Aber ich kann versichern, dass meine Hündin wirklich nichts tut. Wenn sie angeknurrt wird geht sie, auch wenn man sie anschreit. Sie ist ein Sensibelchen, kein Tritt nötig.
Drei Dinge musste ich bei der Aussage denken:
Nr. 1, Hunde sind Tiere, und Tiere sind keine Maschinen. Klingt total plump, ich weiß, ist es auch. Soll aber nur das heißen, was andere hier schon super ausgeführt haben. Bei keinem Hund kann man jemals zu 100% versichern, dass er 'nichts tut'. Sei es, dass man seine Signale falsch liest. Sei es, dass er einen schlechten Tag, Schmerzen oä hat. Sei es, dass es genau einen anderen Hund auf der Welt gibt, den er so richtig scheiße findet, und den trifft man erst nach einigen Jahren gemeinsamen Lebens. Man kann sich bei so einer Aussage ziemlich sicher sein, wenn der eigene Hund ausgewachsen ist (!), man sehr gut darin ist, die Hundesprache zu lesen (!) und man den Hund schon länger kennt (!). Aber selbst dann gibt es keine 100%, nicht bei anderen Lebewesen.
Nr. 2, führt Nr. 1 eigentlich nur weiter. Wenn wir eure Voraussetzungen anschauen: Dein Hund ist noch jung, hat also noch eine charakterliche Veränderung vor sich. Du hast deinen Hund noch nicht lange, heißt du kennst sie noch nicht so gut und es ist möglich, dass sich alleine deswegen ihr Verhalten noch ändert (einige Hunde brauchen eine Zeit, bis sie sich genug eingelebt haben, um ihr 'normales' Verhalten zu zeigen. Und du bist, wie in diesem Thread ja schon thematisiert wurde, bei weitem keine Expertin für Hundesprache. Das meine ich übrigens gar nicht böse, tatsächlich kann man das auch gar nicht erwarten bei Hundeanfängern. Ich schreibe das auch nicht, um dich zu beleidigen, sondern um dir klarzumachen, warum deine Versicherung, dein Hund würde nichts tun, hier nicht ernst genommen wird.
Nr. 3, die Definition von "was tun". Du scheinst noch in dem Glauben zu sein, dass ein Hund 'nichts tut', so lange er nicht beißt, bellt oder knurrt. Ehrlicherweise (und leider) gibt es auch viele langjährige HH, die das immer noch glauben. Aber das ist viiiel zu einfach gedacht, Hunde kommunizieren so viel feiner! Das Thema hatten wir ja auch schon kurz. Wenn deine Hündin also frontal auf einen anderen Hund zuläuft und so dicht rankommt, dass dieser knurrt. Dann hat sie schon lange 'was getan'. Nämlich sich angenähert, ohne auf die vorherigen Warnsignale, die der Fremdhund ausgesendet hat, zu reagieren. Sie ist in dem Moment also schon unhöflich gewesen und wenn der andere dann knurrt, dann war es deine Hündin, die 'was getan' hat. Wäre deine Hündin wirklich so ein soziales Sensibelchen, dann würde sie nicht warten, bis sie angeknurrt wird, um zu gehen. Dann würde sie gar nicht erst hingehen.
Am Ende bleibt das Fazit - behalte sie einfach bei dir, außer es ist etwas anderes abgesprochen. Deine Hündin 'tut was' - sie läuft zu anderen Hunden hin, die nicht belästigt werden wollen. Also ist es an dir, das zu verhindern.
Ich finde es übrigens richtig gut, dass du noch da bist und antwortest. Ich kann auch verstehen, dass es gar nicht so einfach ist, die eigenen Vorstellungen von Hundehaltung und dem eigenen Hund mal eben zu überdenken (immerhin ist dieser Thread erst wenige Tage alt). Vielleicht hilft wenigstens der Gedanke: Keiner hier verurteilt deinen Hund per se. Es geht nicht darum, dass hier irgendwie eine allgemeine Abneigung gegen Schäferhunde existiert (im Gegenteil würde ich sagen, es gibt sogar viele Fans). Es erwartet hier auch keiner, dass alle Hunde sich gegenseitig lieben oder permanent überall freilaufen können müssen. Wenn du bei der Erkenntnis ankommst, dass deine Hündin gerade nicht an dem Punkt ist, an dem sie freilaufen kann, weil sie es nicht schafft, die Individualdistanz anderer Hunde zu respektieren - dann verurteilt dich keiner, sondern viele werden verständnisvoll nicken, weil wohl jeder es kennt, dass gewisse Reize für den eigenen Hund zu schwierig sind. Genauso kennt sicher jeder hier die Situation, dass man dachte, man hätte schon eine Menge Wissen rund um den Hund, nur um dann eine andere Person zu treffen, die offensichtlich (in gewissen Bereichen) viiiel mehr weiß. Auch das ist nicht schlimm.
Ich hoffe, dass du bleibst, dich weiter der Diskussion stellst und deine Einstellung weiter kritisch hinterfragst!