Beiträge von fliegevogel

    Wissen, Hilfe und Anleitung sind wichtig, aber sie müssen zu mir und meiner Situation, Lebensweise passen und da muss ich dann doch auf mein Bauchgefühl hören

    Hat für mich nichts mit Bauchgefühl zu tun (zumindest nicht mit Bauchgefühl im Sinne von irgendeinem mystischen Instinkt, der Informationserwerb diametral entgegensteht), sondern damit, dass ich neues Wissen oder Anleitungen mit dem abgleiche, was ich über mich und meinen Hund weiß (also auch: Wissen) und mich dann dafür oder dagegen entscheide, etwas auszuprobieren. Und wenn ich es ausprobiere benötige ich wieder Informationen/Wissen über bspw. die Körpersprache des Hundes etc um zu erkennen, ob etwas gut läuft oder nicht.

    Insgesamt sehe ich wirklich nicht, wie weniger Informationen die Sache besser machen sollen.

    Ich bin dankbar dafür, daß ich durchs Netzt die Möglichkeit habe Informationen zu erhalten. Trotzdem verlasse ich mich lieber auf mein Intuition um zu erkennen, ob der Weg für mich und meinen Hund richtig ist.

    Intuition entsteht durch internalisiertes Wissen und Erfahrungen. Deswegen finde ich die Trennung von Bauchgefühl/Intuition und Informationen wenig sinnvoll.

    Meiner Meinung nach ist das Problem, welches Du beschreibst (was in meiner Erfahrungswelt übrigens deutlich seltener ist als schlechte Hundehaltung durch zu wenig Informationen) eher mangelnde Medienkompetenz. Man sollte eben in der Lage sein, Informationen zu priorisieren und einzuordnen. Wenn man versucht, jede Zahl oder Vorgabe, die man mal im Netz gelesen hat, auf den eigene Hund zu stülpen, dann hat man für mein Empfinden keinen sehr gefunden Umgang mit Medien und Informationen. Das ist ja aber kein Hunde-exklusives Problem.

    Ich erinnere mich an sehr viele sehr gestresste Hunde, das sehe ich heute tendenziell weniger

    Edit: was ich sagen wollte ist, dass ich weniger gestresste Hunde sehe, bei denen Menschen es einfach normal finden, dass die so sind, weil "Hunde bellen halt und wenn es zu sehr nervt im Haus kommt er in den Zwinger" oder so. Ich sehe natürlich immer noch gestresste Hunde, habe aber meistens das Gefühl, dass deren Besitzer*innen das wahrnehmen und versuchen, zu ändern.

    Was mich so wundert, ist, dass sie auf den Morgenrunden nur pinkelt und 2 Std später ist es so dringend das sie es nicht mehr in den Garten schafft

    Wie viel Strecke macht ihr denn in den zwanzig Minuten Morgenrunde? Juro braicht zum kacken einfach meistens ne gewisse Bewegung, frag nicht warum. Das war schon immer so. Er macht auch meistens erst so nach 30 Minuten, die Runden wenn das dran ist muss ich also entsprechend lang halten - oder mich darauf einstellen, relativ kurz danach nochmal rauszugehen.

    Nicht dass ich jetzt sagen will früher war alles besser, aber gab es damals einfach viel mehr Hunde die nicht runterkommen konnten und das war dann halt so?

    Meiner Erinnerung nach: ja. Vor zwanzig-dreißig Jahren gab es da wo wir gewohnt haben, viel mehr Hunde, die halt den ganzen Tag im Zwinger oder Garten auf 180 gekläfft oder geheult haben, es wurde auch als relativ normal betrachten, dass ein Hund halt heult wenn er alleine bleiben muss u.ä. Ich erinnert mich an sehr viele sehr gestresste Hunde, das sehe ich heute tendenziell weniger.

    Mal abgesehen davon gibt es einfach mehr Menschen und Verkehr und viel (!) mehr Hunde als "früher". Ergo ist es automatisch so, dass für viele Hunde "Reizüberflutung" mehr ein Thema ist als es mal war. Nicht weil die Leute ihr mystisches Bauchgefühl verloren haben oder so, sondern weil sich die Welt verändert hat.

    Ich persönlich glaube NULL an das "früher war alles besser und die Leute haben heute kein Bauchgefühl mehr". Die schlechtesten Hundehaltungen die ich kenne liegen auch deutlich an zu wenig Wissen und nicht an zuviel.

    Witzigerweise empfinde ich es genau andersrum, vor allem hier im Forum. Das liest sich für mich manchmal schon sehr nach höher-schneller-weiter, gefühlt Hundesport, tagelang wandern, mit dem Junghund sollte man 2-3 Stunden raus und mit dem erwachsenen Hund mindestens 10 Kilometer am Tag. Das ist sicher alles toll für viele Hunde und ich glaube nicht dass das Hunde unbedingt überfordert, aber ich kann in einigen Threads teilweise kaum mitlesen, weil ich je nach Tagesform Stresspuls oder ein schlechtes Gewissen ob des langweiligen Lebens meines Hundes bekomme :lol:

    Da sieht man mal, was selektives Lesen so für unterschiedliche Wahrnehmungen hervorbringen kann. Auf Instagram lese ich wenig und wenn dann fast nur Spürhundezeug, deswegen kann ich da nicht so mitreden.