zutraulich und kuschelig, wenn die Menschen es möchten. Ist aber nicht aufdringlich, wenn jemand keinen Kontakt möchte. Fremde draußen interessieren ihn nicht.
    • Wie reagieren sie auf Besuch?
      • s.o.
    • Wie reagieren sie auf Kuscheleinheiten, Köperkontakt etc.?
      • Es gibt nichts besseres. Am liebsten ist er direkt bei mir, liegt auf mir drauf etc.
    • Wie sind sie, wenn sie im Arbeitsmodus sind?
      • Richtig motiviert! Und das ist eine der schönsten Entwicklungen seit seinem Einzug. Er kannte es nicht, zu arbeiten oder Dinge zu üben (ja, weiß ich vom Vorbesitzer), am Anfang konnte er mit 'sich konzentrieren' nix anfangen. Wir tricksen nur spaßeshalber und machen Hundeschulen-Sport, also nix Wildes. Aber sobald ich mit ihm Arbeiten möchte, ist er 100% dabei.
    • Was finden sie so richtig doof?
      • Summende Fliegen.
    • Worüber freuen sie sich?
      • Essen jeglicher Art. Kontakte zu Menschen, die er kennt. Tricksen und Arbeiten. Wenn wir entspannt Gassi gehen und er so lange schnüffeln darf, wie er will.
    • Wie sind sie im ÖV, im Auto?
      • Auto: super entspannt. ÖV: inzwischen auch recht entspannt, auch wenns nicht seine Lieblingsbeschäftigung ist.
    • Wie ausgeprägt sind die Rasseneingeschaften mit dem Charakter des Hundes?
      • Schwer zu sagen bei dem Mix.
    • Wie sind sie, wenn sie Neuem begegnen?
      • Eher unsicher. Wenn ich dabei bin ists meist ok.
    • Wie kommunikativ sind sie?
      • Im Sinne von Lautäußerungen? Sehr wenig. Ich weiß gar nicht, wann er das letzte mal gebellt hat :denker:
    • Welche Dinge seht ihr, die Andere missverstehen oder nicht sehen?
      • Viele sehen nicht, wenn er unsicher ist. Da er keine offensichtliche Konfliktstrategie fällt (kein Fight oder Flight) und auch nicht völlig zusammengekauert irgendwo sitzt. Balu kommt oft zu mir, wenn er etwas komisch findet. Von außen wird das schnell als nette Kontaktaufnahme fehlinterpretiert, obwohl er damit eigentlich signalisiert, dass er Hilfe braucht. Dass er sehr klug und aufgeweckt ist beim Arbeiten sehen auch nur wenige, weil er im Alltag so ruhig und zurückhaltend ist.


    Und dann Reika, Landseer, 1,5 Jahre alt.

    • Wie werden sie von Anderen wahrgenommen?
      • Von Fremnden als hibbelig, aufgeweckt, jung, gut erzogen für ihr Alter. Von Familie + Freunden aktuell als 'ach, die ist ja schon viel ruhiger geworden'.
    • Was stimmt von der Wahrnehmung?
      • Also gut erzogen :pfeif: Joa, ist schon ok. Aber definitiv noch Luft nach oben. Der Rest stimmt grob. Wobei ich sie nicht als hibbelig wahrnehme, ist sie im Alltag nicht, wenn kein großer Trubel ist.
    • Wie sind eure Hunde in eurem Alltag?
      • An sich schon richtig entspannt. Sie blieb immer gut alleine, sie wacht genauso wie sie soll, sie bringt mich viel zum Lachen.
    • Wie reagieren eure Hunde auf fremde Menschen?
      • Wenn die Menschen einfach nur vorbeigehen mit Ignoranz. Wenn sie angesprochen wird mit Fiddeln :ugly:
    • Wie reagieren sie auf Besuch?
      • Erstmal wird der Besuch mit Bellen angekündigt, das ist ganz klar! Aber auch ok für mich. Im ersten Moment ist sie meist noch aufgeregt, aber inzwischen kann sie sich relativ schnell entspannen, wenn man ihr sagt, dass sie den Besuch bitte in Ruhe lassen soll.
    • Wie reagieren sie auf Kuscheleinheiten, Köperkontakt etc.?
      • Als Welpe fand sie beides komplett überflüssig. Heute kommt sie immer mal zum Kontaktliegen, macht das aber nicht so ausführlich. Gestreichelt wird sie inzwischen gerne.
    • Wie sind sie, wenn sie im Arbeitsmodus sind?
      • Definitiv motiviert. Sie lernt gerade, Dinge auszuprobieren. Sie bietet immer mehr von sich aus an, insgesamt ist das aber noch verhalten. Aber sie bemüht sich und ist ganz goldig, wenn sie denkt.
    • Was finden sie so richtig doof?
      • Wenn Hunde in sie reinbolzen, während sie an der Leine ist.
    • Worüber freuen sie sich?
      • Über Menschen, die sie gut kennt. Über Balu, wenn er mal Kontaktliegen zulässt. Futter ist eh toll. Und meine Nichten und Neffen, die streicheln, trainieren und füttern gerne und ausführlich.
    • Wie sind sie im ÖV, im Auto?
      • Autofahren findet sie toll. Öffis... sie hat Angst vor der Lücke beim Einsteigen. Fahren selbst ist kein großes Thema.
    • Wie ausgeprägt sind die Rasseneingeschaften mit dem Charakter des Hundes?
      • Wachtrieb - check. Wasserliebe - halber check, schwimmen tut sie bisher nicht, aber sie springt in jede Pfütze. Sensibel - check.
    • Wie sind sie, wenn sie Neuem begegnen?
      • Bei vielen Dingen erstmal vorsichtig, aber wenn man ihr Zeit lässt, dann ist sie eigentlich schnell cool mit neuen Dingen.
    • Wie kommunikativ sind sie?
      • Sie meldet gerne Dinge. Zuhause öfter, aber auch manchmal draußen, wenn was komisch ist. Kläffen tut sie nicht.
    • Welche Dinge seht ihr, die Andere missverstehen oder nicht sehen?
      • Die großartige Mischung aus Sensibilität, Selbstbewusstsein, Kooperationsbereitschaft und Unabhängigkeit. Reika wird von vielen oft zu eindimensional gesehen. Bei Reika liegen Genie und Wahnsinn manchmal dicht beisammen. Sie zeigt enge Zuneigung recht subtil, Vertrauen ebenso. Aber umso mehr Spaß macht es, mit ihr täglich enger zusammenzuwachsen und immer mehr Facetten zu entdecken und zu verstehen.

    Bei den meisten Punkten stimme ich dir zu. Diese Folge fand ich auch deutlich angenehmer als viele andere und ich hatte auch tatsächlich das Gefühl, dass das Training zu einer nachhaltigen Verbesserung geführt hat. Würde mich sehr interessieren, ob es tatsächlich so ist. Das ist dann immer mein Problem bei den TV-Trainern. Ich würde es super interessant finden, die ganzen Menschen nach einem Jahr nochmal zu sehen! Das gilt nicht nur für Ohligschläger, sondern wirklich für alle Tv-Trainer.

    Ich fand gestern zum Beispiel die Erinnerung (für mich) mal wieder gut "bleib bei Dir selbst", weil das zb für Bonnie total wichtig ist. Authentisch sein, das Außenrum ausblenden, in schwierigen Momenten mental für sie da sein. Das hilft ihr so gewaltig.

    Finde ich auch richtig :gut:

    Was fandest Du gut, warum, wie könnte ich das nun umsetzen

    Grundsätzlich finde ich es gut, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, speziell was die innere Einstellung (was sich dann zu äußeren Ausstrahlung übersetzt) angeht. Ich für mich versuche das umzusetzen, wenn ich mich mal ärgere. Also vor ein paar Tagen hat Reika nach längerem mal wieder richtig gepöbelt. Und ich habe danach aber auch feststellen müssen, dass ich nicht so richtig fit war, sondern unaufmerksam und von vornherein schlecht gelaunt losgegangen bin.

    Mich stört zb auch nicht sein Ausbremsen/stoppen des Hundes, aber es stört das gschh. Warum, na weils halt sofort an CM erinnert. Würde er "Nein" sagen, wäre es als Abbruchsignal vermutlich akzeptiert. Ja, mich stört das Gschh zb arg. Aber das, was er macht (zumindest das, was ich gestern gesehen habe, nicht)

    Kann ich eigentlich so unterschreiben. Sowohl das Wort 'Energie' als auch das Zischen sind für mich durch CM verbrannt. Den Abbruch an sich fand ich diese Folge auch ok.

    Mit Z+B hat man häufig das Problem der passenden Belohnung. Warum sollte ein Leckerli Belohnung sein? Ja, es kann eine Unterstützung sein (wars bei Chilly allerdings nie), es kann ein Hilfsmittel sein, den Hund zb abgewendet mit Abstand Leckerli am Boden suchen zu lassen etc, aber das Kernproblem Mensch löst man damit nicht.

    Wenn der Mensch weiter unsicher, ängstlich, wütend, aufgeregt whatever ist, dann kann er auch jahrelang zeigen und benennen und der Hund wird sich trotzdem aufregen.

    Für mich wäre es halt schön, wenn sich beides ergänzen würde. Ich würde seinen Input zum Thema 'souverän durch Situationen gehen' nicht streichen wollen. Ich würde es nur gerne ergänzen durch a) Situationen besser gestalten, also keine Eskalation provozieren durch zB nur wenige Meter Abstand bei einem Hund, bei dem die Besitzerin von vornherein sagt, dass er auf 100m (?) oder so schon reagiert. Und b) durch Belohnung. Wobei ich dir zustimme, dass die angemessene Belohnung bei Leinenpöbel-Problemen schwierig zu finden sein kann, wenn der Hund auf Futter nicht reagiert. Spiel(zeug) bringt meist eine Dynamik und Aufregung in die Situation, die man nicht gebrauchen kann. Verbales Lob und/oder Streicheln ist natürlich toll, wenn es angenommen wird. Aber gerade letzteres nehmen meines Empfindens nach viele Hunde in solchen Situationen nicht als Belohnung wahr.

    Sicher gibt es Hunde, bei denen sowohl mein a) als auch mein b) nichts wirklich bringt und bei denen eine Konfrontation + Grenze dann eben der sinnvolle Trainingsweg ist. Aber ich würde mir trotzdem wünschen, dass beides ein Thema ist und dass 'enger Weg+Strafe' nicht der erste Lösungsweg ist. Bzw. glaube ich auch der einzige, den ich von ihm gesehen habe (wobei ich nicht alle Folgen kenne).

    Da bin ich aber langsam auch schon eine kaputte Schallplatte, was die Themen angeht :pfeif: Also da können wir uns dann wahrscheinlich drauf einigen, dass wir da nicht ganz einer Meinung sind. Das ist ja auch vollkommen ok!


    Ich fand das mit dem Labbi in die Gruppe zb super. Erst wurde gezeigt, wie sich der Hund völlig überdreht und distanzlos verhält, was ohligschläger auch erklärt hat. Er hat erklärt, warum ihm der Jackrusselmix eine auf den Deckel gibt. Er hat gezeigt, daß der Hund Ruhe lernen muß und daß dafür der Mensch wichtig ist und wie der Hund Ruhe lernen kann. Ich fand das super, ich gebe aber zu, genau deswegen mag ich den Ohligschläger, wegen seiner Hundetruppe, wegen den Interaktionen der Hunde, daß er passende Hunde wählen kann für Hunde wie den Labbi. Ich finde es gut, wenn Hunde im sicheren Rahmen von anderen Hunden lernen können.

    Bei diesem Labbi fand ich es auch gut, wie es lief. Ich fand es bei anderen Hunden manchmal schade, dass sie so überfordert wirkten, weil meist 10 Hunde gleichzeitig reinkamen. Und ich hatte dann oft das Gefühl, dass die Hunde nicht wirklich lernen konnten, weil sie zu verunsichert waren. 1 zu 1 Situationen würde ich da schöner finden. Wobei es die auch immer mal gab, meine ich. Wobei du Recht hast, wenn du darauf hinweist, dass diese Rudel-Situationen glaube ich vor allem dem Menschen etwas zeigen sollen. Dafür ist es dann vielleicht gehüpft wie gesprungen, ob es 1 zu 1 oder 1 zu 10 ist.

    Bei mir ist's zum Einen, dass ich die Hundehalter und ihre Probleme interessant finde, bzw. die Entwicklung. Danach wähle ich dann auch vermehrt aus. Leinenpöbeln zB hatte ich ja auch als Problem, das gucke ich also meist. Anderes schalte ich tendenziell weg. Oft finde ich es auch interessant, mir Halter und Hund Interaktionen anzugucken (und auf der Straße mag ich nicht einfach Leute beobachten xD ).

    Zum anderen finde ich auch immer mal Ansätze, die ich für mich mitnehme. Also bei Ohligschläger zB bin ich mit dem Gesamtpaket des Trainings vielleicht nicht zufrieden. Aber die Fokussierung nochmal auf Ausstrahlung und Haltung des Halters finde ich trotzdem interessant.


    Das Beschweren danach kommt eigentlich davon, dass ich gerne Dinge totdiskutiere |) ist auch nicht immer so böse gemeint, wie es vielleicht rüberkommt. Ich wähle wie gesagt durchaus aus und lasse CM zB weg. Also Leute, die ich nur und ausschließlich schlimm finde, gucke ich nicht.

    Da Chilly ja auch ein krasser Leinenpöpler war, bin ich inzwischen nicht mehr der Meinung, daß nur positiv Bestärken immer sinnvoll ist. Bei Chilly war die realistische Chance, nicht auszulösen dann ungefähr bei 500 Meter.

    Ich persönlich bin aber auch der Meinung, wenn ein Gruppenmitglied ein Verhalten zeigt, das sich Sicherheit der eigenen Gruppe gefährdet, hier durchaus ein klares Stopp kommen kann, denn immerhin gefährdete Chilly mit seinem Leinengepöpel mein Leben und da verging mir nach Wochen Z+B und all der Clickerkram ganz einfach die Lust, weiter sein Spielball zu sein. Und ich bin durchaus gern ein Clickerer und positiv.

    Aber das ist nicht Thematik dieses Threads.

    NUR positiv bestärken tu ich auch nicht. Auch beim Leinenpöbeln nicht, je nach Situation und Hund.

    Ich kann deine Einstellung darum auch verstehen.


    Ich will auch einmal deutlich sagen: Ich habe nichts gegen Herrn Ohligschläger persönlich, ich kenne ihn ja nicht. Und, obwohl es Parallelen in der Grundeinstellung gibt, mache ich eine deutliche Abstufung zwischen ihm und Cesar Millan. Letzteren gucke ich gar nicht, ertrage ich ehrlich gesagt nicht. Mir ist außerdem auch klar, dass die TV-Situation die Trainingsmöglichkeiten sicher begrenzt (was Ort und Umfang angeht) und dass das TV Team natürlich spektakuläre Szenen möchte (was auch dazu beitragen kann, dass ein Hund dann eben immer nochmal auslösen 'muss'). Vielleicht trainiert er live auch nochmal anders.


    Ich kann nur sagen, wie die Sendung bei mir ankommt. Und ich finde es eben schade, dass das Thema Belohnung so stiefmütterlich behandelt wird. Und ich würde mir schon Sorgen machen, dass Zuschauer denken könnten, im Zweifel zischt man eben oder schubst den Hund mal, dann ist das Thema erledigt. Einen ähnlichen Effekt gabs zumindest bei uns in der Gegend durch Rütter und seine Wasserflaschen.

    Mit den fehlenden Belohnungen meinte ich, dass der Fokus auf Strafe liegt, während rein verbales Lob eher nebenbei passiert.

    Also zB bei der Problematik mit den Hundebegegnungen. Da trainiert er direkt auf eine Distanz, wo der Hund mehrmals auslöst und wo dann eben gestraft und gezischt werden muss. Danach gibts auch verbales Lob, ja. Aber ich würde es schöner finden, dem Hund von vornherein eine realistische Chance zu geben, nicht auslösen zu müssen. Und das dann zu belohnen.

    Der Trainingsansatz funktioniert meines Empfindens nach meistens über Fehler provozieren -> bestrafen. Ich finde es durchaus ok, gewisses Verhalten abzubrechen und mal zu strafen. Aber Erziehung, wo Strafe eigentlich immer das erste Go-To ist, ist einfach nicht so meins.


    Seine ganze Sache mit der Energie... das Wort als Beschreibung gefällt mir nicht, das ist aber sicher schlicht individuelle Präferenz. Ich finde es auch gut, wenn dieser Grundsatz vermittelt wird. Unruhe erzeugt Unruhe und macht den Menschen nicht verlässlich, ruhige Konsequenz schon etc. Aber zum einen ist eben nicht jeder HH mit dem Schnippen eines Fingers ruhig und entspannt. Und zum anderen löst sich auch nicht jedes Problem in Luft auf, nur weil man selbstbewusster geht.

    Sieht man bei ihm ja auch daran, dass er nicht ausschließlich vermittelt, dass man ein souveräner Hundeführer sein muss. Sondern er auch ganz normal konditioniert, halt über Strafe.

    Ich bin jetzt halb durch.

    Ich finde es allgemein schade, dass er quasi nie über Belohnung arbeitet. Nein, man muss nicht ständig keksen oder ein Spieli rausholen. Aber bei ihm gibt es immer höchstens ein kleines verbales Lob, dafür ganz viel Gezische und Strafen. Damit es nicht falsch rüberkommt: Ich finde Strafen durchaus ok, wenns zur Situation passt. Aber den Gegenpol vermisse ich einfach.

    Das ist aber bei seiner Sendung für mein Empfinden fast immer so. Diese Folge finde ich bisher aber tatsächlich auch deutlich angenehmer als viele andere. Ich finde seine Erklärungen schlüssiger und habe bisher auch das Gefühl, dass die Besitzer mehr verstehen. Möglicherweise haben sie die anderen Sendungen auch schlechter geschnitten. Muss also nicht zwangsläufig was mit Ohligschläger zu tun haben. Aber man kann ja nur bewerten, was man eben sieht.

    So ähnlich war es bei uns auch.

    Ein bisschen andere Konstellation, bei mir ists ja Rüde und Hündin. Und Balu ist auch nicht alt und zahnlos, sondern einfach nur viel zu nett.

    Als Reika so ein Jahr alt war hatte sie auch eine Phase, in der sie nach Möglichkeit gerne den Rüpel raushingen ließ. Mal hat sie Balu 'zufällig' angerempelt. Mal hat sie ihn im Lauf gestoppt. An eine Situation erinnere ich mich auch, in der Balu mal pöbelte und Reika ihm dafür ins Fell geschnappt hat. Das gabs dann aber nicht häufiger, weil Balu ja eigentlich eh nicht pöbelt. Und die Situation, die mich am meisten geärgert hat: Wir haben bei warmen Temperaturen immer die Terrassentür auf, die Hunde trinken lieber draußen. Da hat sie ihn ein paar mal vom Trinken weggeblockt.


    Ich muss sagen, so drastisch Richtung 'nur atmen' ging es hier nicht. Ich habe die Interaktionen zwischen den Hunden (und ja, auch wer-bewegt-wen Zuhause) einfach sehr genau im Blick gehabt in der Zeit. Und Gerüpel und Gestalke frühzeitig abgebrochen. Also z.B. durfte Reika Balu gar nicht hinterherwatscheln, wenn er irgendwohin gegangen ist (in der Zeit wollte sie ihn eh nur begrenzen). Durfte nicht frontal auf ihn zu, sondern musste einen Bogen machen, wenn sie sich ihm genähert hat etc.

    Ich hab das Begrenzen ehrlicherweise nie auf andere Situationen übertragen, die nichts mit der zwischenhundlichen Beziehung zu tun hatten. Also es durften trotzdem beide vor mir durch die Tür, es durften beide ihre Liegeplätze wählen (so lange der andere nicht weggescheucht wurde) und es gab Kontaktliegen. Vielleicht war es auch Glück, aber hier hats trotzdem geklappt. Nachdem ich die Dynamik bemerkt hatte gab es schnell Verbesserungen und beide sind inzwischen total entspannt miteinander, sogar entspannter als vor dieser Phase.

    Beide meine Hunde hatten oder haben Tendenzen zum Pöbeln. Sind aber dabei so unterschiedlich wie Tag und Nacht was Art und Motivation der Pöbelei angeht.


    Balu zog mit 2,5 Jahren ein. Ohne jegliche Erziehung. Recht unsicher, kein selbstbewusster Hund. Ausziehen musste er, weil er von dem anderen Hund des Haushalts attackiert (und ins Gesicht gebissen) worden war und dieser jetzt bei jeder Gelegenheit auf ihn losgehen wollte. Da der andere Hund unter anderem auch Menschen biss wurde sich entschieden, dass Balu vermittelt werden soll.

    Er hat bei Einzug permanent an der Leine gezogen wie ein Elch und pöbelte aus Unsicherheit fast jeden Hund an, der dichter als 10-15m dran war. Das Pöbeln war dabei total kopflos. Permanent bellen, hin und her springen und immer wieder in die Leine ballern. Wenn irgendein mutiger HH seinen Hund trotz dieses Gebarens zu uns gelassen hat (nein, das wollte ich nicht, habs aber manchmal nicht verhindert bekommen), war immer alles gut. Im direkten Kontakt war Balu immer eher ein Angsthase, da war das Prollen vorbei.

    Was haben wir gemacht? Vor allem über seinen Wohlfühlabstand gearbeitet. Viiiel Belohnung. Hieß auch, dass wir eine ganze Zeit lang bestimmte Wege gar nicht gegangen sind (weil zu eng) und/oder umgedreht sind, wenn die Situation sonst eskaliert wäre. Was auch sehr geholfen hat war einen Seitenwechsel hinter dem HH zu üben. Erstmal zuhause mit hochwertiger Belohnung. Dann langsam in die Gassigeh-Situation und bei Hundesichtung etabliert. So bekam ich ihn dann immer ohne Gezerre und Stress auf die abgewandte Seite. Er hat gleichzeitig deeskaliert (weil sich abgewendet) und eine Belohnung abstauben können.

    Für einen Abbruch war Balu zu weit im Tunnel, damit sind wir gar nicht weitergekommen bzw hats nur mehr Stress in die Situation gebracht.

    Heute ist sein Einzug 3,5 Jahre her. Vielleicht alle paar Monate pöbelt er vielleicht nochmal, wenn die Situation ganz blöd läuft. Aber dabei ist er dann nicht mehr kopflos, sondern kann mit Ansprache rausgeholt werden. Ansonsten kann ich ihn aktuell eigentlich schon jedem Menschen, der mit mir mal Gassi geht, in die Hand drücken und er geht problemlos an allen Hunden vorbei. Es war ein langer Weg, aber hat sich bei ihm wirklich gelohnt. Besonders schön ist auch, dass ihm Gruppendynamik total fremd ist. Heißt: Selbst wenn Reika pöbelt hat er keine Tendenz, mitzumachen.


    Reikas Pöbeln ist eher so Junghund-Prollerei. Keine Unsicherheit, sondern die Tendenz, gerne der Dorfsheriff sein zu wollen. Auf den richtigen Abstand versuche ich auch zu achten. Der ist bei ihr zum Glück auch recht klein. Also andere Straßenseite ist immer ok, problematisch wirds bei wenigen Metern Abstand, also eigentlich nur bei schmalen Wegen. Aber da Reika nicht so kopflos pöbelt wie Balu geht bei ihr auch deutlich mehr über den Abbruch. Bei Reika hilft es auch, sie an der Seite absitzen zu lassen. Es fällt ihr dann einfach viel leichter, das Fixieren zu unterbrechen, als wenn sie auf den anderen zugehen muss. Das Hinsetzen ist die Notlösung für Situationen und Wege, bei denen wir nicht ausweichen können.

    Hier kann ich also viel mehr über schwarz und weiß arbeiten. Abbruch bei Pöbelei, Belohnung bei gutem Benehmen. Und insgesamt ist das Ganze bei ihr kein riesen Problem, aktuell pöbelt sie alle paar Wochen mal richtig. Meist, wenn ich selber unfit bin und nicht gut reagiere.