draußen hat er immer wieder wechselnde Ängstlichkeiten, d.h. monatelang gelaufene Gassi strecken sind auf einmal gruselig und ein weiterlaufen unmöglich (was dafür sorgt, das hier viele gassis schon nach 15 Minuten vorbei sind, da ich leider kein Auto habe), Hunde sind manchmal ein Problem und am nächsten Tag wieder nicht. Wir arbeiten daran, seit das Problem aufgetreten ist, aber es bessert sich wenn überhaupt nur minimal. Das ist alles manchmal wirklich sehr frustrierend und anstrengend
Das ist ein Stichpunkt der mich hier auf den Plan ruft.
Puh, ich weiß jetzt nicht wo ich bei Fussel anfangen soll, doch ich möchte dir ein wenig Hoffnung machen, das man auch bei neurologisch hochempfindlichen Hunden, manche Probleme positiv verändern kann. Vorab, er war als angstaggressiv Leinenpöbler unterwegs, fand viele Menschen grusselig, Kinder sowieso. Ihm fiel der Himmel oft auf den Kopf und ich konnte, außer beim Freilauf im Wald, mit ihm nur kleine Runden um den Block gehen. Und ja, die Zeit war anstrengend und oft frustrierend, weil ich einfach keinen Fuß in die Tür bekam. Ich hatte Tage da wollte ich mit ihm nicht vor die Tür, weil ich wusste das es wieder stressig wird.
Der Kurze wird bald 13 Jahre alt und wir arbeiten beide nun 10 Jahre an unseren Problemen. Ja, mein Problem war es ihn richtig zu lesen, umzulenken und Alternativen zu geben, auch warum er in Stresssituationen zu Übersprunghandlungen neigte und wie ich ihn psychisch stabiler bekomme.
Wir haben in den 10 Jahren alle Probleme lösen können, er ist schon länger ein cooler Kiezhund geworden mit dem ich leinenlos durch die Stadt laufen kann, er Hunde ignoriert, egal wie die drauf sind. Wir haben viel Augenkontakt, er fragt viel Situationen ab und zeige ihm den Weg da raus. Wir verlassen uns nun aufeinander und du glaubst nicht was das für ein fantastisches, entspannendes Gefühl ist.
Nur ein Problem ist geblieben, das seine Synapsen anders ticken wie bei normalen Hunden und er starke neurologische Schwankungen aufweist, eben ein sehr sensibles Nervensystem besitzt und auch zu eine Art epileptische Anfälle neigt.
Wo heute noch alles in Ordnung war, geht die gleiche Strecke morgen nicht. Da läuft er geduckt gen Himmel, horcht auf jedes Geräusch, dreht sich ständig um, als wenn er beobachtet oder verfolgt wird und will nur wieder nach Hause. Schlimm sind auch Gewitter, er merkt die geladene Luft schon hunderte Kilometer im voraus, auch wenn sie an unserer Stadt vorbeiziehen. Ich richte somit unsere Ausflüge und dessen Weite auf sein Nervensystem aus.
Ich habe ihn in den vielen Jahren zig Mal untersuchen lassen, mehrmals das komplette Schilddrüsenprofil und ihn auch neurologisch abchecken lassen, alles normal.
Eine Trainerin schlug mal am Anfang hier auf und plädierte für ein Halti ...... sie durfte gleich wieder gehen.
Diese neurologisch sensiblen Hunde brauchen keine Ansage, das verunsichert sie nur noch mehr, sondern ein positiv geführtes Training, weite Bögen laufen, den Hund für sich gewinnen und Augenkontakt suchen lassen, loben, loben und Kekse in die Schnute (soweit Hund mag) wenn eine Situation gut gelaufen ist. Der Blick zu dir sollte sich festigen, du der Mittelpunkt der Erde, das beste und aufmerksamste Frauchen des Universums und alles andere langsam ausblenden lernen. Die Stimmung sollte immer positiv belegt sein, denn der Hund sieht und hört jede kleinste negative Gemütsregung deinerseits und reagiert darauf. Ist man schlecht drauf, sollte man größere Unternehmungen lassen, auch weil man dann in den entscheidenden Situationen nicht so gut führen kann, als wenn man ausgeglichen und ruhig ist.
Ich habe auch gelernt wie eine Rundumleuchte meine Umgebung zu scannen, auch um schnell und unaufgeregt zu handeln. So stolperten wir nur seeehr selten in unverhoffte Situationen, doch wie gesagt, das ist heute kein Thema mehr.
Unverhoffte oder unumgängliche Situationen mit einem anderen Hund. Meine Devise war von Anfang an nie stehen bleiben, ich laufe an gekürzter Leine weiter und mit einem "Weiter" fordere ich das auch ein, mein Blick auf meinem Weg gerichtet und zog ihn auch energisch weiter, immer und immer wieder. Jedes zu mir wenden, jeder Blick wurde belohnt und irgendwann reichte das Weiter aus, um nicht keifen in der leine hängend unseren Weg fortzusetzen. Auch das ist heute kein Thema mehr, sogar ohne Leine.
Stressmanagement: Ein gutes Maß zwischen Auslastung und Überlastung. Nach einem längeren, aufregendem Ausflug ist hier ein, zwei Tage Ruhe und kleine Runden angesagt. Sein Hirn muss verarbeiten und regenerieren können. An den Ruhetagen versuchen sich ein wenig Wohlfühlzeit zu schaffen und sich etwas Gutes zu tun, dann lass auch mal Haushalt Haushalt sein, verbanne unnötige Pflichten aus deinem Kopf.
Hilfsmittel die das Nervensystem unterstützen können und uns geholfen hat: Vitamin B Komplex, Taurin, Tryptophan, Zylkene, Magnesium
Dann: Geeeeeeduld, positive Einstellung, viel Loben, negatives Verhalten oder schlechte Tage ungefrustet hinnehmen, passiert eben und eine extra große Portion Humor! Nimm den Hund an wie er ist, mit all den Kanten und Macken.
Weißt du was mich heute am glücklichsten macht, ist das Fussel nun endlich ein ganz normaler, entspannter, menschenfreundlicher Hund sein kann und mit seinen Synapsenfeuerwerk ab und an leben wir einfach und machen ihm dann einen ruhigen Tag.
Nimmst du deinen Hund mit zur Arbeit, dahingehend hatte ich irgendetwas gelesen?