Ich finde den Wunsch nach einem Hund als Begleiter überhaupt nicht verwerflich. Und ja, das Interesse des Tiers zu wahren ist wichtig, aber es ist auch völlig legitim, menschliches Interesse hoch zu bewerten. Insbesondere in einer Situation, in der der Hund bessere Teilhabe am Leben ermöglicht. Das hat ja mittlerweile sogar der Gesetzgeber - endlich - eingesehen. Und für Notfälle gibts immer noch Hundepensionen, falls kein anderer Ansprechpartner da sein sollte. Was hier übrigens nirgendwo gesagt wurde.
Gerade beim Assistenzhund wird bei der Anerkennung übrigens durchaus aufs Wohl des Hunds geguckt. Dass der Hund prinzipiell geeignet sein sollte und das Rüstzeug haben sollte, ist klar.
Zu der Frage einfach nochmal verschiedene Punkte herausgepickt:
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Mir wäre wichtig, dass ich mit meinem Assistenzhund draußen keine Angst haben muss, denn durch das Trauma ist besonders die Angst vor Überfällen und im Dunkeln massiv angestiegen.
Dazu ist ja schon Verschiedenes gesagt worden. Ein Hund kann dabei unterstützen, Sicherheit zu gewinnen. Er ist ein Begleiter, er gibt Gängen draußen eine Struktur, ein Ziel, ermutigt auch zum Rausgehen und dazu, sich mit den Ängsten zu konfrontieren. Was letztlich ein entscheidender Baustein für Fortschritte bei der Angstbewältigung ist.
Die Angst nehmen kann er mMn nicht.
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Ich möchte, dass der Hund solche Aufgaben übernimmt wie: selbstschädigendes Verhalten unterbinden,
Das wäre ganz klar eine Aufgabe für einen gut ausgebildeten Assistenzhund
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aus Albträumen aufwecken,
Auch das ist eine Aufgabe für einen ausgebildeten Assistenzhund
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mich von potentiell bedrohlichen Menschen abschirmen/wegführen/dazwischenstellen,
Das ist keine Aufgabe, die Du einem Hund ohne Weiteres übertragen kannst. Das sind Bilder eines ausgebildeten Personenschutzhunds, wie sie durch Medien ziemlich romantisiert suggeriert werden. Auch dazu steht hier ja schon Einiges, das ist einfach nicht realistisch.
Was ein Hund möglicherweise tun wird: Er wird es merken, wenn Du ihn als Schutzschild gegen Menschen nutzen möchtest, die Du als bedrohlich wahrnimmst. Und versuchen, diesen Job auszuführen. Aber sehr sicher wird er dann eher auf Deine Signale reagieren, auf den Stress, den Du hast und abbildest. Und genau deshalb solltest Du bewusst nach einem wirklich sehr verträglichem, nervenstarken Hund greifen, der eben nicht unangemessen gegen Andere reagiert, wenn Du Stress hast.
Was ein Assistenzhund in dieser Situation leisten kann: Dich auf Deinen steigenden Stresspegel aufmerksam machen und Dir signalisieren, dass Du Dich aus der Situation zurückziehen solltest. Dich dadurch stützen, dass er ruhig bleibt und bei Dir ist.
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meine Wohnung absuchen, ob Einbrecher dort sind,
Ich kenne keinen gesunden Hund, der fremde Präsenz nicht signalisiert 
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mir durch Körperkontakt Sicherheit geben.
Auch das kann jeder Hund. Hier ist es aber durchaus auch sinnvoll, wenn eine entsprechende Ausbildung da ist. Umso eher merkt der Hund es, wennnDu das brauchst. Am Besten schon vor Fir.
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Ist denn das Thema 'passt im Notfall auf mich auf' und 'Assistenzhund' überhaupt irgendwie unter einen Hut zu kriegen? Der Hund soll ja nicht 'grundsätzlich' andere Menschen angehen, sondern im Notfall, falls ich mal wirklich angegriffen werde und Hilfe brauche, da sein und mir helfen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt für mich.
Ein Assistenzhund passt auf Dich auf. Er registriert, was mit Dir passiert, er ist da, wenn Du emotionalen Support brauchst und er sensibilisiert Dich dafür, wann Du an Grenzen kommst.
Vor der Welt schützen kann er Dich nicht. Und er hat auch keinen Filter dafür, wer Dir gut will und wer nicht.
Aber einen Hund dabei zu haben ist per se schon ein gewisser Schutz und Abschreckungsfaktor.
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Diese Zwangshandlungen könnten wieder kommen, wenn ich zurück in ne eigene Wohnung gehe.
Und da hätte ich dann gerne einen Hund an meiner Seite, der mir bescheid sagt, falls jemand Fremdes in der Wohnung ist.
Zwänge sind ein sehr komplexes Thema und fies und nutzen jede Lücke. Da würde ich auch nicht einfach so beiseite wischen, was pinkelpirscher geschrieben hat. Diese Befürchtung wäre für mich - auf mich selbst bezogen - definitiv ein Signal, den Schritt in die eigene Wohnung dann zu machen, wenn es therapeutisch begleitet wird. Ich bin da nicht mehr so up to date, aber ich meine, da müsste es im Zweifelsfall auch in einer Verordnungspause Möglichkeiten geben. Hast Du wen, der Dich da beraten könnte?
Ich würde auf jeden Fall bei der Hundeplanung aber eher im Kopf behalten, ob und inwieweit ein Assistenzhund beim Ausstieg bzw. der Unterbrechung von Zwangshandlungen erfolgreich eingesetzt werden kann, abseits davon, dass er alleine schon durch sein Verhalten signalisiert, dass da niemand ist und die Ängste keine reale Grundlage haben.
Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute und fände es sehr sinnvoll, wenn Du schon mal verschiedene Institute für die Ausbildung von Assistenzhunden kontaktierst.