Beiträge von Caissa

    Was es mMn nicht gibt: Fehlendes Bauchgefühl, dass die Menschen 'früher' (wann auch immer genau) gegenüber Tieren hatten. Finden hier wirklich einige, dass es den Hunden früher besser ging? Joa, man hat nach Bauchgefühl gehandelt, aber vieles wurde doch aus Bauchgefühl auch komplett falsch gemacht. Wenn ich an die Hunde meiner Kindheit denke (nicht nur die eigenen, auch die in der Umgebung), dann finde ich, waren die meisten ganz arme Säue. Da hat sich keiner so richtig geschert, wie es dem Hund ging. Der Hund muss sich halt dem Menschen anpassen, geht schon irgendwie. Klar, gab auch weniger Probleme mit den Hunden. Also, Probleme die der Mensch gespürt hat. Das lag aber nicht an irgendeinem mystischen, besonders tollem Bauchgefühl, sondern daran, dass a) die Anforderungen ganz andere waren (dann war der Hund halt mal jagen, kam ja nach n paar Stunden wieder). Und b), dass Menschen sehr viel mehr pragmatische Lösungen gefunden haben. Aber halt wieder nur, für sich selbst, nicht zwingend im Sinne des Hundes. Hund nervte in einer Situation? Wurde der halt ausgesperrt. Hund hat Durchfall? Wenn es überhaupt jemand merkte, dann wurde da auch einfach nix gemacht, so lange das Tier jetzt nicht halbtot wirkte. Hund leckt sich krampfhaft die Pfote blutig? Gabs Tabasco drauf oder einen Trichter an den Hund. Auf die Idee, mal zu überlegen, was die Ursache fürs Lecken ist, kam niemand. Alleinbleiben trainieren? Der Hund muss halt alleine bleiben, man geht arbeiten, da wurde nix trainiert.

    Ich finde der Umgang war viel mehr davon geprägt, dass den Tieren entweder gar keine Gefühle zugestanden wurden oder eben die Überzeugung da war, dass die Tiere sich dem Menschen anpassen müssen. Kein empathischer Umgang, kein tolles Bauchgefühl für die echten Bedürfnisse des Tieres. Wie gesagt, weniger Probleme die der Mensch bemerkt hat. Aber deswegen ging es ja nicht automatisch der Mehrheit der Tiere besser.

    Ich bin ja noch u30, klar. Also von den 70ern zB hab ich keine Erfahrungen. Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass das in den Jahrzehnten vorher besser war.


    Was es mMn heutzutage gibt: Eine Flut an Informationen, die besonders Menschen, die alles 'richtig' machen wollen, zu überfordern scheint. Dabei setzt sich der Mensch dann so unter Druck, dass es in Stress für alle ausartet. Da fehlt dann aber nicht das Bauchgefühl mMn, sondern die Fähigkeit, die Informationen zu filtern und einzuschätzen. Ich finde das aber immer noch um Meilen besser als das 'früher'. Denn diese Menschen haben ja wenigstens den Willen, sich auf ihre Tiere einzulassen und deren Bedürfnissen zu entsprechen. Ist mMn eine bessere Basis, selbst wenn dann nicht alles direkt perfekt läuft.

    Ist irgendwie typisch. Vor ein paar Jahren hieß es "Auslastung, Auslastung, Auslastung", sicher auch befeuert durch die Sendungen von Martin Rütter. Jetzt schwingt das Pendel zurück und es geht um "Ruhe, Ruhe, Ruhe". Wie so oft sind Extreme problematisch und die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Genauso sehe ich es übrigens mit den Minutenregeln fürs Spazierengehen; auch die sehe ich immer kritischer. Am Ende führt es leider dazu, dass zu viele Menschen sich nicht mehr trauen, selbst Entscheidungen zu treffen. Stattdessen wird der Hund fast wie eine Maschine behandelt, die man richtig programmieren (die richtige Minuten/Stundenzahl treffen) muss.

    Dass Menschen immer mehr das Bewusstsein haben, dass Ruhe wichtig ist, damit der Hund die Reize der Umwelt verarbeiten kann, finde ich im Kern super. Aber der Trend zur Stoppuhr, genaue Stundenregeln und auch die verschiedenen Interpretationen von "Ruhe" sehe ich auch als Problem an. Gerade letzteres denke ich bei vielen Threads: "Ruhe" heißt für einige glaube ich "Tiefschlaf". Und wenn man dann noch an die x-Stunden Regeln glaubt, dann wirds halt stressig. Denn kein Hund wird 20 Stunden am Tag im Tiefschlaf verbringen.

    Es bleibt wohl nur, ans Bauchgefühl zu appellieren bzw Menschen zu ermutigen, ihren Hund zu beobachten und individuell zu entscheiden, was der richtige Weg ist.

    Ein Hausgemachtes Problem seit Tag 1? Ganz schön unwahrscheinlich.

    Wenn du ausschließt, dass es ein hausgemachtes Problem ist, was für Tipps erwartest du dann hier? Ernsthafte Frage, das ist jetzt nicht provokant gemeint. Dann bliebe ja nur etwas körperliches. Und damit bist du dann in einem Forum falsch.

    Was mich nur wundert: Wenn du meinst, dass es nicht hausgemacht ist, warum meinst du dann war es bei der Züchterin anders? Oder glaubst du, dass sie diesbezüglich lügt?

    Ich finde die Zeitangaben gar nicht so mega wichtig und ich glaube, es ist auch nicht hilfreich, wenn du dich daran so aufhängst. Viel wichtiger finde ich, wie man draußen unterwegs ist.

    Je nach Hund, Anforderungen und Reizdichte variiert es extrem, was 'zu wenig', 'zu viel' oder 'genau richtig' ist.

    Es wird ziemlich sicher keinen Knopf geben, den du drücken kannst und der direkt alle Probleme löst. Heißt: Es wird nichts bringen, etwas auszuprobieren und zu erwarten, dass er direkt danach entspannt zur Ruhe kommt. Du musst ein Pensum und einen Umgang finden, der langfristig für deinen Hund funktioniert. Und das wird dann auch erst nach einer gewissen Zeit eine Verbesserung bringen.

    Aktuell hat der Hund seit Wochen Schlafmangel und damit verbunden nicht genug Möglichkeiten, die aufgenommenen Reize zu verarbeiten. Kein Einzelerlebnis (wie ein langer Spaziergang, eine Spieleinheit oä) wird daran etwas direkt ändern. Dementsprechend ist es auch nicht sinnvoll, etwas einmal auszuprobieren und dann gleich zu sagen "probiert, bringt nix". Die Routine muss sich ändern, ebenso wie die Erwartungshaltung und dann kann er hoffentlich irgendwann besser zur Ruhe kommen.

    Ich würde es auch einfach weiter probieren, was für ihn passt. Aber eben nicht einmalig, sondern länger. Denn, doof gesagt, was hast du denn zu verlieren? Er leidet ja jetzt schon unter Schlafmangel. Der aktuelle Weg kann also nicht der perfekte Weg sein.

    Was genau hast du denn schon probiert?

    Du machst aktuell Sparprogramm, also das ist ausprobiert.

    Dann hast du eine Woche mehr gemacht (60min pro Tag).

    Was hast du noch so probiert? Hast du mal an den Ausflügen geschraubt (weniger, kürzer). An den Uhrzeiten? An den Kauartikeln?

    Und andere Frage, sorry, falls das schon irgendwo beantwortet wurde, aber ich habs nicht mehr präsent: Wie läufts mit dem Alleinebleiben?

    2) das Umfeld so gestaltest, dass dem Tier die 'richtige' Entscheidung möglichst leicht fällt und es 'falsche' Entscheidungen möglichst erst gar nicht treffen kann. Du fängst also, wenn ein Hund an der Leine zieht, also nicht gleich mitten im Stadtgetümmel an, sondern z.B. zuhause, wo der Hund eigentlich sowieso keinen Grund hat, an der Leine zu ziehen und schon den kleinsten Druck am Hals wahrnehmen wird, wenn Du die Leine anspannst um dem Hund beizubringen, diesem Druck nachzugeben.

    Und ja, ich lasse den Hund möglichst nicht in Fehlverhalten fallen. Das finde ich unfair. Warum muss er sich erst ein Fehlverhalten angewöhnen was ich hinterher korrigiere?

    Auf dem Weg bleiben lohnt sich halt mehr als über die Barriere zu gehen.

    Das Prinzip verfolge ich auch. Ich versuche, Fehler zu vermeiden. Ich "will" ja gar nicht strafen, das ist nun nicht das Ziel. Ich steh nicht rum und denk mir "mach das bitte gleich falsch Balu, damit ich dich bestrafen kann". Aber ganz ehrlich: Außerhalb von abgegrenzten Trainingssituationen ist es für mich unmöglich, jedes Fehlverhalten immer im Voraus zu verhindern. Bzw. doch, würde schon gehen, aber dann müsste ich auch längerfristig die Freiheit von ihnen sehr viel massiver beschränken. Und das will ich nicht. Wenn das bei anderen funktioniert, ok. Ich habs noch nie erleben dürfen, weder bei meinen eigenen Hunden noch bei Fremden. Das:

    Und ja, es kostet mehr Zeit.

    ist tatsächlich einer der Gründe, weswegen ich Strafe als letzte Absicherung für meine Hunde als fairer empfinde. Balu zB hat eine sehr hohe Motivation, draußen etwas vom Boden zu fressen. Ja, auch wenn er satt ist. Ja, verschiedenes Futter haben wir probiert. Ja, mit dem TA ists auch besprochen. Bis ich das ohne Strafe, nur über Alternativen anbieten, raus hätte, puh. Das würde sehr lange dauern. Und ob ich ihm da je zu 100% vertrauen würde? Eher nicht. Er ist schon ein Typ, der gerne nochmal etwas tut, was er 1000 mal vorher nicht getan hat. Und in der Zeit dürfte kein Freilauf stattfinden, weil es unmöglich ist, immer alles vor dem Hund zu sehen. Ansonsten ist er ein Engelchen, was eigentlich überall freilaufen kann. Also ist das vom-Boden-fressen mit Strafe abgesichert. Ist jetzt nur ein Beispiel, gibt auch andere.

    Ich kenne meine Hunde gut. Ich weiß, wie die ticken und was die abkönnen. Die laufen nicht ständig meidend durch die Gegend und auch direkt nach einem "Nein" hab ich nicht das Gefühl, dass sie irgendwie gestresster sind. Aber mit Strafe als Absicherung haben sie mehr Freiheiten. Also gibt es das hier auch, denn ich möchte Freiheiten für die Hunde haben wo es geht.


    Aber ich merke, das ist langsam arg OT. Habe ehrlicherweise etwas vergessen, in welchen Thread wir sind :ops: Ich belass es also jetzt bei dieser Antwort. Ich freue mich für jeden, der einen guten Weg für sich und seinen Hund gefunden hat. Und dass die Wege unterschiedlich sind ist nur logisch - sowohl Menschen als auch Hunde sind ja auch extrem unterschiedlich.

    Du kannst doch deinem Hund auch durchaus ruhig und nett sagen dass du etwas nicht möchtest. Dazu muss man ja nicht laut werden oder handgreiflich. Sondern man kann auch ruhig und besonnen sagen, "Nö, das machst du jetzt bitte nicht."

    Von laut oder handgreiflich hab ich gar nichts geschrieben :denker:

    Also falls das hier so rüberkommt: Ich Lauf jetzt wirklich nicht den ganzen Tag irgendwie laut oder gar handgreiflich strafend durch die Gegend. Im Gegenteil, unter anderen HH hier bin ich eher die "ständig positiv" Tante xD

    Aber es gibt eben auch ein aversiv aufgebautes Nein hier (was in der Folge dann normalerweise als ruhiges Wort ausreicht, ja).

    FienesFreundin Danke für die Erklärung! Für mich fallen deine Beschreibungen tatsächlich nicht so richtig unter "Grenzen". Wenn ich nur belohne, wenn der Hund etwas nicht tut (zB die Barriere überschreiten), dann weiß er natürlich, was du ganz gut findest (abwenden vor einer bestimmten Stelle). Aber weiß er deswegen, dass du es explizit nicht möchtest, dass du über die Barriere gehst? Für mich fiele das unter Handlungsanweisungen. Also ein so trainierter Hund hat viele Handlungsanweisungen im Alltag und weiß, welches Verhalten (möglicherweise) zu Belohnungen führt. Aber das würde ich dann nicht als Grenze definieren. Ist wahrscheinlich auch eine Frage der persönlichen Definition.

    Wenn ich meinen Rüden mit so viel Belohnung trainiere, dann läuft der irgendwann nur noch neben mir und glotzt mich an. Ich habs durchaus probiert am Anfang, wir waren auch bei einer TsD Trainerin. Aber jeder Hund ist anders, ich will jetzt nicht behaupten, dass es für niemanden funktionieren kann.

    Es ist diese Doppelmoral, die mich stört: Tun wir doch nicht so, als ob unsere Hunde nicht sowieso zur Kooperation gezwungen würden.

    Ja, wir zwingen unseren Hunden viel auf. Müssen wir. Aber trotzdem gibt es doch Abstufungen, wie stark man den Hund diesen Zwang spüren lässt.

    Man würde ja auch nicht sagen "Der Hund muss am Ende eh machen, was wir wollen. Also kann ich auch Strom nutzen. Ist doch alles das gleiche". Nö, ists nicht. Das meine ich mit Abstufungen.

    Dass wir am Ende diejenigen sind, die ins Geschäft laufen und Futter kaufen, das können wir nicht ändern. Genauso wie wir dafür verantwortlich sind, unseren Hund zu erziehen und zB den Freilauf zu kontrollieren. Aber wie genau man das dann umsetzt, das ist finde ich nicht alles gleich. Es ist nicht das gleiche, ob ich mit Leine oder mit Strom den Freilauf absichere, auch wenn beides Kontrolle ist. Und es nicht mMn auch nicht das gleiche, ob ich Futter bedingungslos gebe oder ob ich es bei fehlender Kooperation vorenthalte.

    Und um das klar abzugrenzen: Ich rede nur von dem Vorgehen, den Hund hungern zu lassen, wenn er nicht genug kooperiert. Also so wie MR es empfiehlt. Dass man mit Futter belohnt und dass auch mal einzelne Mahlzeiten ausfallen, weil alles schon über Belohnung im Hund gelandet ist, finde ich nicht so dramatisch.