Weil das jetzt schon ein paar mal erwähnt wurde, mal aus Interesse: Was ist Helfertreiben?
Beiträge von Caissa
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Ich finde die Frage darf auch umgedreht werden. Zeigen Arbeitshunde denn ein erhöhtes Aggressions- bzw. Jagdverhalten (und womit vergleichen wir? Mit dem Wolf?) oder ist der Trend in der Familienhundezucht, Hunde von diesen Eigenschaften "befreien" zu wollen, damit der Mensch an der Leine es möglichst einfach hat? Profitieren Hunde denn davon, wenn ihnen natürliches Verhalten züchterisch genommen wird? Aggressionsverhalten ist ein Multifunktionswerkzeug und gibt es nicht grundlos.
Ja, alles ebenso wichtige Fragen. Vor allem die Frage danach, ob es für die Hunde gut ist, wenn man auf "immer weniger Aggression" züchtet. Meine Sorge wäre da zB, dass Hunde immer mehr über sich ergehen lassen, weil viele Menschen eine kommunizierte Grenze nicht wahrnehmen, wenn sie nicht mit Knurren oder Abschnappen kommuniziert wird. Das könnte also zur Folge haben, dass immer mehr Stress für Hunde entsteht, weil immer häufiger ihre Grenzen überschritten werden...
Die Frage nach der Zucht ist also äußerst komplex und einfache "Lösungen" und Forderungen werden dem mMn nicht gerecht.
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Für mich sind Training und Zucht aber 2 unterschiedliche Diskussionen.
Ich hab ja weiter vorne zitiert, dass Rütter das Training alleine schon problematisch findet. Und das Video, dass er geteilt hat, zeigt ja auch keinen Mali oder DSH, sondern eine FB. Auch das bestätigt für mich den Eindruck, dass er unabhängig von der Zucht das Training problematisch findet bzw, nach eigener Aussage, für ein Verbot wäre.
Die zweite Diskussion ist dann die um die Zucht. Sollte es Hunde(rassen) geben, die ein erhöhtes Aggressions- oder Jagdverhalten zeigen? Oder sollte ein allgemeines Zuchtziel sein, nur noch Hunde(rassen) zu erschaffen, die wenig bis keine Aggression zeigen? Wobei das ja eher eine philosophische Frage ist, weil man sowas mMn gar nicht gesetzlich regeln könnte. Und was ist mit den Hunden, die tatsächlich noch gebraucht werden. Also bei der Polizei, bei Jägern etc. Sollten diese Hunde gar nicht mehr in Privathand verkauft werden? Und wenn nicht, wo kommt dann die Nachzucht für den Gebrauch her?
Natürlich hängt beides zT zusammen. Aber man kann es mMn nicht einfach so vermischen.
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Wenn Sport- oder Jagdhund beißen, wird das nicht sehr häufig den eigenen Besitzer, engen Freundeskreis und/oder Vereinskollegen betreffen?
Ist das nicht bei allen Hunden so? Alle Beißvorfälle, von denen ich im Bekanntenkreis so weiß, waren von Familienhunden. Und keiner davon wurde gemeldet.
Aber du hast trotzdem natürlich recht, dass die Statistiken nicht unendlich aussagekräftig sind. Ich finde Potato hat es gut formuliert: Es sind Hinweise. Abschließende Beweise sind es sicher nicht.
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im Prinzip hab ich es so auch schon versucht. Aber vielleicht zu halbherzig? Bzw. Hat sie dann oft trotzdem immer wieder weitergemacht bzw. Wieder damit angefangen. Wenn es mir gar zu bunt wurde, hab ich sie auch für eine Weile angeleint. So nach dem Motto, das ist jetzt nicht mehr deine baustelle. Da hat sie dann evtl noch kurz gebrummt und dann akzeptiert.
Manchmal ist man ja auch im Garten um was zu arbeiten
und kann nicht im 30 Sekundentakt den Hund unterbrechen.
Also ich werde das nochmal so versuchen.
Ja, Theorie und Praxis immer, nä
Das Problem kenne ich auch, dass man im Garten arbeitet und gerade nicht ganz beim Hund ist. Reika habe ich dann erstmal drinnen gelassen in solchen Momenten. Obwohl ich das eigentlich doof fand, weil die Hunde viel lieber mit raus kommen. Aber es war zum Glück nur übergangsweise und inzwischen bellt sie kurz, dreht dann meistens von alleine ab und kommt zu mir.
Aber wir wohnen jetzt auch nicht so, dass alle 30 Sekunden jemand vorbeikommt.
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Das Problem ist, dass viele Leute glauben, ein Hund müsse lernen zu beißen und dass es unnatürlich/ungewöhnlich sei, wenn er seine Grenzen mit den Zähnen verteidigt.
Das halte ich auch grundsätzlich für ein Problem.
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Spannend!
Für mich wäre das tatsächlich als einziges ein sinnvolles Argument für ein Verbot des Sports, wenn es statistisch klar bewiesen werden könnte, dass diese Hunde überproportional oft gefährlich werden und beißen. Und selbst dann müsste man sich erstmal weitere Faktoren anschauen, die zu diesem Anstieg führen könnten.
So lange die Statistik aber nicht einmal zeigt, dass solche Sporthunde auffälliger sind als andere Hunde, gibt es mMn überhaupt keine Basis, zu behaupten, dass die Hunde durch den Sport das Beißen lernen oder dass es so "oft schief geht", wie Rütter andeutet.
Meine Vermutung wäre, dass er da keine klare Trennung macht zwischen Menschen, die mit ihren Hunden organisiert im Verein trainieren und solchen, die mit ihrem 'krassen Mali' zuhause im Garten ohne Plan üben, irgendwo reinzubeißen. Denn bei letzteren kann ich mir schon vorstellen, das häufiger was schief geht.
Ist jetzt anekdotisch. Aber ich erinnere mich an eine Situation in einem Hundewald, wo wir auf ein Pärchen mit Mali-Mix trafen. Und während der kurzem Unterhaltung gab der Mann, stolz grinsend, auf einmal dem Hund das Kommando "Fass" und der Hund hängte sich in den aufgehängten Autoreifen 30cm neben mir. In dem Moment gab es keine Vorwarnung für uns und es standen noch 2 weitere Hunde und 3 Menschen in 3m Umkreis. Es ist nichts weiter passiert, aber ich fand das schon sehr befremdlich und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Typ im Verein organisiert Sport gemacht hat. Trotzdem würde der Hund evtl als "Schutzhund" im TH oder beim Trainer landen, wenn mal was passieren sollte. Und vermutlich hat Rütter mit solchen Hunden schlechte Erfahrungen gemacht und sortiert diese Hunde bei den IGP-Hunden mit ein.
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Ich habe glaube ich die Dissertation gefunden, die du meinst, Helfstyna.
Ich stell hier einmal den Link rein, falls noch irgendjemand reingucken möchte: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4945/
Ich hab jetzt nur mal kurz reingeschaut und auf Seite 38 schonmal eine Tabelle gefunden zu den Beißvorfällen und Art der Nutzung des Hundes. Aber sicher gibt es dazu noch mehr Infos in der Diss, wenn man genauer reinschaut.
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Es gibt eine Dissertation, die die Gutachten nach Beißvorfällen in Bayern ausgewertet hat.
Da wurde u.a. auch nach Ausbildung abgeglichen. In den zur Anzeige gebrachten Fällen waren Hunde mit weiterführender Ausbildung so selten vertreten, dass man da Sporthunde, Jagdhunde, etc zusammengefasst hat. Wenn ich es richtig erinnere gingen gerade mal 4% auf diese Gruppe zurück.
Die meisten Beißvorfälle gab es in der Gruppe "Familienhund, kein Hundeschulbesuch".
Und wie viele Hunde von der gesamten Hundepopulation in Deutschland gehören zu dieser Gruppe (Sporthunde, Jagdhunde etc)? Weniger als 4%? Würde ich vermuten, aber vielleicht weißt du es ja bzw wurde es dort vielleicht erwähnt.
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Und das im Garten Versuche ich Mal bzw. Auch in den anderen Situationen.
Berichte gerne, wie das funktioniert!
Ich habe mit Reika mit der Methode bisher gute Erfahrungen gemacht. Sie darf Melden, das will ich ihr auch gar nicht komplett verbieten. Aber sie soll sich dann halt auch beruhigen, wenn ich die "Gefahr" auch wahrgenommen habe.