Beiträge von Caissa

    Bei Baku fehlte für mich das Gesamtkonzept. Ein bisschen Apportieren, ein bisschen Leinenführigkeitsübungen, eine Schleckmatte. Das sind alles so kleine Einzelmaßnahmen (die ich nichtmal im einzelnen sinnvoll finde), die aber nur Symptome behandeln sollen.

    Mir fehlte eine Erklärung zum Typ Hund, ein Konzept für das Zusammenleben, eine Anleitung für den Umgang mit Stress, eine Anleitung für den Umgang mit Frust, eine Anleitung für dem Umgang mit Reizen.

    Eine Situation fand ich zB sehr bezeichnend: Nach dem Leinenführigkeitstraining auf der Wiese ist Ellen weggegangen und Baku hat ihr hinterhergepöbelt. Die Halterin schien keinen Plan zu haben, was sie in dem Moment tun sollte (oder präventiv schon hätte tun können). Ich hätte gedacht, dass zu einem Trainingskonzept unter anderem gehören müsste, der Halterin zu sagen, wie sie mit solchen Situationen umgehen soll. Denn genau solche Situationen sind ja Teil des Kernproblems gewesen.

    An Baku hat man gefühlt all die Probleme vorgezeigt bekommen, die das Rütter-Konzept so mit sich bringt. Zu wenig individuell (zumindest in den Fernsehsendungen), zu wenig Gesamtkonzept, zu wenig Ahnung von und Verständnis für Hundetypen.

    Der Frenchie dagegen war so das Pendant und ein Beispiel für einen Hund, bei dem das Rütter Prinzip eben 'funktioniert'. Der war ohne Struktur und unerzogen. Da reichen dann ein paar kleine Kniffe, um eine spürbare Veränderung zu bewirken. Wobei mir auch bei dem Frenchie einige Grundlagen gefehlt haben, zB zur Körpersprache der Menschen. Aber trotzdem hat der Fall halt 'geklappt', weil es am Ende eben nur ein recht durchschnittlicher, unerzogener Familienhund war.

    Was für eine besch****** Situation.

    Ich finde es gut, dass du jetzt im Sinne der Hunde handeln möchtest.

    Sollten die Hunde dann eingezogen werden ist das nicht deine Schuld, sondern ganz allein die Schuld deines Vaters. Er hat die Fehler gemacht, behandelt die Hunde schlecht, führt sie nicht verantwortungsvoll und ist nicht kritikfähig. Es ist also alleine ihm zuzuschreiben, wenn es jetzt negative Konsequenzen für ihn gibt. Ich kann komplett verstehen, dass es sich nicht gut anfühlt, sich gegen die eigene Familie zu stellen. Aber du bist nicht Schuld daran, dass die Situation jetzt ist, wie sie ist. Zieh dir den Schuh nicht an.

    Ich drücke die Daumen, dass das alles vertraulich behandelt wird und die Hunde in ein schönes Zuhause kommen. Und ich hoffe sehr, dass dein Vater danach nicht auf die Idee kommt, sich "Ersatzhunde" zu holen.

    Körperliche Auslatung bzw. Gassigänge machen wir vor allem in der Stadt durch die Straßen, mit teilweise schnüffeln lassen, teilweise an der kurzen Leine neben uns gehend Meter zurücklegen. In Summe kommen wir im Schnitt auf 1,5 Stunden pro Tag, bis vor kurzem eher weniger als das, jetzt versuchen wir aber eher mehr als das zu schaffen - meistens verteilt auf 3-4 Mal, ein längerer Spaziergang von 30-60 Minuten und die restlichen ca. 20 Minuten. Alle paar Tage gehen wir mit ihm als großen Spaziergang auf eine größere Wiese in der Nähe wo er rennen kann und an der Schlepp "einfach mal machen kann".

    Wenn ich das also richtig verstehe, dann hat er nur alle paar Tage die (theoretische) Möglichkeit, sich mal frei zu bewegen? Theoretisch in Anführungszeichen, weil es wahrscheinlich durch den Stress nicht wirklich frei ist.

    Ja, ich habe das hier gelesen:

    Aaber, wir sind leider nicht die größten lass-uns-mit-dem-Hund-jeden-Tag-2-Stunden-in-die-Natur-fahren-Fans.

    Aber ich hoffe, es ist trotzdem Input zu dem Thema erlaubt. Ob es nun täglich 2 Stunden sein müssen weiß ich nicht, aber ich glaube, dass es eine sehr große Hilfe für euren Hund wäre, wenn er möglichst täglich zumindest 1x die Möglichkeit hat, sich ohne Reizüberflutung frei zu bewegen. Wenn er dafür aktuell die Schlepp braucht, dann ist das so. Bei meiner Junghündin war es in dem Alter total wichtig, dass sie solche Runden zum Stressabbau hat. Die hätte es total kirre gemacht, fast nur an der kurzen Leine unterwegs zu sein. Dazu kommt natürlich, dass sich Energie an der kurzen Leine anstaut und der Hund dann in den Situationen, in denen es dann endlich in den Park geht (er also erwartet, gleich etwas mehr Bewegungsfreiheit zu haben), in eine noch größere Erwartungshaltung fällt -> das ist wieder kontraproduktiv.

    Im Moment klingt es einfach so, als wäre euer Hund wohnortbedingt täglich mit unzähligen Reizen konfrontiert, die er einfach (noch?) nicht in der Fülle verarbeiten kann. Dadurch bleibt das Stresslevel dann natürlich konstant hoch, weil immer neue Überforderung dazukommt, lange bevor sich der vorherige Stress abgebaut hat. Die Lösung muss also beinhalten, grundsätzlich das Stresslevel runterzubekommen. Also weniger Stress (durch Reize) draufpacken und mehr Stress (durch reizarme, freie, entspannte Bewegung) abbauen. Wie genau ihr das hinbekommen könnt ist natürlich sehr von euren genauen Lebensumständen abhängig. Also wo ist der naheste reizarme Ort? Wie schnell und auf welchem Weg kommt ihr dorthin?

    Eventuell könntet ihr fürs erste auch die Gassizeiten anpassen und zu Zeiten in den Park gehen, wo es dort leer ist.

    Ohne euch gesehen zu haben und ohne Glaskugel kann natürlich niemand sagen, ob euer Hund irgendwann (erwachsen) vielleicht euren hohen Anforderungen an einen Begleithund erfüllen kann. Vielleicht ja, vielleicht nein. So oder so könnt ihr ihn jetzt nur da abholen, wo er gerade steht. Und im Moment bedeutet das mMn nach euren Schilderungen, dass ihr akut erstmal die Ansprüche und Reize runterschrauben müsst.

    Was das Rassethema angeht sehe ich es genauso: Ihr könnt euren Hund eh nur dort abholen, wo er steht. Dementsprechend würde ich gar nicht so viel Energie in die Suche nach möglichen Rasseanteilen stecken. Ihr werdet es eh nicht sicher rausfinden können und es ändert ja auch nicht wirklich etwas an eurem Hund.

    Sie springt Autos an, läuft immer mit eingeklemmter Rute, Hundebegegnungen sind der Horror, sie hat Angst vor allem (inklusive Kinderwagen, Fahrräder, Passanten, Rollis, etc.) und ich habe in den letzten 3 Monaten mein komplettes Leben umgestellt und mache auch nichts mehr, weil ich sie nicht lange alleine lassen will.

    Gibt es einen Grund, warum du sie nicht alleine lassen möchtest? Weil du ja gerade geschrieben hast, dass sie das gut macht:

    Sie hat keine Probleme mit dem alleine bleiben, und auch den Tag über pennt sie ganz entspannt im anderen Zimmer.

    Ich schließe mich den anderen an und sehe hier nichts verwerfliches.

    So wie es klingt habt ihr diese Entscheidung sowohl mit Herz und Kopf getroffen. Herz - ich finde, man liest eine Menge Empathie und Wohlwollen dem Hund gegenüber heraus. Kopf - es klingt außerdem so, als hättet ihr recht realistisch eingeschätzt, was ihr leisten wollt und könnt und was Fay leisten kann.

    Nicht immer kann man einen Hund behalten und nicht immer ist es das beste für einen Hund, wenn er aus Pflichtbewusstsein behalten wird, obwohl eigentlich keine Kapazitäten da sind.

    Ihr habt trainiert. Ihr habt, so wie es klingt, euch bemüht, Fay dort abzuholen, wo sie stand. Ihr habt eure Entscheidung gut durchdacht. Ihr habt euch als Pflegestelle angeboten, um eine Weitergabe für Fay nicht unnötig stressig zu gestalten. Und ihr habt jetzt "ja" gesagt zu einer Stelle, die scheinbar super für Fay geeignet ist.

    Ich finde, ihr habt viel für sie getan und müsst euch keine Vorwürfe machen.

    Ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit! :streichel:

    Balu war gut 3,5 Jahre alt, als er kastriert wurde.

    Davor: Regelmäßig Liebeskummer (dafür musste er die läufige Hündin nicht direkt getroffen haben, Existenz in der Nachbarschaft reichte). Zu Liebeskummer gehörte kein Schlaf tagsüber und nur unruhig in der Nacht, wenig Fressen, viel verloren rumstehen oder rumliegen (unentspannt), viel Fiepen, allgemeiner Stress. Das dann halt leider regelmäßig über mehrere Tage. Hätte man es nicht reguliert wäre er zähneklappernd von Pipistelle zu Pipistelle gegangen und hätte seinen ganzen Kopf in den Hündinnenpo gesteckt. Decken hätte er sicherlich auch probiert, zu so einem engen Kontakt kam es dann aber nie.

    Nach der Kastra: Er weiß schon noch, wenn Hündinnen läufig sind. Gerade die Stehtage merkt er, schnüffelt dann interessiert. Dabei ist er aber nicht mehr aufdringlich, geht nach kurzem vorsichtigem Schnüffeln von alleine weg. Nur wenn Reika läufig ist merkt man ihm das stärker an, mit ihr hat er aber natürlich dann auch über Wochen engen Kontakt. In den Stehtagen würde er Reika immer noch besteigen, wenn ich sie alleine lassen würde. Er schnüffelt auch vermehrt und putzt ausführlich Reikas Ohren. So lange ich da bin kann ich das aber gut abbrechen, beim Alleinebleiben trenne ich die beiden dann.

    Also allgemein ist der Stress schon massiv gesunken. Nichtmal der enge Kontakt zu Reika ist für ihn so schlimm wie es vorher eine läufige Hündin war, die 300m weit weg wohnt.

    Es ist oft schwierig, wenn Vorstellungen auf die Realität treffen.

    Ich kenne fast niemanden, der sich das Leben mit Hund vorher genauso vorgestellt hat, wie es später dann auch war xD

    So schade es ist, dass in der Anfangszeit vieles so schwierig für dich und vor allem für Yuna war, es freut mich sehr, dass ihr dabei seid, eine neue, bessere Basis miteinander aufzubauen :nicken: Es ist schön, dass du bereit warst, dein eigenes Verhalten zu reflektieren - leider sind das nicht alle und einige bleiben ewig in dem Denken stecken, dass der Hund sich absichtlich 'falsch' verhält. Was natürlich meistens nicht stimmt, denn Hunde haben ja eigentlich keinen Grund, sich selbst das Leben unnötig schwer zu machen.

    Viel Erfolg und Spaß weiterhin zusammen!