Beiträge von SamsonsMama

    wie würdet ihr vorgehen, wenn der Hund im (neuen) Büro (neuer Job seit dem 1. März 35 Stunden die Woche) zu viel meldet? Wie kriege ich das am in den Griff? Das Büro liegt im obersten Stock eines Wohn-Geschäftshauses und genau gegenüber liegt die Umkleide der Bäckerei, die ganz unten ist. Entsprechend kommen Leute die Treppe hoch und runter. Meine Kollegin ist nicht empfindlich, aber es ist trotzdem schlicht zu viel Melden. Für ihn ist das ja auch Stress.. und ich erschrecke mich immer sehr...

    Eine Frage an die Experten unter euch.. kann sich das mit intensivem Training legen, das er verstärkt unsicher auf (manche) Männer reagiert? Auch mit Chip? Wie sind eure Erfahrungen in dieser Sache mit Markertraining? Kann es sein, das der Chip "schuld" ist an seiner verstärkten Meldefreude? Wie würdet ihr da Ran an das Thema gehen? Ich darf ihn ja jetzt mit zur Arbeit nehmen, aber wenn er jedes Geräusch im Hausgang kommentiert weiß ich nicht wie lange noch.. wie kann ich ihm hier helfen?

    Hier mal ein "negativ Bericht".. Samson hat den Chip seit dem 4. Januar. Was besser wurde: kein Pippischnupfen mehr, kein Pippi schlecken mehr, kein zerren von Pippistelle zu Pippistelle und er frisst 1a. Aber: schreckhaft und ängstlicher draußen, nervös drinnen (meldet jeden sch..), fremde Hunde draußen sind fast alle kacke, da explodiert er sofort, fremde Leute (draußen) sind gruselig (aber nicht alle, Männer schlimmer wie Frauen), und drin sind plötzlich auch Leute die er eigentlich kennt blöd (nicht alle). Ich bin sehr hin und her gerissen, weil ich denke, das einiges davon auf meine Kappe geht. Habe mir jetzt auch mal das Buch vom Gansloßer bestellt, um mich etwas besser einzulesen. Tendenz geht aber in Richtung auslaufen lassen.

    so, also.... irgendwie fühlt es sich an wie auf mir rumgehackt. Als würde ich nix anderes machen wie abbrechen und ihn solchen Situationen schutzlos auszuliefern. Dem ist aber nicht so. Wir üben Alternativverhalten. Jeden Tag. Bei jedem Gassi. Solange er noch entspannt ist. Ich weiß, das er viel Abstand benötigt weil er mit Drohverhalten (anstarren als Beispiel) nicht umgehen kann bzw. dann Angst vor dem anderen Hund hat, den versuche ich FÜR IHN reinzubringen, wann immer mir das möglich ist. Aber wenn man durch die Straßen läuft, dann geht man zwangsläufig irgendwann um eine Kurve und dann kann es nun mal passieren, das ein Hund, der an der Flexi vorausrennen darf, plötzlich vor einem steht.

    Ich übe auch jeden Tag bei JEDEM GASSI, das er sich hinter mir einsortiert und ich die Dinge für ihn regle, weil er das weder soll noch will. Bei fremden Leuten klappt das schon sehr gut, auch Stellen (dunkles Gebüsch zum Beispiel) an denen wir vorbeilaufen, können so gut bewältigt werden. Ich weiß um seine Problematik, wir arbeiten daran und ich will eigentlich nicht so hingestellt werden, als würde ich nur Symptombekämpfung betreiben.

    Wenn ich JEDER Situation aus dem Weg gehe, dann lernt er ja nie, das er sich nicht aufregen muss.

    Bisher lernt er ja, dass sein System so funktioniert. Er kommt in die Situation, brüllt herum und lernt: So kommt man da durch.

    ich versuche, jede dieser Situationen zu vermeiden, indem ich soviel Abstand reinbringe, das er nicht "brüllen" muss. Aber wenn dies nicht möglich ist (und ich kann nun mal nicht immer auf die Straße latschen, wenn dort Autos fahren), muss er da durch. Natürlich geht es grundsätzlich um ein Alternativverhalten. Aber trotzdem muss ich ihn auch in den unvermeidbaren Situationen abbrechen. Da einfach nix zu tun und zu warten, bis das Alternativverhalten irgendwann mal sitzt, ist für mich keine Option. Sollte ich dich da falsch verstanden haben, dann bitte ich um Aufklärung.

    Grundsätzlich bringe ich gerne viel Abstand rein, weil ihm das hilft. Aber es kann ja nicht auf Dauer die Lösung sein, Spießruten zu laufen, auf die Straße zu gehen

    Das soll auch nicht die Lösung sein, lediglich eine Situation schaffen, in der er lernen kann, damit man dort eine Alternative aufbaut. Wie übst Du denn Entspannung im allgemeinen und Hundebegegnungen im besonderen mit ihm?

    Entspannung zuhause? Oder bei Hundebegegnungen? Grundsätzlich bringe ich Abstand rein und lenke ihn dann ab, mit etwas das ihm dann wichtiger ist wie Leckerli suchen zum Beispiel. Funktioniert aber erst seit kurzem. Ich übe Leinenführigkeit (er ordnet sich hinter mir ein beim laufen), so das ich grundsätzlich vor ihm bin und er sich "beschützt" fühlt.

    Wenn er ausflippt, lobe ich gar nicht, auch wenn er danach schaut. Wenn ich da lobe, lobe ich die ganze Verhaltenskette, also sage "prima, Du bist ausgetickt, hast Dich danach runtergefahren, gut so!" Damit übe ich das Ausflippen mit ein.

    Ich schau mir stattdessen einfach an, was für ihn in dem Moment zuviel war, und gestalte die nächste Begegnung anders. Vorher mehr Ruhe, mehr Abstand, früher bestätigen, wenn er ruhig ist, was auch immer dann angesagt ist.

    ich weiß schon ziemlich genau, was ihm da zuviel ist: wenn die Begegnung überraschend ist. Lässt sich leider nicht immer vermeiden, das nach einer Kurve zum Beispiel ein Hund auftaucht oder einer aus einem Haus kommt, an dem man gerade vorbei geht. Grundsätzlich bringe ich gerne viel Abstand rein, weil ihm das hilft. Aber es kann ja nicht auf Dauer die Lösung sein, Spießruten zu laufen, auf die Straße zu gehen. Wenn ich JEDER Situation aus dem Weg gehe, dann lernt er ja nie, das er sich nicht aufregen muss.

    Was ihn ganz extrem triggert sind Hunde, die ihn anstarren/fixieren "dürfen" und Hunde die an der Flexi weit voraus laufen dürfen. Da ist (noch) aus bei ihm mit der Beherrschung. Und schon oft habe ich dann vom anderen Hundebesitzer ein gemurmeltes (oder auch lautes) "mein Gott, ist der Hund aggressiv" gehört.

    Ich finde es ungünstig ein solches Thema ausschließlich über Abbruch anzugehen. Besser ist es dem Hund beizubringen, was er bei Hundesichtung direkt am Anfang anders machen kann.

    das natürlich parallel. Alternativverhalten soll schon die Zukunft sein. Aber solange das noch nicht sitzt, muss ich erstmal abbrechen. Ich meine grundsätzlich damit auch eher überraschende Hundebegegnungen (direkt nach einer Kurve zum Beispiel).

    Hast du ein Markerwort oder einen Marker? Ich finde, damit kann man viel besser und zielgenauer bestätigen.

    Ich bestätige zb das schauen.

    Gucken darf sie, aber nicht hinziehen. Wenn sie guckt - click - Leckerli und gleich noch Mal. Meistens funktioniert das sehr gut. Sind aber auch noch am üben.

    Ich lass sie also so gut wie möglich nicht in diese Situation kommen. Wenn ich doch Mal zu spät bin, dreh ich wortlos um. Wenn sie wieder bei mir ist, geht's weiter in die Richtung wo die Begegnung ist

    ja, ich sage dann "prima". Das ist ein Wort, welches wir sonst nicht benutzen. Danke!!

    so, nun möchte ich auch mal berichte... Samson hat seit dem 4. Januar den Chip, Erstverschlimmerung war krass spürbar bei uns, er war sehr gestresst und hat alles angebellt, was ging, aber seit ca. einer Woche merken wir eine echte Verbesserung. Er ist ansprechbar, zerrt nicht mehr wie ein gestörter von Pippistelle zu Pippistelle, ist insgesamt viel entspannter, auch zuhause, das Training kommt an bei ihm. Die Hoden sind winzig, waren vorher echt mächtig (für einen mittelgroßen Hund). Ich habe auch das Gefühl, das er zuhause nicht mehr so krampfhaft alles melden muss. Er frisst jeden Tag ordentlich, ist sehr interessiert an Leckerli (was natürlich das Training auch sehr erleichtert). Seine Verdauung ist sehr ordentlich. Alles in allem wirklich gut.

    Was für mich auch eine enorme Erleichterung ist: er wurde ja als unsicher eingestuft und ich hatte Angst, das er mit Chip NOCH nervöser, ängstlicher und hektischer wird. Das ist nicht eingetreten. Er ist auch bei Dunkelheit entspannter, fremde Menschen sind weniger problematisch (allerdings schirme ich auch weiterhin konsequent ab, nehme ihn auf die andere Seite usw.) und heute morgen hat er bei Sichtung der ihm verhassten Zeitungsfrau nicht gebellt, sondern sich hingesetzt und mich angeschaut, was ich natürlich sofort belohnt habe stimmlich und mit Leckerli.

    Nun müssen wir nur noch die Hundebegegnungen in den Griff kriegen und das Thema "fremder Besuch" (wir ziehen gerade um), aber ich bin guter Dinge. Wenn das so weitergeht, bleibt die Überlegung den Chip einfach auslaufen zu lassen und zu schauen, ob seine positiven Veränderungen bleiben oder es wieder schlimmer wird.