Beiträge von Udieckman

    Udieckman Danke für die ausführliche Antwort, super spannend!

    Eine Rückfrage hätte ich noch, so aus Neugier.. Du schreibst der Ruf der PSH ist schlechter geworden - warum?

    Die Aussage hat mich irgendwie sehr überrascht, hätte ich nicht gedacht.

    Weil sehr oft nicht gefunden wird.

    Was manchmal aber auch einfach nicht geht wenn man erst nach über 24h alarmiert wird..

    Es ist ein vielschichtiges Thema, insgesamt gehen aber immer mehr Suchen in die falsche Richtung. Das hängt häufig mit falscher "Personalauswahl" und "geschenkten" Prüfungen zusammen. Durch dieses "jeder Hund kann trailen" wird eine Masse an Teams ausgebildet, die eben nicht richtig gut sind.


    Bitte nicht diesen Blödsinn mit "nach 24 Stunden geht nicht mehr" verbreiten. Diese Behauptung des Herrn S. aus den USA geistert immer mal wieder durch das Netz. Zu Beginn hat er noch behauptet, dass älter als zwölf Stunden nicht geht. Mit entsprechenden Teams gehen ältere Suchen absolut. Wir haben mehrfach vier bis fünf Tage alt (auch in Innenstädten bei schlechten Wetterbedingungen) bestätigt gesucht, neun Tage alt ging auch. Und selbst eine vier Wochen alte Spur wurde angezeigt aber ausgeschlossen. Und nein, selbst die uns begleitenden Beamten hatten vorher keine Einsicht in die Akten. Hier sind wir genau bei der Thematik, dass es eben doch Hunde gibt, die eine entsprechende Genetik mitbringen. Und in diesen Situationen, wenn es eben schwieriger wird, spielen diese Hunde ihre Klasse aus.

    Hier gibts doch auch Mantrailer die echte Einsätze laufen... wie finde ich denn eine Mantrailstaffel? am Liebsten mit online Infos über Voraussetzungen, Mitmachbedingungen etc?

    Jino ist so motiviert und hat so viel Freude daran und ich denke er ist auch halbwegs talentiert, da könnte man das ja theoretisch wenn die Voraussetzungen passen auch perspektivisch tatsächlich sinnvoll nutzen, statt nur zum Spaß für uns... dachte ich.. finde aber nur die Rettungshundestaffel des DRK/ASB, die machen aber Flächensuche und da erfüllen wir ein paar Voraussetzungen nicht, das kommt also nicht in Frage..

    also dachte ich, ich frag mal hier, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen? :)

    Suchbegriff "Rettungshundestaffel" und "<Ort>" ist schon mal die beste Vorgehensweise. Es kann schon gut sein, dass die Staffeln in Deiner Nähe keine PSH ausbilden. Da gibt es die verschiedensten Gründe. In S-H und Nds gibt es die Möglichkeit, sich auch ohne eine Staffelzugehörigkeit durch die Polizei sichten zu lassen. Für Nds wird eine Prüfung einer Organisation vorgeschaltet.


    Bei der Staffel, die ich seit Anfang des Jahres unterstütze, sieht es ungefähr so:

    Voraussetzungen für Mensch - Hunde - Team ist idR allgemeine geistige und körperliche Fitness und Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und Lernwille. Der Hund sollte auch noch verträglich, motiviert und nicht zu alt sein. Arbeitgeber und Partner sollten Verständnis für die Aufgabe haben. Da gab es ein TeamsMeeting zu, in dem auch weitere Fragen gestellt werden konnten. Neben der Ausbildung des Hundes gibt es auch die Ausbildung des Menschen wie 1. Hilfe Mensch und Hund, Karte/Kompass, Sprechfunk und Helfergrundausbildung (DRK).

    Nach einer Woche gab es ein erstes Treffen, um sich persönlich kennen zu lernen. Für die ersten Kandidaten gibt es morgen den Eignungstest für den Hund. Erst danach darf am Training teilgenommen werden. Trainingszeiten sind Mittwoch Abend und Sonnabend.

    Nach der Helfergrundausbildung gehen die Hundeführer in spe als Helfer für die geprüften Flächenhunde mit.

    Als Ausbildungsdauer rechne ich bei den handelsüblichen Hunden mit recht unerfahrenen Hundeführer gute drei Jahre. Die Durchfallquote bei den HiOrgs liegt bei ca. 90%

    Als Organisationen gibt es auch noch THW, FF, BRH, DRV und BRZH. Bei THW und Feuerwehr wird aber der aktive Dienst (mehr oder weniger) eingefordert.

    Ich rechne bei der Ausbildung von fortgeschrittenen Teams mit bummelig 1 Stunde pro Team. Da kommt dann leicht ein ganzer Tag für Training zusammen.

    Was einem auch klar sein sollte: der Ruf der PSH ist im Laufe der Jahre immer schlechter geworden. Aus diesem Grund verzichten auch etliche Staffeln auf die PSH. Wenn man dann in Einsätze geht, ist der Fokus schon sehr auf einen gerichtet. Geruchsvorhalte werden im Wohnumfeld der vermissten Person gesichert. Da sind dann schon mal Eltern von Kindern vor Ort, die sich um Haltung bemühen. Jeder Schritt, den ich mache, wird beobachtet. Von Null bis über zwanzig in unmittelbarer Nähe hatten wir schon alles dabei. Die Richtung, die ich vorgebe, ist Suchbereich für weitere Einsatzkräfte. Für die Einsatzhundertschaft, die 3. Kreisfeuerwehrbereitschaft oder den Heli.

    Und die Wahrscheinlichkeit direkt zu finden, ist eher gering. Und manchmal auch nicht wirklich schön.

    Und Trailen in einer RHS hat schon eine andere Qualität als in einer Hundeschule. Denn eine einzige falsche Entscheidung........

    Ansonsten gerne auch ausführlich mal per Telefon!

    Mantrailing zur Beschäftigung ist für einen arbeitslosen Border Collie viel besser als zum Beispiel Agi. Da sind sie wie andere Hunde auch: Jagdsequenzen, die in Bereich der Nasenarbeit liegen, verlangen Konzentration und machen im Kopf müde. Das tut ihnen gut

    Ein Border kann sich auch bei Nasenarbeit hoch pushen. Das kann sehr schnell gehen.

    Ja. Denn Du entscheidest für Deinen Hund. Der Hobbymusiker, der einen Ton nicht trifft hat die Freiheit jederzeit aufzuhören. Das hat ein Hund nicht. Für den wird entscheiden. Die Frage, ob ich es erkenne und woran genau, hat für mich eine zentrale Bedeutung. Der Hobbymusiker, der sich über einen getroffenen Ton riesig freut, wird üben und besser werden, da dann noch mehr Töne getroffen werden und der Spaß wächst.


    flying-paws Die Jagdsequenz, die im Mantrailing im Zentrum steht und massiv abgefordert wird, ist absolut nicht die Jagdsequenz des Borders. Die Sequenzen des Borders, das Anschleichen und besonders das Hetzen, laufen über Auge (ähnlich den Sight Hounds) mit entsprechender hormoneller Entwicklung. Mantrailing ist rein Nase (Scent Hounds) und steht am Beginn der Jagdsequenzen. Dann ist das noch die Frage, ob die Hunde einzeln, gemeinsam (auch mit dem Menschen) oder in einer Gruppe jagen. Das Alles spricht massiv gegen Mantrailing als Beschäftigung für den Border. Er trailt nicht mal stümperhaft, er trailt einfach nicht. Trotzdem wird er sich der Aufgabe nicht verweigern.


    Wenn Nasenarbeit, dann kommt Geruchsdifferenzierung oder Gegenstandssuche der Veranlagung sehr viel mehr entgegen.

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    Wir machen Mantrailing und er macht das super, er macht das gerne und er freut sich riesig drüber ABER es ist auch kein Geheimnis, dass er niemals nie so glücklich nach dem Mantrailing ist, wie er er nach dem hüten war. Ja ich sehe die Unterschiede weil es einfach anders ist ein (nicht böse gemeint) Ottonormalhalter sieht da keinen Unterschied.

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    Es gibt überall solche und solche Hunde und auch bei den Bordern gibt es sicherlich welche, die die Arbeit am Vieh nicht brauchen (hier wäre ich dann eher bei Dingen wie Mantrailing als „Job“ statt sie im Agility noch höher zu pushen und sie sich weg ballern zu lassen). Weiß man als Welpe oder generell bei der Anschaffung was der Hund später einmal braucht? Nein. Genau da sehe ich das Problem. Warum muss man sich für eine hochspezialisierte Rasse entscheiden, wenn klar ist das ich die Grundeigenschaft des Borders gar nicht möchte?

    Ich könnte Endlos fortführen das aber nur mal grob von mir

    Nein, für einen BC ist Mantrailing nichts, was ihn glücklich macht und was er wirklich gut kann. Da wiederhole ich mich gerne. Beim (richtigen) Trailen werden komplett andere Jagdsequenzen abgerufen, als sie im BC angelegt sind. Der BC steht sich durch seinen WTP beim Trailen selber im Weg. Dann wird dem BC ja nachgesagt, dass er ja soooo schlau ist und alles kann. Leider eben nicht trailen. Und da Hundeschulen mit der Modebeschäftigung Trailen viel Geld verdienen können, sind die Kunden nur zu gern bereit zu glauben, dass der Hund trailen toll findet und es super macht.

    Ja, da ist gerade etwas massiv schiefgelaufen....... aber kein Jäger ballert wie blöd in der Gegend rum, weil ein Hund frei läuft. Ich persönlich kenne keinen einzigen Hund, der tatsächlich abgeschossen.

    Rehe hoch scheuchen ist ein NoGo, aber das Reh ist nicht gehetzt worden und Hund und Reh sind nicht über irgendwelche Straßen gerannt (Thema Verkehrsunfälle).


    Alle Verhaltensmuster sind mehr oder weniger stark in jedem Hund in verschiedenen Ausprägungen angelegt. Bei den Ursprungsrassen des ELO sehe ich dort schon Jagd- und Wachtrieb. Während der Pubertät kommen diese Verhaltensweisen so richtig zum Vorschein. Eine Kastration kann (muss aber nicht) Jagd- und Wachverhalten sogar verstärken (wenn ich an das SeminarWochenende noch richtig erinnere). Ich halte auch den Zeitpunkt der Kastration für ungünstig, da die Hündin nicht wirklich die volle hormonelle Reife entwickeln und damit, aus meiner Sicht, klar im Kopf werden konnte.


    Was ich hier sehen würde, ist eine Umkehrung der Rollen:

    Du wirst es niemals schaffen, alle Rehe oder Hasen oder Katzen vor Deinem Hund zu sehen. Und schon gar nicht zu riechen. Der Hund soll sich an Dir orientieren und immer eine Gehirnzelle für Dich bereit haben.


    Es muss ja nicht das BootCamp sein, aber klare, ruhige Ansagen mit entsprechender Körpersprache geben einem Hund eine sehr gute Orientierung. Und manchmal muss man dann noch nicht mal mehr reden.


    Schmunzeln musste ich aber doch etwas, denn meine Vorstellung von "Mein Hund hat ein Reh gehetzt" sieht bei meinen Rassen eben doch ganz anders aus :smiling_face:

    Spaziergang würde ich abwechselnd gestalten. Deutlich machen, dass die Leine jetzt kurz ist und dann minimal Übungen einfordern und dann nach Hinweis die Leine auch wieder lang laufen lassen.


    Ein weiterer Punkt wäre für mich auch noch die sonstige Beschäftigung. Was gibt es Deinen Hund so richtig glücklich macht?

    Wir hatten gerade die Diskussion, bis zu welcher Entfernung der Flächenhund eine Person wohl orten kann. Kennt jemand eine seriöse Untersuchung zu dem Thema? Mir ist klar, dass hier viele Parameter eine Rolle spielen. Ich möchte aber weg von diesem "Mein Hund hat mal.....". Danke!

    Das würde mich tatsächlich auch interessieren. Ich kenne Border Collies, die z.B. am Pferd mitlaufen und auch als Schulhunde arbeiten und einen für mich unauffälligen Eindruck machen

    Eigentlich wollte ich mich nicht äußern, da ja viele die Meinung vertreten, ein BC ist nur glücklich, wenn er am Vieh arbeitet.

    Wir haben derzeit 2 Border Collies aus dem TS, beide hätten ein tristes Leben im TH geführt, wären sie nicht vermittelt worden.

    Wir haben keine Schafe, ziehen auch nicht in Betracht , welche zu holen und unsere Border werden ausgelastet mit Mantrailing und Apportieren. Diese Beschäftigungen lieben sie, arbeiten richtig gut und es mag sein, dass sie an Schafen glücklicher wären, aber mein Eindruck ist, es sind glückliche Hunde so wie sie gehalten werden

    Es mag sein, dass Deine BC Dir den Eindruck vermitteln, dass sie Mantrailing "lieben". Sie tun es aber nicht. Sie trailen, weil sie es sollen, nicht weil sie es wollen. Was das "sie arbeiten richtig gut" betrifft - der BC orientiert sich nach hinten und lernt sehr schnell, genau den Eindruck zu vermitteln. Da spielt die Genetik in die Hände, das Trailen an sich ist aber gegen die Genetik.


    Oder würde mir jemand ernsthaft empfehlen, mit einem Saint Huber oder Schwyzer hüten gehen zu wollen?